Bad Oldesloe. Landrat Görtz sieht wichtige Infrastruktur-Projekte von der S4 bis zum Autohof. Die Einwohnerzahl soll bis 2030 auf 250.000 steigen.

Sechs Verkehrsprojekte sollten im Kreis Stormarn zügig umgesetzt werden, damit die Menschen nicht in wenigen Jahren einen Großteil ihrer Zeit im Stau verbringen müssen. Das hat Landrat Henning Görtz bei einem Treffen des Wirtschaftsrats Deutschland der CDU am Freitag in Bad Oldesloe bekräftigt.

Landrat Henning Görtz (v.l.), Uwe Möllnitz (Wirtschaftsrat), CDU-Bundestagsabgeordneter Gero Storjohann
Landrat Henning Görtz (v.l.), Uwe Möllnitz (Wirtschaftsrat), CDU-Bundestagsabgeordneter Gero Storjohann © HA | Harald Klix

Dabei forderte Görtz die Unterstützung von Land und Bund ein. „Die Dynamik unseres Kreises tut dem ganzen Land gut“, sagte er. „Hier wird das Geld verdient, das auch woanders ausgegeben werden kann“, ergänzte er mit Blick auf die außerordentliche Steuerkraft. Tatsächlich ist Stormarn im Gegensatz zu anderen Teilen Schleswig-Holsteins eine wachsende Region. Nach jüngsten Prognosen steigt die Einwohnerzahl bis 2030 von jetzt 240.000 auf 255.000.

Bundesweit sei der wirtschaftsstarke Kreis Stormarn unter den Top-Ten bei der Kaufkraft, habe nur 3,3 Prozent Arbeitslosigkeit, biete sehr viel Lebensqualität und beste Zukunftsprognosen. „Und wir sind keineswegs ein Schlafkreis: 55.000 Auspendlern stehen 47.000 Einpendler gegenüber.“ Diese Zahl zeige, wie wichtig Mobilität zwischen Reinbek und Reinfeld sei. Damit das so bleibt, will Henning Görtz sechs Projekte vorantreiben.

1. Sanierung von Landesstraßen: Um den Reparaturstau abzubauen, hat das Landeswirtschaftsministerium ein Sonderprogramm ausgerufen. Stormarn hat statt der verlangten zehn zügig umzusetzenden Vorhaben vorsichtshalber gleich 25 eingereicht. Oberste Priorität hat die L 94 (Landesgrenze Hamburg bis Witzhave).

2. Umgehungsstraße Hammoor: Das „einzige aktuelle Neubauprojekt in Schleswig-Holstein“ ist für Landrat Görtz eines von mehreren wichtigen Vorhaben rund ums Dorf. Auch das nahe Autobahnkreuz müsse umgebaut werden. „Dort brauchen wir endlich einen Autohof, damit die Lkw-Fahrer ausreichend Stellplätze für ihre Ruhepausen haben und nicht weiter in die Gewerbegebiete ausweichen müssen, in denen es keinerlei Infrastruktur mit Läden, Toiletten und Waschgelegenheiten gibt.“ Die von der alten Landesregierung an der A 1 ausgewiesene Fläche für Windräder dürfe den Autohof nicht gefährden.

Bürger fordern Güterbahnen neben Autobahnen

Die „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck“ setzt sich für eine neue Bahnstrecke für den Güterverkehr entlang der Autobahn 1 ein, die von ihr als „A 1 der Schiene“ bezeichnet wird. Diese Strecke soll zusätzlich zur geplanten S-4-Strecke entstehen.

Die Initiative will eine Schnellbahnlinie von Hamburg über Ahrensburg bis Bargteheide im Zehn-Minuten-Takt und weiter bis Bad Oldesloe im Ein-Stunden-Takt. Für die S-Bahn soll es aber anders als geplant nicht zwei weitere Gleise, sondern nur ein weiteres Gleis geben. Dadurch sollen Eingriffe in Flächen und Privateigentum reduziert werden.

Um Lärm zu vermeiden und freie Fahrt für die S 4 zu ermöglichen, will die Bürgerinitiative den Fern- und Güterverkehr von der durch Wohngebiete führenden Trasse auf die neue Strecke an der A 1 verlagern. Diese soll auch den erwarteten zusätzlichen Güterverkehr durch die neue feste Fehmarnbeltquerung aufnehmen.

Bei einer Veranstaltung am kommenden Donnerstag, 30. November, um 19 Uhr Donnerstag, 30. November, um 19 Uhr im Park-Rondeel in Hamburg-Rahlstedt (Apostelweg 17) will die Initiative über ihre Ziele informieren. Dann will sie auch ihren Film „A 1 der Schiene“ zeigen. Er ist bereits im Internet auf www.youtube.com zu sehen.

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3. Ausbau der B 404 zur A 21: Wie seit Langem von der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck gefordert, sollte die Bundesstraße ab dem A-1-Kreuz Hammoor bis Geesthacht zur Autobahn werden. „Wir brauchen die östliche Elbquerung mindestens genauso dringend wie eine westliche“, sagt Görtz. Damit könnten Verkehrsströme schon vor Hamburg abgefangen werden.

4. A-1-Anschlussstellen Ahrensburg und Stapelfeld: Tagtäglich stauen sich die Autos morgens und abends, obwohl die Ausfahrtspur teilweise auf 500 Meter verlängert wurde. „Das sind Flaschenhälse, und die Situation spitzt sich zu“, sagt Görtz. Das erste gemeinsame Gewerbegebiet mit Hamburg (Spapelfeld-Rahlstedt) wird geplant, auch in Ahrensburg und Siek kommen Firmen hinzu.

Die S 4 könnte im Jahr 2027 fahren
Die S 4 könnte im Jahr 2027 fahren © Bertold Fabricius | Bertold Fabricius

5. S-Bahn-Linie 4: „Die Strecke vom Hauptbahnhof bis Bad Oldesloe bringt viel für Stormarn, Abstriche an der jetzigen Planung sind nicht diskutabel“, sagt Görtz. Weil die Kosten-Nutzen-Rechnung bei geschätzten Ausgaben von einer Milliarde Euro negativ ist, gibt es offenbar Einsparüberlegungen. Die S 4 soll bis nach Ahrensburg im Zehn-Minuten-Takt und bis Bargteheide im 20-Minuten-Takt fahren.

6. Radschnellwege: Der Kreis beteiligt sich finanziell an einer Machbarkeitsstudie der Metropolregion Hamburg. Untersucht wird der 8,5-Kilometer-Korridor Ahrensburg–Volksdorf.

Auf Radschnellwegen haben Radfahrer Vorfahrt
Auf Radschnellwegen haben Radfahrer Vorfahrt © Orange Edge | Orange Edge

Weitere Entlastung verspricht der technische Fortschritt mit E-Mobilität, Carsharing und selbst fahrenden Autos. „Stormarn ist prädestiniert, sich hier an die Spitze zu stellen“, sagt Bertram Zitscher, Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrats. Der Kreis sollte den Ausbau von Stromnetzen und Ladesäulen voranbringen.