Bad Oldesloe. Abendblatt-Radwege-TÜV: Experte des Fahrrad-Clubs Bad Oldesloe beklagt schlechten Zustand mancher Strecken und Mangel an Stellplätzen.
Für Reiner Hinsch ist das Fahrrad das Fortbewegungsmittel erster Wahl. Der Oldesloer Ortsvereinsvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) hat in seiner 15-jährigen Amtszeit schon Tausende Kilometer mit dem Rad zurückgelegt. Schlechte Radwege, Schlaglöcher oder der Mangel an Stellplätzen haben ihn nicht davon abgehalten. „Es ist hier in Bad Oldesloe nicht mehr so schlimm wie noch vor 15 Jahren“, sagt der überzeugte Biker.
Im Jahr 2017 gab es in Bad Oldesloe laut Polizei 50 Unfälle, an denen Fahrradfahrer beteiligt waren. In diesem Jahr sind es bis einschließlich Juni schon 32. Unfallschwerpunkte gibt es im Stadtgebiet jedoch nicht.
Brunnen- und Bahnhofstraße: Die Einbahnstraße wurde vor drei Jahren in entgegengesetzter Richtung für den Radverkehr freigegeben. Das bedeutet für Autofahrer, dass jederzeit ein Radfahrer entgegenkommen könnte. In Hamburg ist das in vielen Einbahnstraßen üblich. „Grundsätzlich begrüße ich das, es fördert die Rücksichtnahme unter den Verkehrsteilnehmern“, sagt Reiner Hinsch. Allerdings wissen viele Autofahrer nichts davon. Das Schild, das auf die Regelung hinweist, ist zu hoch angebracht und wird leicht übersehen.
Kurpark-Kreisverkehr: Gut gelöst ist laut Hinsch hingegen der Shared-Space-Kreisverkehr am Kurpark: „An der Planung haben wir uns als ADFC beteiligt und wollten eine ähnliche Lösung auch für den geplanten Sülzberg-Kreisverkehr.“ An den jeweiligen Einmündungen führen Schutzstreifen die Radfahrer in den Kreisverkehr. Dort sind Autofahrer dann gleichberechtigt. Das Konzept fördert – ähnlich wie bei der Einbahnstraßen-Regelung – die gegenseitige Rücksichtnahme. Unglücklich gelöst ist laut Hinsch allerdings die Verkehrsinsel einige Meter weiter an der Kurparkallee. Dort verengt sich die Fahrbahn, um Fußgängern das Überqueren der Straße zu erleichtern.
Industriestraße: Als positiv bewertet Reiner Hinsch, dass die Stadt bei der Erneuerung von Straßen auf Schutzstreifen für Radfahrer setzt. Beispielhaft sei die Lösung an der Industriestraße. Dort fahren Radfahrer trotz Anlieferungsverkehrs mit Lastwagen in einem durch eine gestrichelte Linie abgegrenzten Bereich auf der Straße. Unfälle sind Hinsch nicht bekannt.
Hagenstraße: Geradezu gefährlich ist die Situation derzeit an der Hagenstraße. Mit den Jahren ist hier ein regelrechtes Sammelsurium an verschiedenen Straßenbelägen zusammengekommen: Asphalt, Pflaster und ein Kopfsteinpflaster am Marktplatz. Dazwischen Risse und Schlaglöcher sowie teils zentimeterhohe Absätze. Der aufgemalte Radweg ist nicht mehr zu erkennen – eine Horrorpiste für Biker. „Hier besteht dringend Handlungsbedarf, die Straße muss neu gemacht werden“, sagt Reiner Hinsch. In beide Richtungen ist das Befahren mit dem Fahrrad gefährlich.
Schützenstraße und Wolkenweher Weg: Ebenfalls in einem schlechten Zustand ist der Wolkenweher Weg. „Hier sind in den Sommermonaten häufig schwere Erntemaschinen unterwegs, die den Asphalt kaputtmachen“, sagt Reiner Hinsch. Und das setze sich an der Schützenstraße fort. Die Schlaglöcher werden zwar hin und wieder ausgebessert, sind aber schnell wieder ausgefahren: Fahrradfahrer könnten stürzen und sich schwer verletzen.
Fahrradparkplätze: Nachholbedarf hat Bad Oldesloe in Sachen Stellplätze für Radfahrer. „An allen Ecken und Enden gibt es davon zu wenig“, sagt Hinsch. Grundsätzlich müsste es an allen Eingängen zur Fußgängerzone mehr Bügel geben. Regelrecht dramatisch ist die Situation am Bahnhof. Dort nutzen Pendler mittlerweile jede Laterne und Säule, um ihr Rad einigermaßen sicher anschließen zu können. „Es wird höchste Zeit, dass wir dort ein Fahrradparkhaus bekommen“, so Hinsch. Mitte 2017 hatte die Stadt dort für 15.000 Euro 120 neue Bügel aufgestellt. Doch auch das reicht nicht. Gemeinsam mit Nah.SH und Genehmigung der Deutschen Bahn soll zwischen den Gleisen ein Fahrradparkhaus entstehen, das nochmals 126 weitere Stellplätze bieten wird – überdacht und diebstahlsicher.
Überregionaler Radverkehr: Wie fahrradfreundlich Bad Oldesloe ist, oder einmal sein wird, hat für Reiner Hinsch nicht nur mit den innerstädtischen Zuständen zu tun: „Wichtig ist, dass wir im Radschnellwegekonzept der Metropolregion Hamburg berücksichtigt werden.“
Fazit: Bad Oldesloe ist in Sachen Radverkehr auf einem guten Weg. Im vergangenen Jahr hat die Stadt etwa 120 neue Fahrradbügel am Bahnhof geschaffen und plant noch weitere Stellplätze. Allerdings ist laut ADFC „noch viel Luft nach oben“. Einige Straßen und Radwege sind weiterhin in einem schlechten Zustand.
So wurde Bad Oldesloe benotet – die Kriterien:
1. Was wurde im vergangenen Jahr für den Radverkehr getan? 4 – ausreichend
2. Sicherheit auf Radwegen, an Kreuzungen und die Qualität der Fahrbahn:3 – befriedigend
3. Respekt für die Teilnehmer am Straßenverkehr: 5 – mangelhaft
4. Gibt es Fahrradstraßen, Fahrradstreifen und Schutzstreifen? 3 – befriedigend
5. Wie gut sind die Radwege beschildert? 4 – ausreichend
Und das sagen die Oldesloer Radfahrer:
„Im Vergleich ist es hier nicht schlecht“
Sabrina Schieffelke (36) ist überzeugte Radfahrerin. Sie kommt im Monat auf gute 150 Kilometer. „Ich bin viel in Hamburg und Lübeck gefahren; im Vergleich ist Bad Oldesloe diesbezüglich nicht schlecht“, sagt die 36-Jährige. Doch auch hier gibt es viele Schlaglöcher, vor allem an der Hagenstraße. Gut gelöst sei allerdings der Kreisverkehr am Kurpark. „Ich freue mich auch darüber, dass am Sülzberg ein Kreisel gebaut wird“, sagt sie. Dadurch werde die Kreuzung übersichtlicher.
„Die Stellplatzsituation ist katastrophal“
Hauke Petersen (30) empfindet das Fahrrad bislang eher als Freizeitgerät denn als Fortbewegungsmittel. Der Oldesloer will aber künftig noch mehr auf das Auto verzichten und häufiger das Fahrrad nutzen. „Da wäre es gut, wenn es gerade in der Innenstadt von Bad Oldesloe mehr Bügel gäbe, an denen ich mein Fahrrad anschließen könnte“, sagt der 30-Jährige. Er könne diesbezüglich noch kein gutes Konzept in der Stadt erkennen. „Auch am Bahnhof ist die Stellplatzsituation katastrophal.“
„Viele Radwege in schlechtem Zustand“
Zoe Resech (24) verzichtet ganz aufs Auto und fährt täglich 15 Kilometer mit dem Fahrrad. „Ich finde, dass im Straßenverkehr zu wenig auf Fahrradfahrer Rücksicht genommen wird“, sagt sie. Mehrmals in der Woche komme es vor, dass ein Auto den Sicherheitsabstand nicht einhält. Leider seien viele Radwege in einem schlechten Zustand, am Bahnhof gebe es kaum Stellplätze und der Lift sei dauernd kaputt. Gut findet sie das Stadtradeln: „Das ist eine richtig tolle Aktion.“
Die Serienteile:
1. Ammersbek
2. Ahrensburg
3. Glinde
4. Bargteheide
5. Trittau
6. Bad Oldesloe
7. Barsbüttel
8. Großhansdorf
9. Oststeinbek
10. Reinbek
11. Reinfeld