Ahrensburg. Die Verwaltung kommt bei der Entwicklung des Marketingkonzeptes nicht voran. Die verantwortliche Mitarbeiterin ist sein Monaten krank.
Der Plan ist gut, allein bei der Umsetzung rumpelt es gewaltig: Seit einer gefühlten Ewigkeit wollen Politik und Verwaltung in Ahrensburg die Bedeutung der Innenstadt mithilfe eines Marketingkonzepts stärken. Kunden und Kaufkraft sollen besser als bisher an die Stadt gebunden werden. Leerstände im Einzelhandel sollen bekämpft, Ahrensburg als interessante Marke etabliert werden. Doch zum Bedauern vieler Kaufleute und Einwohner gibt es bis heute keine messbaren Ergebnisse. Grund ist eine heikle Personalie in der Verwaltung an der Manfred-Samusch-Straße. Angelika Andres, die für das Konzept verantwortliche Kraft, ist nach Informationen des Abendblattes seit Monaten krankgeschrieben. Folge: Eine Stadt sitzt im Wartezimmer einer Rathaus-Mitarbeiterin. Aber sie ist nicht da.
Ahrensburg soll attraktiver für das Einkaufen werden
Die City neben den Gewerbegebieten als Unternehmensstandort besser vermarkten zu können, die Attraktivität der Stadt als Wohnort für junge Familien zu steigern und das Interesse von Touristen stärker zu wecken als bisher – das sind die Ziele des Konzepts, auf die sich die Mitglieder einer Steuerungsgruppe zu Jahresbeginn 2017 verständigt hatten. Auch soll ein neues Wir-Gefühl entwickelt werden, welches den Zusammenhalt der Bürger fördern könnte.
Ende Januar dieses Jahres sollte der Maßnahmenkatalog der Steuerungsgruppe aus Stadtverordneten, Mitarbeitern der Verwaltung, der Kaufleutevereinigung Stadtforum, der Industrie- und Handelskammer sowie des Hotel- und Gaststättenverbandes vorgestellt werden. Darin sollte eine Kernbotschaft formuliert werden, die die Ziele des Handels, des Tourismus’ und der Bürger bündeln könnte. Also eine Marke definiert werden, „die im Alltag gelebt werden und erlebbar werden kann“. So äußerte sich Regina Schroeder von der Lübecker Beratungsgesellschaft Cima, die den Prozess begleitet, schon vor einem Jahr. Doch zum Durchbruch kam es bisher nicht.
Zuständige Mitarbeiterin seit Monaten erkrankt
Angelika Andres, die für das Konzept und die Präsentation zuständige Mitarbeiterin im Rathaus, ist schlichtweg nicht greifbar. Auch nicht für ihren Dienstherren. Sie ist es, die im Herbst 2010 von Verwaltungschef Michael Sarach mit Vorschusslorbeeren bedacht aus Reinbek an die Spitze des Ahrensburger Bauamtes geholt wurde. Knapp vier Jahre danach wurde sie vom Bürgermeister abgesetzt. Über die Hintergründe zu dieser Entscheidung ist wenig bekannt. Sarach sagte damals zum Abendblatt: „Frau Andres ist seit geraumer Zeit erkrankt, ein Ende der Situation ist nicht absehbar.“
Der Bürgermeister war zum Handeln gezwungen, musste der Chefin des Bauamtes gemäß Dienstrecht eine „amtsangemessene Weiterbeschäftigung“ ermöglichen. Ein glückliches Händchen hatte er dabei nicht, wie die aktuelle Situation verdeutlicht. Rathaus-Kenner berichten vertraulich, Andres habe den neuen Job von Anfang an nicht gewollt. Und dass sich der Bürgermeister selbst in eine Zwickmühle manövriert habe.
Bei Michael Sarach fällt heute wie damals kein Wort über den Gesundheitszustand oder die Kompetenz seiner Mitarbeiterin. Das gebiete „die Loyalität gegenüber meinen Mitarbeitern“, wie er sagt. Doch das Verhältnis zwischen dem Verwaltungschef und Andres ist inzwischen offenbar stark belastet. Beide stritten bereits mehrfach vor dem Verwaltungsgericht. Mal ging es um die Umsetzung auf die neue Stelle, mal um ein zu schlecht ausgefallenes Zeugnis für die Mitarbeiterin.
Bürgermeister hat nur wenig Handlungsspielraum
Sarach habe Angelika Andres mit der Stabsstelle eine neue Chance eröffnen wollen. Er sagt: „Ich hatte damals wirklich gehofft, dass Frau Andres die neue Aufgabe gut macht. Zumal ich von anderen Verwaltungschefs erfahren hatte, dass gerade Stadtplaner für eine solche Aufgabe gute Voraussetzungen mitbringen.“ Außerdem, so Sarach, „wollte ich ihr eine große zweite Chance geben“. Nun bedauere er, dass seine Entscheidung nicht zum gewünschten Erfolg geführt habe. Zumal es sich um „eine Position mit herausragender Bedeutung für Ahrensburg“ handele.
Wie geht es nun weiter mit dem Marketingkonzept? Nach Abendblatt-Informationen ist Andres seit Anfang Dezember 2017 nicht mehr im Rathaus aufgetaucht. Auch in dieser Woche war sie trotz mehrfacher Versuche telefonisch nicht erreichbar. Einen Stellvertreter, der ihre Arbeit fortführen könnte, gibt es nicht. Und einen Ersatzspieler, der über die nötige Kompetenz verfügt und sich schnell in das Thema einarbeiten könnte, steht Sarach nicht zur Verfügung. Er sagt: „Ich hoffe, dass Frau Andres bald wieder- und vorankommt. Und dass wir das Stadtmarketing endlich aufsetzen können.“ Handlungsspielraum hat der Bürgermeister relativ wenig. Zwar könnte er die Berater von Cima beauftragen, den Prozess zur Reife zu bringen. Die Firma, die in Ahrensburg bereits mehrfach tätig war und über Erfahrungen mit ähnlichen Projekten verfügt. Doch dazu müssten von der Politik zusätzlich zu den bisher bewilligten 28.000 Euro weitere Mittel freigegeben werden.
Für Abschluss des Konzepts fehlen noch Termine
Cima ist es auch, die Anfang 2017 von der Stadt beauftragt worden war, die Steuerungsgruppe bei der Erarbeitung des Konzeptes zu unterstützen. Damit befasst ist Betriebswirtin Regina Schroeder: „Wir haben drei Workshops betreut und moderiert. Das letzte Treffen war im Herbst.“ Schroeder, die bereits am Einzelhandelskonzept der Stadt mitgearbeitet hat, bilanziert: „Wir sind gut vorangekommen und haben frühere Hemmnisse überwunden. Die Rückmeldungen aus der Steuerungsgruppe waren, dass das Miteinander der Teilnehmer gut funktioniert hat.“
Laut Regina Schroeder bedarf es aber noch mindestens eines weiteren Workshops mit allen Beteiligten in Ahrensburg, um das Marketingkonzept abschließen zu können. „Wir müssen über die Umsetzung sprechen. Je nachdem, welche Themen und Wünsche die Teilnehmer noch haben, könnten weitere Treffen nötig werden.“ Wann ist die nächste Zusammenkunft geplant? Regina Schroeder sagt: „Die Koordination und Terminplanung macht Frau Andres.“ In Sachen Marketing ist also vorerst kein Ende in Sicht. Eine Stadt sitzt weiter im Wartezimmer einer Rathaus-Mitarbeiterin. Aber sie ist nicht da.