Ahrensburg. Ausverkauf in Ahrensburg: Vertrag läuft im Juni aus. Fläche war zu klein, die Konkurrenz zu groß. 22 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.
Der Ausverkauf des Ahrensburger Hagebaumarktes hat begonnen. Große Plakate kündigen das Ende des 33 Jahre alten Traditionsunternehmens an, dessen Mietvertrag bereits im Juni ausläuft. Um bis zum endgültigen Geschäftsschluss letzte Schnäppchen zu ergattern, nehmen Kunden lange Wartezeiten an der Parkplatzauffahrt sowie den Kassen in Kauf. Und: Viele Interessenten gibt es auch bei der Suche nach einem potenziellen Nachmieter. Das attraktive Grundstück am Eingang der Straße Kornkamp gilt als Sahnestück im Gewerbegebiet Beimoor-Nord.
Die Kunden des Hagebaumarktes sind geteilter Meinung. Während viele bereits jetzt die gute Beratung des Traditionsunternehmens vermissen, bringt es Günter Sakäieda auf den Punkt: „So voll wie jetzt war es in dem betagten Baumarkt schon lange nicht mehr. Es kommt ganz klar auf den Preis an“, so der Ahrensburger. „Während ich hier zu Anfang viel eingekauft habe, konnte mich in letzter Zeit die Konkurrenz mit ihrer Auswahl mehr überzeugen.“
Familienunternehmen in zweiter Generation
1985 gründete Klaus Wendland das Familienunternehmen, welches nun von Tochter Beatrix in zweiter Generation geführt wird. Als Franchisenehmer der Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co.KG (kurz Hagebau) gehört das Unternehmen zu einem Verbund von mehr als 370 Groß- und Einzelhändlern an mehr als 1700 Standorten in Deutschland sowie sieben weiteren europäischen Ländern mit Zentralsitz in Soltau.
Doch während Mitbewerber Toom-Baumarkt erst 2017 eine neue Filiale im Beimoorweg bezog und den Kunden damit eine moderne Verkaufsfläche auf 8000 Quadratmetern sowie Platz für 310 Fahrzeuge bieten kann, fehlen dem Hagebaumarkt seit Jahren Flächen zur Erweiterung. Zuletzt kam auf dem Gelände der ehemaligen Bürstenfabrik 2003 das Gartencenter hinzu – doch mit diesem Schritt war die Fläche auf 3500 Quadratmetern vollständig ausgereizt. Auch der Parkplatz konnte zu keiner Seite erweitert werden.
„Unsere Stellplätze sind auf Fahrzeuggrößen von vor dreißig Jahren ausgerichtet“, sagt Beatrix Wendland, die selbst direkt nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium in das Familienunternehmen eingestiegen ist. „Doch heute fährt der Großteil unserer Kunden mit einem SUV vor, weshalb großes Gedrängel herrscht.“ Hinzu komme die für einen Baumarkt nicht zeitgemäße Ansammlung an Hallen. Vor Ort könnten weder das bestehende Sortiment noch attraktive Neuigkeiten wie gewünscht präsentiert werden. „Wir haben unseren Baumarkt stetig modernisiert, konnten den Baukörper an sich jedoch nicht verändern“, so die 44 Jahre alte Geschäftsführerin. „Es war ein schleichender Prozess und wir haben bis zum Schluss an einer Lösung gearbeitet.“
Betreiber haben lange größeres Grundstück gesucht
Möglich wäre zum Beispiel der Umzug auf ein größeres Grundstück gewesen. Doch diese sind in Ahrensburg rar gesät. Gemeinsam mit der Stadt suchte Wendland lange nach einer Alternative im Stadtgebiet. Auch mit Investor Michael May habe es seinerzeit Gespräche über das jetzige Grundstück von Mitbewerber Toom gegeben. Doch während das Tochterunternehmen der Rewe-Gruppe den wichtigen Schritt zu einem Neubau gehen konnte, war die Investitionssumme für das Familienunternehmen nicht finanzierbar. „Umsatz und Kosten müssen im Verhältnis stehen“, sagt Beatrix Wendland. „Wir können und wollen solche Preise nicht zahlen.“
Stattdessen habe es lange Gespräche mit der Stadtverwaltung gegeben. Bürgermeister, Bauamt und Wirtschaftsförderung suchten gemeinsam mit der Geschäftsführerin nach möglichen Grundstücken. Doch leider habe es bei jedem der in Betracht gezogenen Standort „Umstände gegeben, die den Betrieb eines Baumarktes ausgeschlossen haben“, so Imke Bär, Sprecherin der Stadt Ahrensburg.
Zudem sei die Branche in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Der Onlinehandel habe insbesondere im Sanitärbereich stark hinzugewonnen, das schlechte Wetter des vergangenen Sommers den Baumarkt zusätzlich Kunden gekostet – und nicht zuletzt der Umzug von Toom.
Das Grundstück ist angeblich bereits sehr begehrt
Am Ende habe der auslaufende Mietvertrag die schwerwiegende Entscheidung erzwungen. 22 Mitarbeiter stehen jetzt vor dem Aus. Weitere Übernahmemöglichkeiten gebe es nicht. Erst 2017 verkauften die Geschwister Felix und Beatrix Wendland ihre Geschäftsanteile des marktführenden Hamburger Baustoffhandelsunternehmens Krüger & Scharnberg, welches zuvor in fünfter Generation geführt wurde. Durch die Vertragsunterzeichnung erweiterte die Bauking AG ihr Standortnetz, während das Familienunternehmen nun ganz aus dem Baustoffhandel aussteigt. „Die endgültige Entscheidung zur Aufgabe des Hagebaumarktes haben wir sehr schweren Herzens getroffen“, sagt dazu Beatrix Wendland. Sie hofft: „Unsere Mitarbeiter werden in der Branche schnell eine neue Anstellung finden können.“
Interessenten für das freiwerdende Grundstück gibt es laut Stadtverwaltung bereits viele – sowohl von ortsansässigen als auch von auswärtigen Unternehmen. Am Eingang des Kornkamps gelegen sei der Standort für verschiedene Branchen attraktiv – auch weil es hier kaum Restriktionen gebe, sagt Anja Gust von der Wirtschaftsförderung. Wer die Interessenten sind, will sie aber noch nicht verraten.