Ahrensburg. Geschäft hat offenbar aus „gesundheitlichen Gründen“ freiwillig geschlossen. Verfahren der Behörden laufen derzeit noch.

Auf den ersten Blick sieht alles aus wie gehabt: Aufsteller werben für eine Reise an Traumstrände, Studienreisen werden angepriesen. Erst an der Eingangstür wird deutlich, dass das Reisebüro Langeloh in der Ahrensburger Stormarnstraße geschlossen ist. Auf einem Zettel an der Eingangstür steht der Hinweis. Bereits gebuchte Reisen würden jedoch trotz Krankheit weiter betreut.

Ein genauerer Blick durch die Scheibe offenbart, dass erste Regale geräumt sind, mehrere blaue Mülltonnen stehen im Büro. Wie berichtet, hatten sich mehrere Leser an das Abendblatt gewandt, die ihre im Geschäft von Angela Langeloh bezahlte Reise nicht antreten konnten oder gar abbrechen mussten, weil entsprechende Zahlungen nicht bei den Reiseveranstaltern angekommen waren. Betrugsvorwürfe wurden laut.

Die Staatsanwaltschaft führt ein umfangreiches Verfahren

Zu den Geschädigten gehört Alfried Haase. Er hat einen Vollstreckungsbescheid gegen die Firma, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, erwirkt. „Der ließ sich jedoch nicht umsetzen, da praktisch kein Vermögen vorhanden ist“, so Haase zum Abendblatt. Da bei dieser Gesellschaftsform jedoch die Inhaber mit ihrem gesamten Privatvermögen haften, versucht er nun, auch einen Anspruch darauf zu erwirken. „Viel Geld ist vermutlich nicht mehr zu holen. Mir geht es vielmehr darum, zu verhindern dass weitere Kunden geschädigt werden“, so Haase.

Bei einer Anhörung vor dem Amtsgericht Ahrensburg habe Langeloh Mitte Juni noch verlautbaren lassen, dass sie ihr Geschäft ohne ein festes Büro weiterbetreiben wolle. „Meinem Anwalt gegenüber hat sie Ende August jedoch mitgeteilt, dass sie es Ende September aufgeben und ihre Mitarbeiter entlassen werde. Sie selbst sei auf Jobsuche“, so Haase. Auf den versprochenen Zahlungsplan zur Tilgung der bei ihm aufgelaufenen Schulden warte er jedoch bis heute. „Das ist eine Verzögerungstaktik“, sagt Haase.

Verdacht auf Betrug steht im Raum

 
  © HA | Marc R. Hofmann

Unterdessen dauern die von der Staatsanwaltschaft in Lübeck als auch von der Stadt Ahrensburg geführten Verfahren noch an. Das Geschäft ist demnach nicht auf ihre Anordnung hin geschlossen worden. Oberstaatsanwältin Ulla Hingst: „Es wird in alle Richtungen ermittelt, hauptsächlich geht es aber um den Verdacht des Betruges.“ Genauere Aussagen könnten nicht gemacht werden, weil die zuständige Kollegin erst in der übernächsten Woche wieder erreichbar sei. In einem vorherigen Gespräch hatte die Pressesprecherin jedoch deutlich gemacht: „Wir sind nicht für die Gefahrenabwehr zuständig.“ Verantwortlich sei die Gewerbeaufsicht der Stadt Ahrensburg.

Thomas Reich, Justiziar der Stadt, sagt: „Damit das Geschäft von uns geschlossen werden kann, muss die Unzuverlässigkeit des Inhabers nach Paragraf 35 der Gewerbeordnung festgestellt werden.“ Die Verwaltung werde deswegen mit anderen Behörden wie der Staatsanwaltschaft, dem Finanzamt und auch der Berufsgenossenschaft Kontakt aufnehmen. Außerdem hätten sich Geschädigte gemeldet, die jedoch noch keine Belege für ihre Behauptungen vorlegen konnten. Die rechtlichen Hürden einer Schließung lägen jedoch hoch. „Sie muss zum Schutz der Allgemeinheit oder der im Betrieb Beschäftigten erforderlich sein.“ Es sei fraglich, ob diese im konkreten Fall überschritten würden.

Unterlagen in Ahrensburger Behörde noch nicht bearbeitet

Alfried Haase zumindest sieht das anders. „Ich habe der Stadt meine Unterlagen per Mail angeboten, darauf jedoch keine Antwort erhalten“, sagt er und legt eine Sendebestätigung vor. Auf Nachfrage in der Pressestelle der Stadt konnte am Mittwochnachmittag nicht geklärt werden, ob diese an die zuständige Stelle weitergeleitet wurde.

Angela Langeloh war unterdessen nicht für das Abendblatt zu sprechen. Die Telefonnummer des Geschäfts ist nicht mehr vergeben, unter der im Aushang genannten Alternative meldet sich nur ein Anrufbeantworter und die Frist zur Beantwortung einer Mail ließ sie verstreichen. Im Aushang heißt es, das „stationäre“ Geschäft sei geschlossen. Unklar bleibt deshalb, ob Langeloh freiwillig aufgibt oder ihren Betrieb in anderer Form fortsetzen möchte. Eine weitere Filiale in Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) soll nach Angaben des Geschädigten Alfried Haase schon länger geschlossen sein, eine im Internet genannte Telefonnummer ist ebenfalls nicht mehr vergeben.

Im Jahr 2010 hatte Monika Langeloh, die Mutter von Angela, mit ihrem Reisebüro an beiden Standort Insolvenz angemeldet. Sie waren danach in der Rechtsform einer GbR von Mutter und Tochter weiterbetrieben worden.