Hammoor. Stormarner Proteste erfolgreich: Land ändert Plan für das Autobahnkreuz bei Hammoor. Jetzt sollen Investoren Entwürfe ausarbeiten.
Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat die Windräder-Planung für Hammoor aufgehoben. Ein 67 Hektar großes Vorranggebiet auf beiden Seiten der Autobahn 1 für etwa sieben Anlagen ist im neuen Entwurf der Regionalplanung zur Windkraft nicht mehr enthalten. Das hat das Kabinett in Kiel jetzt beschlossen.
Diese Entscheidung bedeutet auch, dass der Weg für einen Autohof und ein Gewerbegebiet am Autobahnkreuz frei ist. Beide Großprojekte – erste Ideen gab es vor Jahrzehnten – lagen wegen des zu geringen Abstands zu möglichen Windrädern auf Eis. Im Kreis Stormarn stößt der Kurswechsel in Kiel durchweg auf Zustimmung.
„Richtig, den zentralen Bereich nicht zu verbauen“
„Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, der künftigen Entwicklung, sei es durch einen Autohof oder ein Gewerbegebiet, den Vorrang vor der Windkraft zu verschaffen“, sagt der Landtagsabgeordnete Claus Christian Claussen (CDU) aus Bargteheide. Es sei richtig, sich die Möglichkeiten in dem zentralen Bereich des Kreises nicht mit Windrädern zu verbauen. Das Innenministerium hat rund 6500 Stellungnahmen zum ersten Entwurf abgearbeitet. Den hatte das Oberverwaltungsgericht Schleswig im Januar 2015 gestoppt.
Claussen betont, dass das Land sein Windkraft-Energieziel von zehn Gigawatt erreiche. In den ausgewiesenen Gebieten könnten ab sofort wieder Ausnahmegenehmigungen erteilt werden. Zudem würden die Menschen besser vor Lärm geschützt: Der Mindestabstand zu Wohnsiedlungen erhöht sich von 800 auf 1000 Meter.
Lkw-Rastplätze sind in vielen Nächten völlig überfüllt
Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) drängt schon seit Anfang 2011 auf einen Autohof am Kreuz der Autobahnen 1 und 21. „Ich freue mich, dass die Allianz aus dem Kreis Stormarn, der Gemeinde Hammoor und uns beim Land gewirkt hat“, sagt WAS-Geschäftsführer Detlev Hinselmann. Auch mit Gutachten habe man beweisen können, dass das Areal wesentlich besser für wirtschaftliche Zwecke als für Windkraft geeignet sei.
Bereits vor einem knappen Jahrzehnt beklagten die Wirtschaftsförderer, dass auf der A-1-Raststätte Buddikate in manchen Nächten doppelt so viele Lastwagen stehen wie erlaubt. Mittlerweile weichen Dutzende Lkw-Fahrer, die keinen Parkplatz an den Autobahnen finden, in Gewerbe- und sogar Wohngebiete von Ahrensburg, Bargteheide oder Bad Oldesloe aus, um zu schlafen und Pausenzeiten einzuhalten. Um das zu ändern, will die WAS mit dem Autohof durchstarten. Anfang 2017 hatte sie mit Hilfe einer Unternehmensberatung ein sogenanntes Investorenauswahlverfahren initiiert. Gesucht wurde ein Projektentwickler für einen sechs Hektar großen Autohof mit Sanitäreinrichtungen, Tankstelle und Gastronomie, möglicherweise auch Motel und Tourismusinformation für den Kreis Stormarn.
Kriesverwaltung hatte sich für den Autohof eingesetzt
„Die Resonanz war groß, 18 Interessenten haben sich gemeldet“, sagt Detlev Hinselmann. Wegen der Windkraft-Fragezeichen sei das Verfahren zunächst gestoppt worden. „Jetzt können wir endlich die zweite Phase vorbereiten, in der es um konkrete Kosten und Entwürfe geht“, so Hinselmann. Dafür würden einige Anbieter ausgewählt und voraussichtlich im Herbst aufgefordert, detaillierte Vorschläge zu machen.
Mit Erleichterung hat Stormarns Landrat Henning Görtz den Richtungswechsel in Kiel registriert. Er sagt: „Ich bin sehr zufrieden, das ist ein gutes Signal der Landesregierung.“ Dort hatte die Kreisverwaltung schriftlich eingewandt, dass in Hammoor ein Autohof und Firmenansiedlungen viel sinnvoller seien als Windparks. Bis auf die Grünen unterstützten auch die Kreistagsabgeordneten diese Argumentation.
Voraussetzung ist der Umbau des Autobahnkreuzes
Die Gemeinde Hammoor hat ebenfalls mehrfach bekräftigt, dass sie Gewerbe in Autobahnnähe bevorzugt. Vor einem Jahr votierten die Gemeindevertreter einstimmig gegen das Windkraft-Vorranggebiet in ihrem Ort und für die Planung eines Autohofs. „Insofern sind wir froh, dass die neue Situation genau unseren Beschlüssen entspricht“, sagt Bürgermeister Andreas Jendrejewski (Allgemeine Wählergemeinschaft Hammoor). Allerdings gab es bei der damaligen Sitzung auch kritische Stimmen aus den Reihen der Bürger. So meinte ein Zuhörer, dass unter den 15 Grundstückseigentümern am Autobahnkreuz einzig die Gemeinde für einen Autohof sei. Alle anderen hätten an dem Bau kein Interesse.
Voraussetzung für künftige Projekte ist ohnehin der Ausbau des Autobahnkreuzes. Ein Entwurf aus dem Jahr 2016 sieht eine Kleeblattform, eine neue Trasse für die Landesstraße und die Verlegung der Anschlussstelle in Richtung Norden vor. Wann der Umbau beginnt, steht noch nicht fest.
Das Kieler Innenministerium bereitet unterdessen die Auslegung des zweiten Entwurfs für den Windkraftplan vor. Erneut können Institutionen und Einwohner ihre Anregungen vorbringen. Auf einen Zeitplan möchte sich der CDU-Abgeordnete Claus Christian Claussen nicht festlegen: „Das hängt davon ab, ob noch mal substanziell neue Dinge kommen.“