Ahrensburg. 27.293 Menschen sind in Ahrensburg zur Wahl aufgerufen. Das Abendblatt stellt die Positionen der Parteien zu zentralen Themen vor.
CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und die Wählergemeinschaft WAB stellen sich am 6. Mai in Ahrensburg zur Wahl. Sie wollen den Kurs der Stadt in den kommenden fünf Jahren bestimmen. Doch welche Ziele verfolgen sie? Und wie wollen sie drängende Probleme angehen? Eine Übersicht:
Stadtentwicklung
Ahrensburg wächst und wächst: Die Einwohnerzahl ist inzwischen auf 34.411 (Stand: Ende Februar 2018) gestiegen. Immer mehr Menschen wollen am Hamburger Rand leben – und Experten zufolge wird sich der Trend in den kommenden Jahren fortsetzen oder noch verstärken. Die Folge: Wohnraum ist knapp und die Mietpreise steigen. Wie soll die Stadt mit dem Siedlungsdruck umgehen?
Die CDU spricht sich in ihrem Wahlprogramm für eine „moderate Wachstumspolitik“ aus, damit die Stadt bei Themen wie Kinderbetreuung, Schulen, Senioreneinrichtungen und Straßen nicht überfordert wird. „Wir sind für eine reine Innenverdichtung“, sagt der Fraktionsvorsitzende Detlef Levenhagen. Eine Bebauung des Rosenwegs, der Bünningstedter Straße sowie des Kleingartenvereins im Reeshoop werde es mit der CDU nicht geben. „Wir wollen die Außenbezirke grün lassen“, sagt er.
Auch die Wählergemeinschaft WAB ist für ein „moderates Wachstum“. „Laut Stadtverwaltung benötigen wir rund 2000 zusätzliche Wohnungen bis 2030“, sagt Spitzenkandidat Peter Egan. „Wir sollten versuchen, so viele wie möglich durch eine Verdichtung auf bereits genutztem Grund zu schaffen.“
Die FDP spricht sich dafür aus, neue Bauflächen auszuweisen, um dem Siedlungsdruck nachzugeben. „Ahrensburg wird wachsen, ob wir es wollen oder nicht“, sagt der Fraktionsvorsitzende Thomas Bellizzi. Es sei aber wichtig, diese Entwicklung selbst zu lenken und zu gestalten. Die Partei will daher, dass künftig eine Checkliste abgearbeitet wird, bevor ein neues Bauvorhaben beschlossen wird. Bellizzi: „Wir müssen vorher darüber nachdenken, welche Auswirkungen das Projekt zum Beispiel auf die Verkehrsbelastung haben wird.“
Für die SPD hat bezahlbarer Wohnraum die höchste Priorität – „und dafür bieten sich nur bestimmte Wohngebiete wie Erlenhof-Nord und die Innenstadt an“, sagt Spitzenkandidat Jochen Proske. Erklärtes Ziel der Sozialdemokraten ist es, dass in den kommenden fünf Jahren mindestens 300 öffentlich geförderte Wohneinheiten in Ahrensburg entstehen. Zudem streben sie eine Randbebauung des Stormarnplatzes an.
Auch den Grünen ist die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum am wichtigsten – und zwar durch eine Innenverdichtung. „Eine Zerstörung der Natur und eine überdimensionale Bebauung für Ahrensburg wollen wir verhindern“, heißt es im Wahlprogramm. „Zudem wollen wir eine 30-Prozent-Quote für geförderten Wohnraum durchsetzen“, sagt die Spitzenkandidatin Susanna Hansen.
Die Linke will sich für die Errichtung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft einsetzen, „um Ahrensburg unabhängig zu machen von privaten Investoren, die Rendite erwarten“, sagt die Spitzenkandidatin Nicole Johannsen.
In vielen Kitas fehlen Räume und Erzieher – auch an der Kita Am Aalfang (unten) gibt es Engpässe. HA Janina Dietrich Kinderbetreuung
Ahrensburg steckt in der Kita-Klemme. Die Warteliste für einen Betreuungsplatz ist lang. Es fehlen Räume und Erzieher – auch bei den Horten. Viele Eltern sind deshalb verzweifelt.
Im Wahlprogramm hat die SPD stehen, dass „unverzüglich mit der Planung einer weiteren Kindertagesstätte“ im Erlenhof mit mindestens 150 Plätzen begonnen werden soll. „Die Lücke beim Betreuungsangebot muss weiter geschlossen werden“, sagt Proske. Zudem will die SPD die Erzieher entlasten, indem Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte eingestellt werden.
Auch die Grünen wollen den Ausbau der Kita-Plätze vorantreiben. „Es wird in Ahrensburg bereits stark daran gearbeitet, da werden wir auch nicht locker lassen“, sagt Hansen. Um genügend Fachpersonal zu bekommen, sei es wichtig, den Erziehern bezahlbaren Wohnraum in Ahrensburg anbieten zu können. „Hier hängt das eine Thema mit dem anderen zusammen.“
So sieht das auch die WAB. „Wir müssen Wohnungen für die Erzieher haben“, sagt Egan. Die WAB will ebenfalls einen „zügigen Ausbau der Kita-Kapazitäten, bis der Bedarf gedeckt ist“. Das Problem seien fehlende Grundstücke für neue Einrichtungen. Als „Notnagel“ müsse auf bestehenden Flächen gebaut werden, sagt Egan.
Die Linke ist für einen Ausbau der Kita-Plätze, „möglichst durch kommunale Träger“, heißt es im Wahlprogramm der Partei.
Auch die CDU will sich dafür einsetzen, dass der Kita-Ausbau vorangebracht wird. „Beim Thema Kitabetreuung hinken wir in Ahrensburg hinterher, da muss man ehrlich sein“, sagt Levenhagen. Durch Nachverdichtung werde sich die Zahl der Kinder in Zukunft noch weiter erhöhen. „Da müssen wir Geld in die Hand nehmen.“
Die FDP will den chronischen Fachkräftemangel durch die Umschulung von Seiteneinsteigern bekämpfen. Zudem sollen die Erzieher durch andere Mitarbeiter entlastet werden. „Wir wollen, dass die Pädagogen zu 100 Prozent für die Kinder da sind“, sagt Bellizzi. Die FDP will auch das Thema Platz-Sharing voranbringen, also das Teilen eines Kitaplatzes von zwei Kindern. „Das bietet sich vor allem für Menschen an, die nicht voll arbeiten.“
Die Verkehrssituation in der Innenstadt (rechts) ist für viele Ahrensburger ein Ärgernis Birgit Schücking HA Verkehr
Für die CDU haben laut dem Fraktionsvorsitzenden Detlef Levenhagen zwei Projekte Priorität: die Nord- und die Südtangente. „Wir müssen es irgendwie schaffen, den Verkehr aus der Innenstadt herauszubekommen“, sagt er. In der Innenstadt selbst, beispielsweise am AOK-Knoten, lasse sich aber nichts durch bauliche Maßnahmen entzerren.
Die Grünen sind gegen neue Umgehungsstraßen. „Wir wollen stattdessen die ÖPNV-Taktung verbessern, damit noch mehr Menschen auf diese Verkehrsmittel umsteigen“, sagt Hansen. Zudem will die Partei die Velo-Routen ausbauen sowie die Themen Car-Sharing und E-Mobilität vorantreiben.
Auch die SPD will durch ein besseres Angebot an Verkehrsmitteln und -wegen dafür sorgen, dass das Fahrrad und der öffentliche Nahverkehr für viele Ahrensburger attraktiver als das Auto werden. Bei neuen Bauprojekten will die Partei künftig dafür sorgen, dass bereits im Entscheidungsprozess die Konsequenzen für den Verkehr berücksichtigt werden. „Außerdem ist uns die Nordtangente wichtig“, sagt Proske. „Da müssen wir endlich vorankommen.“
Die WAB will den Busverkehr ebenfalls so verbessern, dass er eine gute Alternative zum Auto wird. Velo-Routen sollen ausgebaut werden. „Wir müssen an vielen Schrauben gleichzeitig drehen, um die Verkehrssituation zu verbessern“, sagt Egan. Beim Thema Nordtangente müsse es vorangehen. Bei Straßensanierungen will die WAB den Fokus mehr auf die Innenstadt legen. Egan: „Die Straßen müssen eine höhere Priorität bekommen als die in der Peripherie.“
Die FDP will intelligente Ampelsteuerungen einführen. „Dadurch lässt sich der Verkehrsfluss verbessern“, sagt Bellizzi. Die FDP ist für ein elektronisches Parkleitsystem, das die nächsten freien Plätze auf allen zentralen Parkplätzen der Stadt anzeigt. Zudem spricht sie sich generell für Parkplätze in der Innenstadt und eine Nordtangente aus.
Die Linke will sich „langfristig für eine vom individuellen Autoverkehr weitgehend befreite Innenstadt“ einsetzen. Stattdessen sollen nachfrageorientierte Kleinbusse den Weg von der Haustür bis in die Innenstadt übernehmen. Johannsen: „Zudem träumen wir langfristig von einem kostenlosen ÖPNV.“
Straßenausbaubeiträge
Die bisherigen Stadtverordneten haben im Februar beschlossen, dass die Ahrensburger weiter für den Straßenausbau zahlen müssen. Sie haben die bestehende Satzung um zwei Jahre verlängert. Ihr Wunsch war es aber auch, dass ihre Nachfolger „schnellstmöglich eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen, um das weitere Vorgehen zu beraten“.
Im Wahlprogramm nehmen nur drei Parteien auf das Thema Bezug. Die CDU ist für die Abschaffung. Bürger, die in den vergangenen Jahren bereits zahlen mussten, sollen demnach auf anderem Weg entlastet werden. Die FDP will die Beiträge streichen und ist dagegen, als Kompensation die Grundsteuer zu erhöhen. Auch die WAB möchte sie abschaffen, „weil sie ungerecht und oft eine extrem hohe Belastung sind“, so Egan.
Die SPD will sich noch nicht festlegen. „Wir müssen sehr genau durchrechnen, wie die Finanzierung bei einer Abschaffung der Beiträge dauerhaft gesichert ist“, sagt Proske auf Abendblatt-Anfrage. Die Grünen sind offen für eine neue Finanzierungsform. Hansen: „Ob das nun über eine Erhöhung der Grundsteuer, über wiederkehrende Beiträge, aus Haushaltsmitteln oder über eine andere Finanzierung geschieht, ist noch nicht beschlossen.“ Die Linke hat sich laut Johannsen noch nicht mit dem Thema beschäftigt.
Alle Direktkandidaten aus den 16 Ahrensburger Wahlkreisen:
WK1: Grundschule Am Hagen CDU: Eckehard Knoll. SPD: Jochen Proske. Grüne: Ragnar Rohweder. FDP: Dr. Bernd Buchholz. Linke: Barbara Fischer. WAB: Harro Timm
WK2: Kirchsaal Hagen CDU: Roland Wilde. SPD: Jan Fischer. Grüne: Gerd Smith. FDP: Thomas Bellizzi. Linke: Florian Sieck. WAB: Brigitte Krogmann
WK3: Grundschule Am Aalfang und Feuerwehr-gerätehaus CDU: Doris Brandt. SPD: Markus Kubczigk. Grüne: Andreas Lang. FDP: Sibylle von Rauchhaupt. Linke: Peter Herholtz. WAB: Joyce Schilke-Holzmann
WK4: Stomarnschule I CDU: Uwe Gaumann. SPD: Stephan Lamprecht. Grüne: Dr. Thomas Mikoteit. FDP: Martin Fuhse. Linke: Oliver Böge. WAB: Dieter Heidenreich
WK5: Stormarnschule II: CDU: Matthias Stern. SPD: Eckart Boege. Grüne: Christian Schubbert- von Hobe. FDP: Wilhelm Senftleben. Linke: Joachim Land. WAB: Hardy Horenburger
WK6: Peter-Rantzau-Haus CDU: Leon Rathje. SPD: Rolf Griesenberg. Grüne: Christian Schmidt. FDP: Imme Gollnest. Linke: Ali Haydar Mercan. WAB: Ilka Pingel
WK7: Fritz-Reuter-Schule CDU: Wolfdietrich Siller. SPD: Gerhard Bartel. Grüne: Nadine Levenhagen. FDP: Klaus Debus. Linke: Karin Schrader. WAB: Kristiane Egan
WK8: Selma-Lagerlöf-Schule I CDU: Volkmar Kleinschmidt. SPD: Bela Randschau. Grüne: Jörg Hansen. FDP: Inga Jensen-Buchholz. Linke: Eckhard Schilling. WAB: Petra Behnken
WK9: Haus der Natur & Selma-Lagerlöf-Schule II CDU: Franziska Mey. SPD: Xaver Rulko. Grüne: Susanna Hansen. FDP: Michael Stukenberg. Linke: Karl Fischer. WAB: Dr. Detlef Steuer
WK10: Grundschule Am Reesenbüttel CDU: Kirstin Schilling. SPD: Olaf Böhm. Grüne: Cordelia König. FDP: Olaf Falke. Linke: Erich Grube. WAB: Thorsten Ortmann
WK11: Schulzentrum Am Heimgarten I CDU: Carola Behr. SPD: Simone von Pein. Grüne: Dr. Bernd Rohde. FDP: Peter Rininsland. Linke: Brigitte Dahmen. WAB: Peter Egan
WK12: Schulzentrum Am Heimgarten II CDU: Detlev Levenhagen. SPD: Maike Eckert. Grüne: Horst Marzi. FDP: Wolfgang Schäfer. Linke: Andreas Willhöft. WAB: Rainer Pingel
WK13: Kreisberufsschule CDU: Nils Warnick. SPD: Jürgen Eckert. Grüne: Claas-Christian Dähnhardt. FDP: Rüdiger Pohl. Linke: Erik Schrader. WAB: Dustin Holzmann
WK14: DRK-Wohnpark Auetal und Bauhof CDU: Bernd Röper. SPD: Jessika Bunte-Liedtke. Grüne: Dagmar Runge. FDP: Jörg Trommler. Linke: Nicole Johannsen. WAB: Hinrich Schmick
WK15: Rosenhof und Grundschule Am Schloss CDU: Tim Greiser. SPD: Andreas Plässer. Grüne: Susanne Löhmann. FDP: Jürgen Ludwig. Linke: Daniel Kriegel. WAB: Marcus Olszok
WK16 : Gemeinschaftshaus Gartenholz CDU: Timo Hennig. SPD: Silke von Stockum. Grüne: Monja Löwer. FDP: André Hauschildt. Linke: Hans-Rüdiger Gorzolla. WAB: Karen Schmick