Ahrensburg. Das sei ein Weg, die City attraktiver zu machen, Leerstände zu bekämpfen. Michael Sarach will Beteiligte an einen Tisch holen.

Die Frage, ob es ein Fehler war, dass die Stadtverordneten vor Jahren den Bau des Einkaufscentrums CCA absegneten und den Einzelhändlern somit das Leben unnötig erschwerten, verneint Ahrensburgs Bürgermeister. „Im Gegenteil“, sagt Michael Sarach, „das Center hat für neue Kundenströme im Zentrum gesorgt, bestimmte Bereiche belebt.“ Aber woher rührt sie dann, die Leerstandsquote, die nach Angaben von Wirtschaftsförderin Christiane Link aktuell bei fünf Prozent der 265 Ladengeschäfte in der Innenstadt liegt? Derzeit gibt es nach einer Abendblatt-Zählung zehn leerstehende und noch frei werdende Ladenflächen an Rondeel, Hamburger Straße, Hagener und Manhagener Allee.

Woran liegt es also, dass manche Ladenflächen monatelang oder sogar mehr als ein Jahr leer stehen? „Jedenfalls nicht daran, dass es zu wenig Parkplätze gibt und dadurch die Kunden wegbleiben“, sagen Christiane Link und der Verwaltungschef unisono. „Nicht jeder Ahrensburger kann erwarten, dass er überall und jederzeit vor der Ladentür parken kann“, sagt Sarach. Vielmehr machen der Bürgermeister und Link oftmals überhöhte Mieten und somit die Eigentümer der Immobilien mitverantwortlich für Leerstände.

Bürgermeister kann Leerstand im CCA nicht begreifen

„Ich würde mich freuen, wenn die Immobilieneigentümer den Interessenten für Ladenflächen bei den Mietforderungen das eine oder andere Mal entgegenkämen“, sagt Sarach. Seit Jahren versuche die Stadtverwaltung in Gesprächen mit Vermietern auf mehr Flexibilität bei den Preisforderungen hinzuwirken. „Aber da beißen wir auf Granit“, ergänzt Christiane Link. „Unser Einfluss ist begrenzt. Wir können letztlich nur zwischen Eigentümern und Mietinteressenten eine Vermittlerfunktion einnehmen. “

Michael Sarach sagt, er könne nicht begreifen, warum zum Beispiel der Leerstand im Eingangsbereich des CCA an der Großen Straße auch nach Jahren nicht beseitigt sei. Möglicherweise seien Leerstände an der einen oder anderen Stelle für die Eigentümer steuerlich interessanter als eine Vermietung, vermutet der Verwaltungschef. Gibt es für Einzelhändler besonders schwierige Bereiche im Zentrum der Stadt? Ja, sagt Sarach und verweist auf die Manhagener Allee zwischen den Bahngleisen und der Einmündung Neue Straße. Dort war zuletzt der Schuhmacher-Betrieb Timmermann ausgezogen, der Laden steht leer. Und in Zukunft droht ein paar Meter weiter an der Ecke Neue Straße der nächste Leerstand mit dem Weggang des Edeka-Supermarktes.

Zahl der Parkplätze sei „definitiv ausreichend“

Schwierig ist die Lage auch an der Hagener Allee vom Rondeel stadtauswärts auf der linken Straßenseite. Für den Weinhandel Lafargue gibt es noch keinen Nachfolge. Ein paar Meter weiter stehen die ehemaligen Restaurants Sude und Santorini und das frühere Kindermodengeschäft an der Hagener Allee 17 leer. Letzteres musste nach wenigen Monaten wieder schließen. Dazu sagt Wirtschaftsförderin Link: „Warum das Unternehmen trotz einer Kombination aus Ladengeschäft und Online-Handel nicht funktionierte, kann ich mir auch nicht erklären.“ Doch beobachte sie, dass sich mehr Einzelhändler mit zusätzlichen Angeboten den „neuen Anforderungen der Zeit stellen“ müssten. Zum Beispiel mit einem Bring-Service.

Das würde auch für viele die immer wieder aufkeimende Parkplatz-Debatte abschwächen. Bürgermeister Sarach sagt: „Die Zahl der Parkplätze ist definitiv ausreichend.“ Jahrelang sei der Fehler gemacht worden, Städte ums Auto herum zu planen. „Wir müssen endlich dahin kommen, Städte für die Menschen zu planen, die darin leben und einkaufen. Wir müssen mehr citynahe Parkplätze für Autos anbieten, anstatt zusätzliche mitten im Zentrum.“ Es gebe genügend positive Beispiele aus anderen Städten, in denen autofreie Zonen und Einzelhandel gut zusammen funktionieren. Man müsse darüber nachdenken, solche Zonen auch in Ahrensburgs Innenstadt zu schaffen. Er unterstütze dies. Dazu bringt der Bürgermeister erneut den Bau einer Tiefgarage unter dem Stormarnplatz ins Gespräch, um ausreichend Parkraum anbieten zu können.

Viele Besucher wünschen sich Bereiche ohne Autoverkehr

Ingrid und Günther Nordheim kommen aus Großhansdorf zum Einkaufen in die Schlossstadt
Ingrid und Günther Nordheim kommen aus Großhansdorf zum Einkaufen in die Schlossstadt © HA | Chiara Schmitz

Den Wunsch, Abschnitte der Innenstadt vom Autoverkehr frei zu halten, haben auch viele Besucher der Innenstadt. „In Ahrensburg gibt es alles, was wir brauchen“, sagen Ingrid und Günther Nordheim. Sie kommen gern aus Großhansdorf zum Einkaufen und für Arztbesuche in die Schlossstadt. Allerdings sehen sie ein Problem: „Als Fußgänger ist man im Zentrum durch die Autofahrer gefährdet.“ Zumindest an den drei Straßen, die vom Rondeel abgehen, sollte eine autofreie Zone entstehen, wünscht sich das Ehepaar.

Ingrid und Günther Nordheim haben bemerkt, dass einige Ladengeschäfte im Zentrum leerstehen. „Das ist sehr schade“, sagt das Ehepaar. Andererseits seien sie aber auch froh, dass es fast keine Ein-Euro-Läden in Ahrensburg gibt und hoffen, dass dies so bleibt.

Mehr Radwege, eine rauchfreie Kneipe und junge Mode

Auch Angelika Röhling wünscht sich, dass direkt am Rondeel keine Autos mehr entlangfahren können. Sie kommt regelmäßig mit ihrer achtjährigen Tochter aus Volksdorf zum Einkaufen nach Ahrensburg. „So, wie die Situation für Fußgänger und Fahrzeuge am Rondeel jetzt ist, ist sie zu gefährlich.“

Florian Hillert und Marieke Klein
Florian Hillert und Marieke Klein © HA | Christian Thiesen

Um die Innenstadt attraktiver zu machen, wünschen sich die Ahrensburger Marieke Klein und Florian Hillert eine stärkere Trennung von Rad- und Fußwegen. „Die Radwege an Hamburger Straße, Hagener und Manhagener Allee sollten besser gekennzeichnet werden, dort drohen immer wieder Zusammenstöße von Radfahrern und Passanten“, sagt Hillert, der mit Marieke Klein gerade selbst auf dem Rad am Rondeel unterwegs ist. Er vermisst in Ahrensburgs Zentrum eine gemütliche, rauchfreie Kneipe. Seine Partnerin wünscht sich mehr Vielfalt bei den Bekleidungsgeschäften. „Mir fehlt hier ein Geschäft mit Mode für Menschen im Alter von 25 bis 40 Jahren“, sagt Marieke Klein.

Ein Modegeschäft für die noch jüngere Zielgruppe der Jugendlichen hätte die 17 Jahre alte Schülerin Nina Müller gern in der Innenstadt: „So etwas wie H & M wäre gut.“ Ihr Mitschüler Max Leichert vermisst einen Elektro- und Technikmarkt wie Medimax oder Saturn. „Es fehlt auch ein schönes Lokal für junge Leute, das schon mittags geöffnet hat“, sagt der 16-Jährige.

„Wir haben noch kein Stadtmarketing“

Welchen Einfluss hätte ein funktionierendes Stadtmarketing auf die Belebung der City und die Ansiedlung von Läden? Und was hat Angelika Andres von der Stabsstelle Strategische Stadtentwicklung bisher in diesem Bereich bewirkt? Dazu sagt der Bürgermeister: „Wir haben noch kein Stadtmarketing, die Frage geht an der Realität vorbei.“ Mit dem Hotel- und Gaststättenverband, der Industrie- und Handelskammer, der Kaufleutevereinigung Stadtforum und der Politik werde derzeit ein Konzept erarbeitet. Es gebe erste Ergebnisse einer Steuerungsgruppe wie die Einkaufsnacht Blue Night. Frau Andres habe die Aufgabe, die Ergebnisse der Gruppe zusammenzutragen und dann einen Marketingprozess auf den Weg zu bringen. Dass das Ganze so lange dauert, bedauere der Bürgermeister.

Er und Wirtschaftsförderin Christiane Link seien sich darin einig, dass mehr Flexibilität der Kaufleute und mehr Entgegenkommen der Vermieter bei den Ladenmieten die richtigen Wege für die Innenstadt sind. Ein Runder Tisch Einzelhandel, an dem Politik, Stadtverwaltung, Kaufleute, Einzelhändler und Immobilieneigentümer miteinander sprechen, könnte ein weiterer Schritt sein, um die Lage zu verbessern. Bürgermeister Sarach sagt: „Unser Ziel ist, ein solches Gremium für die Zukunft fest zu etablieren.“

Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier.