Hammoor. Lasbek, Steinburg und Todendorf fühlen sich übergangen. Juristische Schritte nicht ausgeschlossen. Nächste Woche Treffen in Kiel.

Der von der Gemeinde Hammoor geplante Autohof direkt an der Autobahn 1 in Richtung Norden bekommt reichlich Gegenwind aus den Nachbarorten. Sowohl die Gemeindevertreter in Lasbek als auch in Steinburg lehnen das Großprojekt mit Raststätte, Tankstelle, Sanitäreinrichtungen und Gastronomie an dem Standort unter den jetzigen Bedingungen ab. Sie fühlen sich „massiv in ihren Rechten verletzt“. Kritik kommt auch aus Todendorf.

Notfalls wollen die Dörfer juristisch gegen die Planung vorgehen, um ihre Interessen zu wahren. Die Nachbarorte bemängeln vor allem einen ihrer Meinung nach schlechten Informationsfluss. Es habe zum Autohof lediglich Mitte September ein Treffen in Hammoor gegeben, das Todendorf so zusammenfasst: „Der Inhalt, der Umfang und die Qualität dieser Veranstaltung waren in keinster Weise ausreichend.“

Motel, Werkstätten und Spielhalle wären auch möglich

Der Hammoorer Bebauungsplan 17 sieht zwischen der Autobahn 1, den beiden Hauptstraßen (L 89 und L 90) sowie der Süderbeste an der Grenze zu Lasbek ein 14,6 Hektar großes Sondergebiet vor. Davon beansprucht der Autohof – ähnliche Anlagen in Deutschland kosteten rund zehn Millionen Euro – etwa sechs Hektar.

Im Rest des Areals könnten sich autohofbezogene Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe ansiedeln, zum Beispiel ein Motel, Werkstätten oder Spielhallen. Im September hatten die Hammoorer Gemeindevertreter die Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden am Vorentwurf beschlossen.

Nachbarn sehen Verstoß gegen Landesplanungsgesetz

Harald Lodders (SPD): „Die Autohofplanung beschneidet unsere Möglichkeiten extrem.“
Harald Lodders (SPD): „Die Autohofplanung beschneidet unsere Möglichkeiten extrem.“ © Birgit Schücking

„Die Autohofplanung beschneidet unsere Entwicklungsmöglichkeiten extrem“, sagt Lasbeks Bürgermeister Harald Lodders (SPD). Das Sondergebiet reicht bis zum Bach Süderbeste, der die Ortsgrenze markiert. „Damit wäre dort für uns kein Gewerbegebiet mehr möglich“, so Lodders. Das wäre allerdings eine Option, wenn der nördliche Autobahnanschluss mit dem neuen Kreuz A 1/A 21 wie vorgesehen von Hammoor auf Lasbeker Gebiet verlegt wird. Mehr Verkehr, Lärm-, Luft- und Müllbelastung sind ihre weiteren Argumente gegen den Autohof-Standort.

„Wir vermissen den Dialog“, sagt Lodders. Für zusätzliche Verärgerung habe die Mitte September zur Beteiligung der Nachbargemeinden angesetzte Frist für eine Stellungnahme bis zum 18. Oktober gesorgt. „Da waren drei Wochen Herbstferien, da hätten wir Gemeindevertreter gar nicht zusammenkommen können“, so Lodders. Der Satz „Sollte Ihre Stellungnahme am Ende der Frist nicht vorliegen, gehen wir davon aus, dass Ihre Belange durch die Planungen nicht berührt werden oder hinreichend berücksichtigt worden sind“ habe weitere Verwunderung ausgelöst.

Steinburg hat einen langen Fragenkatalog erstellt

So ist der Autohof an der A1 geplant
So ist der Autohof an der A1 geplant © HA | Ha

Nach Protesten verlängerte das Amt Bargteheide-Land die Frist bis 9. November. Lasbek wirft Hammoor nun vor, mit „einem im Eilverfahren durchgezogenen Bebauungsplan zum Sprung über die Autobahn“ anzusetzen. Die Nachbarn sehen einen Verstoß gegen das Raumordnungs- und das Landesplanungsgesetz und fordern „zwingend“ ein aufwendigeres Zielabweichungsverfahren.

„Aus unserer Sicht ist ein Autohof auf der anderen Seite im Dreieck A 1/A 21 weiter die beste Lösung“, sagt Bürgermeister Lodders. Das hätten auch Gutachter empfohlen.

Rechtliche Schritte für ein Zielabweichungsverfahren unterstützt auch Steinburg. Das haben die Gemeindevertreter ohne Gegenstimme beschlossen. „Wir haben nichts gegen einen Autohof oder Hammoor, können aber überhaupt nicht abschätzen, was auf uns zukommt“, sagt Bürgermeister Wolfgang Meyer (CDU). Informationen gebe es nur spärlich. So sei nicht geklärt, welchen Auswirkungen die Bauphase oder täglich 220 Lastwagen plus viele Pkw auf den Verkehr in den Dörfern habe.

Termin bei Landesplanungsbehörde in Kiel geplant

Wolfgang Meyer (CDU): „Wir können überhaupt nicht abschätzen, was auf uns zukommt.“
Wolfgang Meyer (CDU): „Wir können überhaupt nicht abschätzen, was auf uns zukommt.“ © CDU Steinburg | CDU Steinburg

Ein langer Fragenkatalog zu dem sieben Tage die Woche an 24 Stunden geöffneten Autohof reicht von Radwegen bis zur Müllbelastung. Er endet mit der Feststellung: „Erscheint es nicht sinnvoll, eine Planungsgemeinschaft aller betroffenen Gemeinden zu bilden?“. Wolfgang Meyer: „Wir erwarten, dass man auf uns zukommt. Dann lassen sich Probleme gemeinsam lösen.“

Mehr Klarheit erhoffen sich alle Beteiligten in der kommenden Woche. Dann haben Vertreter der Amtsverwaltung und Hammoorer Gemeindevertreter einen Termin bei der Landesplanungsbehörde in Kiel, die dem Innenministerium angegliedert ist. Mit dabei ist Stormarns Landrat Henning Görtz.

Windkraft-Vorranggebiete wurden im Juli aufgehoben

„Dabei geht es darum, ob eine Abstimmung über die künftige Nutzung reicht oder ein formelles Zielabweichungsverfahren erforderlich ist“, sagt Bernd Gundlach, Leiter der Amtsverwaltung Bargteheide-Land. Die Landesregierung hatte zuletzt rechts und links der A 1 auf 67 Hektar Platz für Windräder vorgesehen, was den Autohof verhindert hätte. Im Juli dieses Jahres wurden die Windkraft-Vorranggebiete allerdings aufgehoben – auch nach massiven Protesten aus Stormarn.

Danach nahmen die Hammoorer Gemeindevertreter das Autohof-Projekt wieder in Angriff, stimmten für den B-Plan-Vorentwurf. Auf den jetzt von Bauern genutzten Feldern sollen schon bald maximal 16 Meter hohe Gebäude stehen. Die Zufahrt soll über eine neue Einmündung von der L 90 erfolgen.

Landrat Görtz hofft auf friedliche Lösung

Auch die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) wird in der Sache erneut aktiv. Die Wirtschaftsförderer hatten Anfang 2017 mit einer Unternehmensberatung ein sogenanntes Investorenauswahlverfahren initiiert, auf das sich 18 Interessenten meldeten. Nun sollen einige von ihnen konkrete Vorschläge machen.

Landrat Görtz hofft, dass die Nachbarorte einen gemeinsamen Weg finden – ohne Gerichte zu bemühen. „Der Autohof ist wichtig für Stormarn“, sagt er. Die vorhandenen Rastplätze sind häufig so überfüllt, dass die Lastwagen in Ein- und Ausfahrten stehen oder die Fahrer in nahe Wohn- und Gewerbegebiete ausweichen – dort ohne jegliche sanitäre Anlagen. Zeit für Gespräche habe es in den vergangenen Jahren genug gegeben. Görtz: „Ich glaube nicht, dass das so ein überraschendes Projekt ist.“