Hammoor/Bad Oldesloe. Neuregelung der Mindestabstände zu Wohngebieten und das Alter einiger Anlagen könnten zu einer deutlichen Reduzierung führen.

Bis Juli will die Landesregierung in Kiel überarbeitete Regionalpläne für den Bau neuer Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein vorlegen. Darin enthalten: Änderungen zum Abstand zwischen Windrädern und Wohngebieten. Neue Anlagen müssten dann mindestens einen Kilometer entfernt von Siedlungen aufgestellt werden. Für den dicht besiedelten Kreis Stormarn könnte das langfristig sogar den Ausstieg aus der Windenergie bedeuten.

„Auf lange Sicht werden die meisten Windkraftanlagen im Kreis verschwinden“, sagt Wilfried Janson. Der Oldesloer beschäftigt sich als Diplom-Physiker und Mitglied der Grünen seit Jahrzehnten mit alternativen Energien. Die Grünen hatten lange für den Bau einer neuen Windkraftanlage in Wolkenwehe bei Bad Oldesloe gekämpft. Vor zwei Jahren wurde sie gebaut. Die Kreisstadt erzeugt mittlerweile 40 Prozent des verbrauchten Stroms auf dem Stadtgebiet mit Sonne, Wind und Biogas. Stormarnweit wandeln derzeit 42 Windkraftanlagen Wind in Strom um. Mit den erzeugten 56 Megawatt pro Stunde können rechnerisch 30.000 Haushalte versorgt werden. Die Zahl der Anlagen sowie deren Leistung haben sich seit dem Jahr 2008 im Grunde nicht verändert. Doch langfristig wird die Zahl der Anlagen sinken.

Das älteste Windrad im Kreis ist von 1998

Viele der im Kreisgebiet betriebenen Windräder sind bereits in die Jahre gekommen. Die älteste steht in Barnitz und ist Baujahr 1990. Der Windpark in Westerau mit seinen sechs Anlagen wurde 1998 errichtet, der in Feldhorst – dort stehen ebenfalls sechs Anlagen – im Jahr 2002.

In der Regel erreichen Windkraftwerke je nach Zustand nach 40 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer, das der Wirtschaftlichkeit meist schon früher. Neue Anlagen sind effizienter und wesentlich leiser. Der Regionalplan sieht vor, dass je zwei alte Anlagen in sogenannten Repowering-Vorranggebieten gegen eine neue ausgetauscht werden. In Stormarn sind die Möglichkeiten schon jetzt begrenzt. Hier sind derzeit drei Repowering-Vorranggebiete vorgesehen. Das größte davon liegt nördlich des Autobahnkreuzes bei Hammoor, zwei wesentlich kleinere zwischen den Gemeinden Lasbek und Mollhagen. Ein weiteres Vorranggebiet, das auch ohne den Abbau von Altanlagen bebaut werden kann, liegt nördlich von Lasbek.

Durch eine im überarbeiteten Regionalplan vorgesehene, neue Abstandsregelung könnten sich die Gebiete nun weiter verkleinern. SPD, Grüne und SSW hatten im vergangenen Jahr ihren Regionalplan Windenergie verabschiedet, der unter anderem einen Mindestabstand von 800 Metern zwischen Siedlungen und Windparks vorsah. Die Jamaika-Koalition will die Abstände aber auf 1000 Meter erhöhen.

Es könnte nur noch Hammoor übrig bleiben

Das könnte zur Folge haben, dass die im Regionalplan von 2017 ausgewiesenen Flächen zu klein werden, um dort noch Windräder unterbringen zu können: „Es müssen mindestens drei Anlagen in einem Vorranggebiet untergebracht werden können“, sagt Janson. Das sei vorgegeben. „Durch die neuen Abstände könnte letztlich nur noch Hammoor übrig bleiben“, sagt Wilfried Janson. Sechs bis sieben Anlagen könnten dort einmal stehen. Doch ob auf dem 67 Hektar großen Gebiet je Anlagen gebaut werden, ist völlig ungewiss. Sowohl die Gemeinde Hammoor, die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) als auch der Kreis Stormarn wollen seit mehreren Jahren in dem Bereich des Autobahndreiecks einen Autohof bauen und Gewerbeflächen ausweisen. „Wir haben in Stormarn eine ganz andere Flächenkonkurrenz als es in anderen Kreisen der Fall ist“, sagt Landrat Henning Görtz auf Abendblatt-Anfrage. Hammoor sei dafür ein gutes Beispiel. Eine Fläche lasse sich eben nur einmal bebauen.

Der Fokus liegt dort klar auf der Entwicklung neuer Gewerbeflächen für Unternehmen: „Wir haben zu wenig Stellplätze für Lastwagen und unsere Priorität liegt klar auf der Realisierung eines Autohofes“, sagt Landrat Görtz. Ob die Pläne der Gemeinde Hammoor im neuen Regionalplan zum Nachteil der Windkraft-Entwicklung Berücksichtigung finden, lässt sich noch nicht sagen. „Genaueres lässt sich sicher erst nach der Vorstellung der neuen Entwürfe nach den Sommerferien sagen“, sagt der Chef der Kreisverwaltung. Das gelte auch für die tatsächlichen Auswirkungen der neuen Abstandsregelung.

Klimaschutz-Ziele des Kreises geraten in Gefahr

In einer anderen Abteilung der Kreisverwaltung werden die möglichen Auswirkungen der Regionalplanung kritisch gesehen. „Eine alleinige Vergrößerung der Mindestabstände würde dazu führen, dass Windvorranggebiete schrumpfen oder zum Teil ganz wegfallen, wenn sie die Mindestgrößenvorgaben des Landes nicht mehr erfüllen“, sagt Isa Reher, Klimaschutzmanagerin des Kreises Stormarn. In diesem Fall würde das Ausbauziel aus dem Klimaschutz-Programm langfristig noch weniger zu erreichen sein als bisher ohnehin schon. Der Kreis hatte vor zehn Jahren das Ziel ins Auge gefasst, langfristig statt derzeit 56 ganze 120 Megawatt durch Windkraft zu erzeugen.


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