Grosshansdorf. Gemeinde will Bau von Rad-Parkhäusern an den U-Bahnhöfen nach Abendblatt-Test schnell umsetzen und gefährliche Kreuzung entschärfen.

Keine „Felgenkiller“-Fahrradständer mehr, stattdessen überdachte Doppelstockparkhäuser und Bügel: Der Großhansdorfer Bauausschuss hat ein umfangreiches Ausbauprogramm für die Bike-and-ride-Anlagen an allen drei U-Bahnhöfen in der Waldgemeinde beschlossen. Es soll bereits 2019 umgesetzt werden, anstatt – wie ursprünglich geplant – über drei Jahre verteilt. Anlass sind die Ergebnisse des Abendblatt-Radwege-TÜVs.

Zurzeit reichen die Stellplätze an den U-Bahnhöfen – wie hier in Schmalenbeck – nicht aus
Zurzeit reichen die Stellplätze an den U-Bahnhöfen – wie hier in Schmalenbeck – nicht aus © HA | Janina Dietrich

Großhansdorf zieht damit so schnell wie keine andere Kommune in Stormarn Konsequenzen aus dem Test, der die schlechten Abstellmöglichkeiten an den U-Bahnhöfen Großhansdorf, Kiekut und Schmalenbeck benannt hatte. Da die vorhandenen Fahrradständer bei Weitem nicht ausreichen, schließen viele Pendler ihre Räder an Brückengittern und Straßenlaternen an. „Die Gemeinde müsste endlich Geld in die Hand nehmen, um die Situation zu verbessern“, forderte Jürgen Hentschke, stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Stormarn.

Bürgermeister: „Das war längst überfällig“

Jürgen Hentschke vom ADFC hat für das Abendblatt die Straßen Großhansdorfs getestet. Die gefährlichste Stelle ist für ihn die Kreuzung Hansdorfer Landstraße/Sieker Landstraße
Jürgen Hentschke vom ADFC hat für das Abendblatt die Straßen Großhansdorfs getestet. Die gefährlichste Stelle ist für ihn die Kreuzung Hansdorfer Landstraße/Sieker Landstraße © HA | Janina Dietrich

Und das macht Großhansdorf jetzt. „Wir haben die Anregungen aufgenommen und sofort reagiert“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Für 424.900 Euro sollen die Bike-and-ride-Anlagen modernisiert und vergrößert werden. Der Großteil der Kosten soll durch Zuschüsse des Nahverkehrsverbundes Schleswig-Holstein und der Metropolregion Hamburg gedeckt werden, die Förderanträge will die Verwaltung nun stellen. Voß rechnet mit einem Eigenanteil der Gemeinde von 71.000 Euro.

„Wir werden die Situation an allen drei U-Bahnhöfen verbessern“, sagt er. „Das war längst überfällig.“ Das Konzept dafür lag bereits vor dem Abendblatt-Test vor. An der Haltestelle Großhansdorf soll anstelle der veralteten Anlage an der Straße Schaapkamp ein überdachtes Doppelstockparkhaus für 96 Räder entstehen. 25 weitere Plätze mit Bügeln werden am Buswartehäuschen im Eilbergweg geschaffen. Weitere Bügel sind auf der Freifläche vor dem Bahnhof geplant. Voß sagt: „Mit den Maßnahmen verdreifachen wir ungefähr die Zahl der Abstellmöglichkeiten.“

Auch vor dem Rathaus sollen neue Stellplätze entstehen

Auch das Buswartehäuschen am Eilbergweg in Großhansdorf soll künftig Platz für Räder bieten
Auch das Buswartehäuschen am Eilbergweg in Großhansdorf soll künftig Platz für Räder bieten © HA | Gemeinde Großhansdorf

Schwieriger sei die Situation am U-Bahnhof Kiekut, da das Gelände rund um die Haltestelle Privateigentum sei. Die vorhandene Anlage, die aus „Felgenkillern“ besteht, soll umgestaltet werden und Bügel bekommen. Dort bleibt es bei 24 Plätzen. Zusätzlich will die Gemeinde ein Doppelstockparkhaus für 48 Räder auf dem Rathausvorplatz aufstellen. Das sei zwar wegen der Entfernung von gut 50 Metern zum Bahnhof nicht ideal, es gebe aber keine Alternative. „Wir hoffen, dass die Plätze trotzdem genutzt werden“, sagt Voß.

An der Haltestelle Schmalenbeck soll die veraltete Abstellanlage vor dem Gebäude durch einen Doppelstocker mit 48 Plätzen ersetzt werden. Weitere 24 Plätze mit Bügeln sollen hinter dem Bahnhof entstehen. Dort sind zudem zwei größere Stellplätze für Lastenräder oder Tandems geplant. Wohin die dortigen Altglas- und Altpapiercontainer versetzt werden, steht noch nicht fest.

Für den Verwaltungschef ist die Umsetzung des Bike-and-ride-Konzepts nur ein erster Schritt. Er geht davon aus, dass durch den zunehmenden Radverkehr in den kommenden Jahren weitere Maßnahmen nötig sein werden. Die Gemeinde verzichte bei der Umgestaltung zunächst auf abschließbare Boxen für E-Bikes und andere hochwertige Fahrräder. Eine Umfrage unter Großhansdorfer Radfahrern hatte zuvor ergeben, dass diese zurzeit als nicht so wichtig erachtet werden. Voß: „Vielleicht rüsten wir da irgendwann nach.“ Kleinere Verbesserungen könnten auch noch kurzfristig umgesetzt werden. So hätten die Politiker zum Beispiel die Installation von Steckdosen für E-Bikes ins Gespräch gebracht. Zur Diskussion steht auch noch, alles Gitterähnliche rund um die drei U-Bahnhöfe abzubauen, um die Radfahrer dazu zu bewegen, die neuen Abstellanlagen dann auch zu nutzen.

Auch den zweiten großen Kritikpunkt des Radwege-TÜV-Teams will Janhinnerk Voß möglichst zügig beseitigen: die gefährliche Verkehrsführung an der Kreuzung Sieker Landstraße/Hansdorfer Landstraße. Radfahrer können die Hansdorfer Landstraße nicht gerade überqueren, sondern müssen einer Verschwenkung folgen und haben dort seit einigen Monaten keine Vorfahrt mehr – eine Anordnung der Stormarner Verkehrsaufsicht. Der Bürgermeister hat bereits Gespräche mit dem Land geführt, dem Eigentümer der Straße. „Es würde einer Änderung der Verkehrsführung zustimmen“, sagt er.

Die Entscheidung liege allerdings bei der Verkehrsaufsicht des Kreises. Mit den Verantwortlichen will Voß demnächst sprechen. Er sagt: „Ich möchte erreichen, dass die Verschwenkung aufgehoben wird und Radfahrer gerade und für Autofahrer sichtbar über die Hansdorfer Landstraße fahren können.“ Einen weiteren Kritikpunkt von Großhansdorfer Radfahrern hat die Gemeinde bereits in Eigenregie entschärft – obwohl laut Voß eigentlich das Land dafür zuständig gewesen wäre. Wurzelaufbrüche und abgesackte Pflastersteine erschwerten die Fahrt auf dem Radweg von Großhansdorf nach Hoisdorf. Gespräche mit dem Land haben nach Angaben des Bürgermeisters ergeben, dass dieses an der Stelle in absehbarer Zeit keine Sanierung plant. Voß: „Unser Bauhof hat deshalb die nötigsten Ausbesserungen vorgenommen.“