67 von 350 geschützten Gebäuden im Kreis liegen in der Stadt an der Trave. Wir haben Menschen besucht, die in solchen Häusern leben.

Was haben Gut Altfresenburg, eine Badewanne aus Granit im Kurpark und die Theodor-Storm-Schule gemein? All diese Objekte stehen unter Denkmalschutz. Sie sind Teil des kulturellen Erbes von Bad Oldesloe. 67 der stormarnweit rund 350 eingetragenen Kulturdenkmale liegen laut Landesamt für Denkmalpflege in der Kreisstadt an der Trave. Bad Oldesloe ist Stormarns Denkmal-Hauptstadt. Gefolgt von Ahrensburg mit 27 Objekten auf Platz zwei und Jersbek mit 21 baulichen Anlagen und Grün-Denkmalen.

„Ein Denkmal ist ein materielles Zeugnis“, sagt Bastian Müller vom Landesamt für Denkmalpflege. „Ein weiteres Kriterium ist die Zugehörigkeit zu einer abgeschlossenen Kulturepoche.“ Auch historisches Baumaterial sei ein Faktor. Die Kriterien treffen nicht nur auf Gebäude zu, sagt Müller. „Auch Skulpturen, Grabhügel oder Landschaftsparks können unter Schutz gestellt werden.“

Pastor Bernd Berger sitzt an seinem Lieblingsplatz im denkmalgeschützten Claudius-Pastorat und liest ein Buch
Pastor Bernd Berger sitzt an seinem Lieblingsplatz im denkmalgeschützten Claudius-Pastorat und liest ein Buch © HA | Johanna Helbing

Wie es sich in einem Denkmal lebt, weiß Bernd Berger aus Reinfeld. Der Pastor wohnt seit 2002 im Claudius-Pastorat am Herrenteich, derzeit gemeinsam mit dem Diakon Marc Preisler und dessen Familie. Das Gebäude wurde 1782 auf den Grundmauern des Geburtshauses des Dichters und Pfarrsohnes Matthias Claudius errichtet. Seit 1990 ist es offiziell Denkmal. Berger hat dort sein Amtszimmer, empfängt Gemeindeglieder und hilft Bedürftigen. „Ich liebe es, in einem Haus zu wohnen, das eine so besondere Geschichte hat“, sagt Berger. Und weiter: „Mit der Denkmalschutzbehörde hatte ich noch nichts zu tun. Das kann sich aber ändern, sobald Renovierungen anstehen.“

Die Denkmalliste des Landes wird nun deutlich erweitert

Damit das kulturelle Erbe Schleswig-Holsteins bewahrt werden kann, trat Anfang 2015 ein neues Denkmalschutzgesetz in Kraft. Die Unterscheidung zwischen besonderen und einfachen Kulturdenkmalen fiel weg. Die einfachen Denkmale werden nun darauf geprüft, ob sie in die offizielle Denkmalliste des Landes aufgenommen werden können. 16.000 Objekte sind landesweit von der Änderung betroffen, 1400 davon im Kreis Stormarn. Viele der einfachen Denkmale wurden fachkundlich geprüft und sind für eine Eintragung in die Landesliste vorgesehen.

Die Denkmal-Rangfolge

Bad Oldesloe – 67 Denkmale

Ahrensburg – 27 Denkmale

Jersbek und Reinbek – jeweils 21 Denkmale

Travenbrück und Trittau – jeweils 18 Denkmale

Westerau – 12 Denkmale

Großhansdorf – 11 Denkmale

Reinfeld und Bargteheide – jeweils 9 Denkmale

Großensee und Tangstedt – jeweils 8 Denkmale

Siek – 6 Denkmale

Witzhave und Steinburg – jeweils 5 Denkmale

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Experten stellen immer wieder fest, dass Denkmale verloren gehen. „Besonders in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde viel umgebaut,“ sagt Müller. Viele wussten nichts von der Besonderheit ihres Eigentums. Denkmalpfleger Jens-H. Weich erklärt: „Früher mussten die Eigentümer eines einfachen Kulturdenkmals nicht benachrichtigt werden.“ Denn diese Objekte standen im Vergleich zu den besonderen Denkmalen nicht unter Schutz.

Die barocke Eingangstür des Claudius-Pastorats stammt wahrscheinlich noch aus dem Vorgängerbau, in dem Dichter Matthias Claudius geboren wurde
Die barocke Eingangstür des Claudius-Pastorats stammt wahrscheinlich noch aus dem Vorgängerbau, in dem Dichter Matthias Claudius geboren wurde © HA | Johanna Helbing

Um kulturelle Verluste zu vermeiden, werden künftig alle Denkmaleigentümer und Investoren umfassend benachrichtigt. Das auf drei Jahre ausgelegte Projekt „Denkmalliste 2020“ wurde hierfür ins Leben gerufen. Die Objekte aus Alteintragungen des Denkmalbuchs wurden in die Liste eingetragen und neue Befunde ergänzt. Im zweiten Vorgang benachrichtigt das Landesamt die Eigner und stellt eine neue Liste der Denkmale zur Verfügung. Diese wird im Internet einsehbar sein. Das Finanzministerium hat dem Landesamt für zusätzliches Personal 240.000 Euro bewilligt. Anfang des Jahres wurden Stellen ausgeschrieben. Landeskonservator Michael Paarmann sagt: „Das Ministerium hat vier wissenschaftliche Stellen geschaffen, die auf drei Jahre befristet sind.“ Er sei der Ministerin Karin Prien (CDU) sehr dankbar, dass sie die Dringlichkeit des Projekts erkannt habe. Ohne die zusätzlichen Posten würde es Jahrzehnte dauern, die Eigentümer besonderer Immobilien zu informieren.

Besitz eines geschützten Anwesens sorgt für viel Arbeit

Und was hat die Denkmal-Hauptstadt Bad Oldesloe zu bieten? Neben der Badewanne, die im Kurpark an das ehemalige Gebäude mit Schwefelbad erinnert, stehen auch Teile des Guts Altfresenburg unter Denkmalschutz. Wie viel Zeit und Arbeit der Besitz eines solchen Anwesens kostet, erfahren Astrid Kühl und Martin Reitzig am eigenen Leib. Im Januar 2016 kauften sie das Herrenhaus, das nördlich von Bad Oldesloe liegt. Es wurde 1791 vom dänischen Baumeister Christian F. Hansen fertiggestellt. Das Paar hatte das Haus in einer Anzeige entdeckt. Vor einem halben Jahr konnten sie den Rest der Anlage Baron von Jenisch abkaufen.

Der Traum, eine Hofgemeinschaft aufzubauen, in der gelebt und gearbeitet wird, soll mit den insgesamt sechs Gutsgebäuden wahr werden. Büros, Praxen und Seminarräume werden im Herrenhaus eingerichtet. In den anderen Häusern entstehen Eigentums- und Mietwohnungen. Letztere seien nur für die Menschen gedacht, die auf dem Gut arbeiten: „Bis Ende 2019 sind die ersten, der insgesamt circa 35 Wohnungen fertig“, hofft Astrid Kühl.

Mit dem Denkmalamt und anderen Behörden steht das Paar seit dem Kauf regelmäßig in Kontakt. „Es gibt viele Richtlinien, die einzuhalten sind“, so Kühl. Das denkmalgerechte Sanieren stelle eine Herausforderung dar. Es bedeutet mehr Arbeit und hohe Ausgaben. „Die Kosten für die Instandsetzung und Umbauten der gesamten Anlage liegen im zweistelligen Millionenbereich“, sagt die 41-Jährige zum Abendblatt.

Til Schweiger kam erneut zu Dreharbeiten auf das Gut

Obwohl die Renovierungen im Herrenhaus noch in vollem Gange sind, hat das Paar noch bis vor Kurzem berühmte Gäste: Til Schweiger kam nach dem Dreh für „Honig im Kopf“ vor fünf Jahren nun erneut nach Altfresenburg (wir berichteten). Und zwar mit berühmter Besetzung: Die Amerikaner Matt Dillon und Nick Nolte waren bei den Dreharbeiten mit von der Partie. Nun fiel die Klappe auf dem Gut für seinen Hollywood-Streifen „Head Full of Honey“. „Teilweise waren bis zu 150 Komparsen und Leute vom Film auf dem Hof“, sagt Astrid Kühl. Stormarns Denkmalhauptstadt hat Hollywoodreife gezeigt.