Ahrensburg. Tolino ist nach dem Kindle das meistverkaufte Lesegerät für elektronische Bücher. Jeder dieser E-Book-Reader macht Station in Stormarn.
Festlich verpackt unter Tannengrün wird der E-Book-Reader Tolino in ganz Deutschland, aber auch in den Nachbarländern, am Heiligabend zu finden sein. International bekannt ist das Gerät, mit dem digital dargestellte Bücher gelesen werden können. Kaum einer weiß jedoch, dass jeder Tolino auf seinem Weg zu den Käufern oder Beschenkten einmal Station in Ahrensburg gemacht hat. Hier hat die Firma Longshine Technologie Europe ihren Firmensitz im Gewerbegebiet Beimoor-Nord. 25 Mitarbeiter kümmern sich um Vertrieb, Kundenservice und kleinere Reparaturen des Lesegerätes.
Das Firmengebäude An der Strusbek 9 ist klein und unscheinbar – ein cremefarbener Flachdachbau mit zwei Stockwerken. 1992 hat sich hier der Hersteller von Netzwerkkomponenten niedergelassen. Und seit vier Jahren ist hier auch der Tolino-E-Book-Reader zu Hause, der – hinter dem Marktführer Kindle von Amazon – in Deutschland einen Verkaufsanteil von 40 Prozent hat.
Das Lesegerät wurde 2013 von führenden Buchhändlern wie Club Bertelsmann, Hugendubel, Weltbild und Thalia auf den Markt gebracht. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom wollten diese sich als Tolino-Allianz gegen den Kindle formieren. Im Gegensatz zu dem Amazon-Gerät, welches ausschließlich das hauseigene AZW-Format erkennt, kann der Tolino alle gängigen Formate lesen und ist deshalb auch für die „Onleihe“ geeignet – das digitale Verleihsystem der örtlichen Büchereien. „Durch diese Flexibilität ist der Tolino sofort auf dem Markt eingeschlagen“, sagt Stefanie Koch, die zuständig für Reparatur und Service ist. „Ob im Urlaub oder in der Bahn – unsere Kunden finden das Lesegerät einfach unglaublich praktisch. Und auch die Tageszeitung kann morgens per WLAN einfach heruntergeladen werden.“
Die Fracht kommt mit Flugzeug oder Laster
Jede Woche kommen rund 15.000 Geräte in Ahrensburg an, gefertigt in Taiwan, eingeflogen per Luftfracht. Einige Lieferungen werden über den Helmut-Schmidt-Flughafen in Hamburg abgewickelt, andere kommen über Luxemburg mit dem Lastwagen in die Schlossstadt. „Wir müssen immer schauen, ob und in welchem Flugzeug wir Platz im Frachtraum bekommen“, erläutert Stefanie Koch das Prozedere. „Per Schiff ist die Fracht bisher nicht möglich gewesen. Dafür sind die Lieferwege mit sechs Wochen zu weit und die Produktion – angefangen mit der Materialbeschaffung – zu lang.“
Tolino und Kindle teilen sich den Markt
In der Anfangszeit seien vom ersten Modell, dem Tolino Shine, Millionen umgesetzt worden. Mittlerweile sind bereits acht verschiedene Geräte auf dem Markt. Das Neueste ist der Tolino Epos mit einer extra großen Lesefläche von 7,8 Zoll. Und von Anfang an lief die gesamte Abwicklung über Ahrensburg, sagt Stefanie Koch. „Wir arbeiten hier räumlich begrenzt und setzen die verschiedenen Ideen unserer Kunden um. Doch trotz unserer kleinen Firma leisten wir sehr viel.“
An Spitzentagen werden bis zu 10.000 Geräte mit einem Wert von mehr als eine Million Euro palettenweise verschickt – bevorzugt noch am Tag der Anlieferung. Sie müssen so schnell wie möglich den verschiedenen Buchhändlern zugeordnet und wieder auf den nächsten Lkw geladen werden.
Hotline und Reparaturwerkstätte ebenfalls vor Ort
Neben dem Versand betreut das Technologie-Unternehmen in Ahrensburg die Hotline und kümmert sich um kleinere Reparaturen sowie das so genannte Refreshment. Damit ist die Aufbereitung unter anderem jener Geräte gemeint, die innerhalb der Frist von zwei Wochen umgetauscht werden.
Anfang des Jahres genehmigte das Bundeskartellamt den Stabwechsel bei der E-Book-Plattform Tolino. Statt der Deutschen Telekom fungiert seither der Online-Händler Rakuten mit der Marke Kobo als Technikpartner. Für die Kunden änderte sich dadurch nichts und auch für die Firma Longshine Technologie in Ahrensburg bleibt alles beim Alten – vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit. Stefanie Koch: „Wir setzen alles dran, dass die Tolinos pünktlich unter dem Baum liegen.“