Ahrensburg. Sarach kontert Vorwürfe, er allein sei für Verzögerung beim Stadtmarketing verantwortlich. Politiker bereit, mehr Geld zu genehmigen.
An ihm soll’s nicht liegen, wenn es um messbare Fortschritte in Sachen Stadtmarketing geht. Das sagt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach und reagiert damit auf heftige Anwürfe der Politik. So habe er nun mit der Lübecker Beratungsfirma Cima, die den Prozess bisher beratend begleitet, Kontakt aufgenommen. Sie soll prüfen, in welchem Zeitrahmen und zu welchen Kosten das Konzept fertiggestellt sein kann, mit dem die Bedeutung der Innenstadt für Kunden und Gewerbetreibende maßgeblich gestärkt werden soll.
Einige Kritikpunkte, die Stadtverordnete im Abendblatt Richtung Verwaltungschef sendeten, mag Sarach jedoch so nicht stehen lassen. Die Verzögerungen bei dem für die Stadt so wichtigen Vorhaben allein ihm anzukreiden, sei „unredlich“, verdiene eine Klarstellung: „Dass mir ausgerechnet CDU und WAB vorhalten, dass wir nicht vorankommen, ärgert mich sehr“, sagt Sarach. So hätten beide Fraktionen dieses Thema selbst „jahrelang nicht auf der Agenda gehabt“. Mehr noch: „Sie haben es anfangs sogar blockiert.“ Er selbst sei es gewesen, der die bei seinem Amtsantritt 2010 noch unbesetzte Stelle Strategisches Stadtmarketing „mit einer hoch qualifizierten Fachkraft aus Hamburg“ habe besetzen wollen. Diese Personalie habe die Politik abgelehnt, „unter Federführung von CDU und WAB wurde die Stelle sogar gestrichen“, erinnert sich Sarach.
Bürgermeister trägt die Verantwortung für das Personal
Danach habe es diesbezüglich keinerlei Bestrebungen der Politik gegeben. „Ich habe dann die erste sich bietende Gelegenheit genutzt, dieses Thema wieder zu besetzen“, so der Bürgermeister. Also wurde die Stabsstelle geschaffen, mit einem „Kw-Vermerk“ („Kann weg“) versehen und mit der im Bauamt gescheiterten Angelika Andres besetzt.
CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen erinnert sich, dass seine Fraktion Sarachs Personalvorschlag ablehnte: „Die Person erschien uns nicht qualifiziert genug. Aber wir haben uns immer zur Wichtigkeit dieses Themas bekannt. Ob wir danach tatsächlich vier Jahre lang nicht aktiv waren, erinnere ich nicht.“ Jedoch weise der Bürgermeister immer der Politik die Schuld zu, wenn etwas schief laufe. „Das“, so Levenhagen, „geht auch nicht.“
Die Vorwürfe der Stadtverordneten Peter Egan (WAB) und Thomas Bellizzi (FDP), Sarach habe 2014 mit Angelika Andres die falsche Personalentscheidung getroffen, sei dafür allein verantwortlich, kontert der Kritisierte so: „Natürlich trage ich allein die Verantwortung für das Personal.“ Doch als Andres aus Reinbek nach Ahrensburg als Nachfolgerin des umstrittenen Wilhelm Thiele an die Spitze des Bauamtes geholt wurde, seien im Auswahlgremium „alle Fraktionen“ vertreten gewesen. Auch hätten die Mitglieder des Hauptausschusses die Entscheidung mitgetragen. Beim Thema Stadtmarketing habe er die Initiative ergriffen, „nicht das Stadtforum, nicht der Hotel- und Gaststättenverband, nicht die Politik“. Er sei der Überzeugung, dass eine feste Stelle für diesen Bereich unabdingbar sei. Ebenso wie die nötigen Haushaltsmittel. Aber beides müsse die Politik mittragen.
FDP und CDU sagen Sarach bei Extrakosten Unterstützung zu
Auf die erneute Frage, warum er das Projekt nicht selbst zur Abstimmungsreife bringt, sagt Sarach: „Viele glauben, ich schneide als Bürgermeister nur Bändchen durch, zeige Nase bei Empfängen oder lächle bei Vereinen in die Kameras. Das macht aber maximal zehn Prozent meiner Arbeit aus. Tatsächlich führe ich eine Behörde mit mehr als 300 Mitarbeitern, verantworte einen Etat von mehr als 60 Millionen Euro. Ich wüsste nicht, wie ich das angesichts meiner 60-Stunden-Wochen noch selbst leisten sollte.“
Bleibt also die Hoffnung, dass die aktuelle Diskussion zum Durchbruch beim Stadtmarketing führt. Der Unterstützung von CDU und FDP in Bezug auf Extrakosten für die Vollendung des Konzepts kann sich Sarach sicher sein. Detlef Levenhagen: „Klar, das muss jetzt sein. Ob wir langfristig eine feste Stelle statt einer Kann-weg-Stelle brauchen, müssen wir sehen. Mit solchen Forderungen sei die Verwaltung „immer schnell bei der Hand“.
FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi hingegen hält es für sinnvoll, „wenn wir jemanden finden, der Ahrensburg und die handelnden Personen kennt, der frischen Wind in die Stadt bringt und mit Herzblut zur Sache geht.“ Seine Fraktion sei bereit, Extra-Mittel bereitzustellen. „Lieber eine letzte Finanzspritze, anstatt weiter Chancen wegen eines fehlenden Stadtmarketings zu verpassen. Das kostet am Ende deutlich mehr.“