Ammersbek. Abendblatt-Radwege-TÜV: Wege zwischen den fünf Ortsteilen sind vergleichsweise sicher – es gibt aber viele kleine Gefahrenstellen.
Radfahrer haben in Ammersbek relativ wenig zu meckern. „Die Rahmenbedingungen sind im Vergleich zu anderen Stormarner Gemeinden und Städten recht gut“, sagt Jürgen Hentschke, Sprecher der Ahrensburger Ortsgruppe im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der Fachmann wohnt seit Jahrzehnten im Ammersbeker Ortsteil Bünningstedt und kennt das Stormarner Radwegenetz wie kaum ein anderer.
Vor allem die Verbindungen zwischen den Ortsteilen (Lottbek, Hoisbüttel, Rehagen/Schäferdresch, Bünningstedt und Daheim/Heimgarten) seien deutlich besser als in anderen Kommunen. „Hier kann man tatsächlich alle Strecken mit dem Rad zurücklegen – wenn man es denn möchte“, sagt Hentschke. Dabei ist Ammersbek, 1978 aus dem Zusammenschluss von Hoisbüttel und Bünningstedt entstanden, sehr weitläufig. Rund 10.000 Einwohner verteilen sich über knapp 18 Quadratkilometer. Die Nachbarstadt Bargteheide ist zwei Quadratkilometer kleiner, dort leben aber 16.000 Menschen.
Die Testkriterien
Explizit ausgewiesene Radwege gibt es in Ammersbek überhaupt nicht. Dafür fehlt schlicht der Platz, weil sie 1,50 Meter breit sein müssen. An den Hauptrouten Lottbek–Hoisbüttel–Rehagen/Schäferdresch (Hamburger Straße, Lübecker Straße, Alte Landstraße) mit der Abzweigung nach Bünningstedt (L 225, Dorfstraße) sind kombinierte Geh- und Radwege ausgeschildert, teilweise auf beiden Straßenseiten, teilweise einseitig mit Gegenverkehr. „Da die Fußgängerdichte in den meisten Bereichen gering ist, kommt man mit dem Rad gut voran“, sagt Hentschke. Allerdings stören immer wieder Risse im Asphalt und Bodenwellen den Fahrfluss. Die Wurzeln der oft alten Bäume brechen die Wege auf. „Das wird zwar repariert, hält aber häufig nicht lange“, sagt Hentschke. Die Gemeinde führt eine Prioritätenliste. Dieses Jahr wird der Abschnitt von Hoisbüttel bis Lottbek saniert.
Ortsteil Lottbek: Am U-Bahnhof Hoisbüttel fehlen Fahrradständer, viele alte „Felgenkiller“ führen schnell zur Acht im Vorderrad. Wünschenswert: eine überdachte, beleuchtete und umzäunte Anlage mit Bügeln sowie Schließfächern. Zu umständlich ist die Verkehrsführung an der Ampel Hamburger Straße/Ferdinand-Harten-Straße. Vorbildlich: Fahrradständer neben der Bushaltestelle in Höhe der Grundschule. „Das sollte für alle Haltestellen geprüft werden“, sagt Hentschke.
Ortsteil Hoisbüttel: An der Ecke Hamburger Straße/Wulfsdorfer Weg führt der Radweg im großen Bogen in die Nebenstraße – sehr verwirrend und gefährlich. Besser wäre eine gerade Lösung. In der Lübecker Straße ist der Geh- und Radweg teilweise sehr schmal. Hinzu kommen unübersichtliche Grundstücksausfahrten. An der Ampel Hoisbütteler Mühle bekommen Radler nicht automatisch Grün mit dem Autoverkehr, sondern müssen drücken und länger warten.
Ortsteil Bünningstedt: Die Einmündung Dorfstraße/Franz-Kruse-Straße ist schwer einsehbar und gefährlich. Aus der Kruse-Straße kommende Autofahrer stoppen meist zu spät. Dann blockieren sie den Geh- und Radweg, auf dem die Radler zudem in beiden Richtungen unterwegs sein dürfen. Ein extra angebrachter Spiegel hilft nur wenig. „Besser wäre es, die Radfahrer frühzeitig auf die Straße zu lenken“, sagt Hentschke. Dort gebe es aber ein anderes Problem: Viele Autos sind am Ortseingang mit deutlich mehr als Tempo 50 unterwegs.
Kein Vergnügen ist für Radler der Steenhoop, der mit Kopfsteinpflaster zur Grundschule Bünningstedt führt. „Ein No-Go, dort kann man nur auf dem Gehweg fahren“, sagt Hentschke. Das sei möglich, da sich die Menschen im Dorf sehr rücksichtsvoll verhielten. „Mehr Miteinander und Respekt unter Fußgängern, Rad- und Autofahrern wäre überall wünschenswert, da der Verkehrsraum in unserer Region nun einmal sehr knapp ist.“ Beim geplanten Neubau der Grundschule (hat eine vorbildliche Radabstellanlage) sollte eine bessere Radwegeanbindung geplant werden.
Ortsteile Rehagen/Schäferdresch und Daheim/Heimgarten: In den Wohngebieten gibt es keine Wege für Radfahrer, die dort die Straßen benutzen.
Das sagen die Radfahrer:
Sibille Meyer und ihre Tochter Mia fahren häufig Rad, meist zum Kindergarten oder zur Eisdiele. Die Probleme: „Es gibt Bodenwellen, da muss man aufpassen.“ Außerdem existiere kein reiner Radweg, man müsse auf Fußgänger achten. „Rücksicht zu nehmen ist wichtig. Das sollten die Kleinen lernen“, sagt die 42-Jährige. Vor Edeka in der Georg-Sasse-Straße ist Konzentration gefragt. Hier hält nicht jeder das Tempolimit ein. Positiv findet sie die zahlreichen Ampeln.
Klaus Bock aus Ammersbek fährt seit einem Jahr oft mit dem Rad. Er wünscht sich Respekt und Einhaltung der Verkehrsregeln. „In Ammersbek benutzen viele Fahrradfahrer den Weg in beide Richtungen, auch wenn es nicht die richtige ist“, sagt Block. Für ihn essenziell: Sowohl Auto- als auch Fahrradfahrer sollten die Regeln einhalten. In Sachen Qualität der Wege bestätigt Block andere Aussagen: „Die Wege sind durchsetzt von Baumwurzeln – ein großes Problem.“
Nicola Pokrantz-Berger ist mehrmals täglich mit dem Fahrrad unterwegs. Sie fährt selten auf der Ammersbeker Hauptstraße. „Das liegt einerseits am vielen Verkehr, andererseits ist es schöner, wenn man durch die Nebenstraßen fährt“, so die 61-Jährige. Die von Baumwurzeln durchzogenen Wege stuft sie wie viele Mitbürger als Hindernis ein. „Auch in einigen Nebenstraßen muss ich oft aufpassen, da der Belag im Winter durch die Kälte an vielen Stellen aufgeplatzt ist.“
Edda Sauer hat noch keine gefährliche Situation Edda Sauer mit dem Fahrrad erlebt. „Zum Glück“, sagt die 69-Jährige. Auch Autofahrer hätten ihr keine Probleme berteitet. Wo jedoch im Ort verstärkt Konzentration gefordert ist erklärt die Ammersbekerin: „In Höhe des U-Bahnhofs, vor der Apotheke an der Hamburger Straße und an der Bushaltestelle müssen Verkehrsteilnehmer Acht geben.“ Die Qualität der Fahrbahnen und Wege für Radfahrer und Passanten in Ammersbek sei für Sauer gerade noch in Ordnung. Sie ist vorbildlich: „Ich steige vom Fahrrad ab, wenn ich sehe, dass ich an Fußgängern nicht vorbeikomme.“ Vor allem an älteren Leuten schiebt Sauer das Fahrrad vorbei, um ihnen nicht zu schaden.