Ahrensburg. Mitarbeiter der Bahn stehen Bürgern an der Großen Straße Rede und Antwort. Viele Fragen zur Taktung, Waggongrößen und Gleisquerungen.

Johanna Helbing

Wann hält die S 4 in Ahrensburg? Welche Taktung haben die Züge der künftigen Bahnlinie? Wie soll der neue Bahnübergang in Ahrensburg an der Straße Brauner Hirsch aussehen? – diese und andere Fragen zur geplanten S-4-Strecke in Hamburg und Stormarn haben Bürger am Mittwoch Mitarbeitern der Deutschen Bahn (DB) und des Nahverkehrsverbundes Schleswig-Holstein gestellt. Diese machten nachmittags mit dem Großprojekte-Infomobil der Bahn an der Großen Straße in Ahrensburg Station. Leider spielte dabei das Wetter nicht mit, starker Regen sorgte dafür, dass sich der Zulauf von Interessierten in Grenzen hielt.

Zu denen, die die Bahnmitarbeiter ansprachen, gehörte der Hoisdorfer Bernd Freytag. Er fragte unter anderem nach dem Streckenverlauf der S 4. DB-Mitarbeiter Ralf Trebstein sagte ihm, dass die neue S 4 zwischen Hamburg-Altona und Bad Oldesloe fahren soll. In Stormarn soll sie Station machen in Ahrensburg-West, am Regionalbahnhof sowie in Gartenholz, Bargteheide, Kupfermühle und Bad Oldesloe. „Wird es in den neuen Zügen mehr Plätze geben als in den Regionalzügen?“ war eine andere Frage einer Bürgerin. „Ja, in den Hauptzeiten bietet die S 4 mehr Platz“, antwortete Michael Kablitz von der DB.

Tunneltal soll weitgehend von Brücke überspannt werden

Die neue S-4-Trasse wird in drei Strecken- und Planfeststellungsabschnitten in Hamburg und Schleswig-Holstein geplant. Der Stormarner Teil der neuen Trasse ist der dritte Abschnitt zwischen der Hamburger Landesgrenze und dem Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz. Er ist etwa acht Kilometer lang. „Bis zum Bahnhof Ahrensburg sollen zwei zusätzliche Gleise sowie der neue Bahnhof Ahrensburg West gebaut werden. Vom Bahnhof Ahrensburg bis zum Bahnhof Gartenholz wird es ein zusätzliches Gleis geben“, sagt Bettina Gnielinski, die Projektleiterin der DB Netz AG für die S 4.

Geplant sind auch neue Bahnübergänge. Der Übergang Brauner Hirsch im Ahrensburger Süden soll durch eine weittragende Brücke ersetzt und das Naturschutzgebiet Tunneltal so weitestgehend überspannt werden. Die Bahnübergänge Grävinghorst und Kuhlenmoorweg werden durch eine neue Gleisquerung an der Hamburger Straße ersetzt. Im Sommer vergangenen Jahres hat die Bahn alle Unterlagen für den dritten Streckenabschnitt beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) in Hamburg eingereicht und damit das Planfeststellungsverfahren eröffnet.

Kosten für die Strecke liegen bei knapp einer Milliarde Euro

Bis die ersten S-Bahnen auf der Strecke in Stormarn fahren, werden noch mindestens neun Jahre vergehen. Die Deutsche Bahn plant die Inbetriebnahme frühestens für das Jahr 2027. Drei Jahre zuvor soll die S 4 schon auf Hamburger Gebiet fahren. Der Baubeginn für die neue S-4-Trasse ist frühestens für 2020 vorgesehen.

Der Bau der neuen S-Bahn-Strecke ist ein Gemeinschaftsprojekt der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg. Sie haben die DB Netz AG, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn (DB), mit Planung und Bau der Trasse beauftragt. Die Länder und die Bahn wollen mit der neuen S-Bahn-Linie einen dichteren Fahrplantakt, weniger Verspätungen und Zugausfälle und bessere Umsteigemöglichkeiten erreichen.

Bahngleise könnten mehr für Güterverkehr genutzt werden

Die Kosten für das Projekt betragen nach Angaben der Bahn derzeit rund 950 Millionen Euro. Wieviel davon jeweils Hamburg und Schleswig-Holstein bezahlen, ob sich der Bund beteiligt und ob es EU-Fördermittel gibt, steht noch nicht fest. „Die Finanzierungsgespräche zum Projekt dauern noch an“, sagt Bettina Gnielinski.

Bürger können im Verfahren Kritik vortragen

Im Planfeststellungsverfahren muss die von der Bahn geplante S-4-Strecke durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) genehmigt werden. Vorher können Betroffene der Trassenplanung Einwendungen einreichen.

Anhörungsbehörde für Wünsche und Kritik der Bürger und der Stadt Ahrensburg ist in Schleswig Holstein der Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LBV). Er legt die Unterlagen der Bahn einen Monat zur Einsicht in den Kommunen aus.

Privatpersonen haben nach Ende der Offenlage zwei Wochen und die Stadt Ahrensburg drei Monate Zeit, ihre Einwendungen schriftlich beim LBV einzureichen. Dieser prüft die Eingaben und lädt zu einem Erörterungstermin ein.

Die Behörde gibt danach eine Stellungnahme an das EBA ab. Das Bundesamt erlässt den Planfeststellungsbeschluss. Gegen ihn kann vor Gericht geklagt werden.cit

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Doch es gibt auch Kritik an der bisherigen S-4-Planung: Bürger sorgen sich, dass die bestehenden Bahngleise nach ihrer Entlastung vom Personenverkehr verstärkt für den Güterverkehr genutzt werden. Sie befürchten mehr Lärm durch Güterzüge und dass Wohngebiete durch hohe Lärmschutzwände verunstaltet werden. In Ahrensburg haben von der Bahn geplante, bis zu sechs Meter hohe Lärmschutzwände auch die Politik alarmiert. Die Stadtverordneten haben einstimmig beschlossen, gegen die Wände im Planfeststellungsverfahren vorzugehen.

Bauausschuss hat Brücke am Braunen Hirsch zugestimmt

Andreas Bertram fragt Projektingenieurin Margit Sterna nach dem Bahnübergang Brauner Hirsch  
Andreas Bertram fragt Projektingenieurin Margit Sterna nach dem Bahnübergang Brauner Hirsch   © HA | Johanna Helbing

Am Infostand waren die Lärmschutzwände kein Thema. Passant Andreas Bertram blieb stehen und interessierte sich vielmehr für den Bahnübergang Brauner Hirsch. „Wird dort eine Brücke gebaut?“ fragte er. Projektingenieurin Margit Sterna erklärte ihm, dass die Bahn dort statt des beschrankten Bahnübergangs eine Netzwerkbogenbrücke mit 117,40 Metern Länge errichten will, die an ihrem höchsten Punkt 16,93 Meter hoch ist.

Ahrensburgs Bauausschuss hat einer Brücke an der Stelle grundsätzlich zugestimmt, will aber statt einer Bogenbrücke eine Querung über die Bahngleise mit Pfeilern, die weniger das Landschaftsbild beeinträchtigen und wirtschaftlicher sein soll. Über diesen Wunsch muss letztlich das EBA im Planfeststellungsverfahren entscheiden.

Die Stadt Ahrensburg und die Bürger haben noch Gelegenheit, Wünsche und Kritik zur S-4-Planung in das Verfahren einzubringen, damit sie berücksichtigt werden. Die Zeiträume und Fristen dafür stehen noch nicht fest.