Stapelfeld. Rund 70 Anlieger kommen zu Info-Veranstaltung und stellen kritische Fragen. Sie wollen keinen höheren Belastungen.
„Wird die neue Anlage mehr Schadstoffe ausstoßen als die jetzige?“, fragt eine besorgte Anliegerin. Die Antwort, wenn auch erst über Umwege gegeben, ist ein klares Ja. Kritische Fragen wie diese sind es, die der Firma EEW Energy from Waste – Betreiberin der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld – im wahrsten Sinne des Wortes einheizen. Dabei hatte sie sich mit bunten Broschüren, Traubenzucker-Bonbons und dem Versprechen auf gratis Bratwürste und Glühwein nach der Veranstaltung sichtlich bemüht, für gute Stimmung zu sorgen.
Um den Fragen der Anwohner gerecht zu werden, sind außerdem neben Deutschland-Geschäftsführer Bernard Kemper drei weitere Mitglieder aus der Unternehmensleitung, ein beauftragter Ingenieur und ein Moderator in den Ort an der Grenze zu Hamburg gereist. Rund 70 Zuschauer kamen, um ihnen auf den Zahn zu fühlen. Hintergrund ist der geplante Neubau einer Müllverbrennungsanlage, die direkt neben dem aktuellen Standort in der 1700-Einwohner-Gemeinde entstehen soll.
Neue Anlage produziert mehr als doppelt so viel Strom
Während Kapazität und Schadstoffausstoß der „Mülle“, wie sie von vielen Anwohnern wenig liebevoll genannt wird, in etwa auf dem alten Niveau bleiben sollen, produziert sie bei vorerst gleicher Fernwärme-Ausbeute mehr als doppelt so viel Strom, wie der technische Geschäftsführer Morten Holpert erklärt. Neu hinzukommen soll eine Verbrennungsanlage für Klärschlamm. Auch ihre Emissionen sollen weit unter den gesetzlichen Vorgaben liegen – kommen aber zu dem bisherigen Ausstoß hinzu, wie die Bürger nach zähem Nachbohren erfahren.
Dabei unverständlich: Auf einer Grafik des Unternehmens waren neben den gesetzlichen Grenzwerten und den Emissionen der aktuellen Anlage nur der Ausstoß der neuen Anlage noch ohne die Klärschlammverbrennung verzeichnet. Dabei hatte es entsprechende Nachfragen bereits bei einer ähnlichen Veranstaltung vor vier Wochen gegeben. Holpert versprach: „Wir werden Zahlen vergleichbarer Anlagen nachtragen.“
Niedriger Schornstein ist gesetzliche Vorgabe
Es ist ein emotional belegtes Thema. Dabei sagt Projektleiter Holger Heinig: „An unseren zwei Messpunkten Braak und dem Sieker Ortsteil Meilsdorf sind keine Auffälligkeiten im Vergleich zu anderen ländlichen Gebieten messbar.“ Dennoch scheiden sich die Geister zwischen dem Unternehmen, das deutlich macht, alle Grenzwerte einzuhalten und den Bürgern, die am liebsten überhaupt keinen oder zumindest nicht mehr Schadstoffeintrag wünschen. Sie verstehen auch nicht, dass der neue Schornstein der Anlage auch nur noch 63 anstatt der bisher 110 Meter hoch sein soll. Alexander Ropertz vom beauftragten Ingenieurbüro: „Das ist eine gesetzliche Vorgabe, daran können wir nichts ändern.“ Dabei sind die Anwohner weniger besorgt, ihr „Wahrzeichen“ zu verlieren. Für sie geht es um den Schadstoffausstoß: „So kommt doch selbst bei gleichen Emissionen mehr bei uns an.“ Ropertz muss zustimmen, entgegnet aber auch: „Sie liegen damit aber immer noch unter der Nachweisgrenze.“ An dieser Stelle kommen Betreiber und Bürger nicht zusammen.
Allerdings können Bürger genauso wie Umweltverbände und andere Behörden bei der öffentlichen Auslegung der Pläne noch Bedenken geltend machen. Sie ist für das kommende Frühjahr geplant. Parallel will EEW über das Vorhaben mit weiteren Veranstaltungen und einem Infomobil in der Region aufklären. Mit dem Bau könnte nach Unternehmensangaben noch 2019 begonnen werden. Die Fertigstellung ist für den Sommer 2022 geplant.
Mehr Informationen über das Vorhaben gibt das Unternehmen unter: www.energie-zukunft-stapelfeld.de