Bad Oldesloe/Hamburg. Zahl der Übernachtungen steigt. Doch andere Regionen stehen besser da. Kreis setzt auf Austausch und Teamwork in der Metropolregion.
Eine Social-Media-Kampagne, Städte-Broschüren, überregionale Bewerbung von Kulturveranstaltungen – der Kreis Stormarn startet eine Tourismus-Offensive, um den anhaltenden Trend weiter zu befeuern. Denn die Region zwischen Hamburg und Lübeck wird als Ausflugsziel immer beliebter – vor allem bei Tagestouristen.
In den vergangenen fünf Jahren erhöhte sich die Zahl der Übernachtungen um etwa 30 Prozent. Rabea Stahl, Tourismusmanagerin des Kreises Stormarn, führt die positive Entwicklung vor allem auf das immer größer werdende Bedürfnis der Menschen nach Naherholung zurück: „Unser Kreis kann mit seiner vielseitigen Natur punkten. Es kommen immer mehr Tagesgäste aus Hamburg nach Stormarn, um hier ihr Wochenende zu verbringen.“ Sehr beliebt sind die Radwanderwege entlang der stillgelegten Bahntrassen, Wanderungen im Sachsenwald oder beispielsweise Kanufahrten auf der Trave.
In Stormarn zögen nicht immer alle in die gleiche Richtung
„Wir haben hier einiges zu bieten und noch ebenso viel Potenzial“, sagt Rabea Stahl. In der kommenden Woche ist der Kreis Stormarn als einer von 850 Ausstellern auf der Tourismusmesse „Reisen Hamburg“ erstmals mit einem eigenständigen Programm vertreten. Bisher war Stormarn immer nur ein kleiner Teil eines Gemeinschaftsstandes mit dem Kreis Herzogtum-Lauenburg gewesen.
Der Kreis Stormarn ist speziell. Das hat Rabea Stahl in ihrer zweieinhalbjährigen Tätigkeit vor Ort gelernt. Während in anderen Kreisen unter den Städten ein reger Austausch stattfindet, ziehen in Stormarn nicht immer alle in die gleiche Richtung. „Da kommt es auch einmal vor, dass in Reinfeld und Ahrensburg am selben Tag ein Gourmetfestival organisiert wird.“ Viele der städtischen Mitarbeiter, die sich für ihre Gemeinde mit dem Tourismus-Bereich beschäftigen, kennen einander nicht. Einen Austausch gibt es allenfalls sporadisch, hat Rabea Stahl beobachtet: „Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, einmal Vertreter aus allen Städten an einen Tisch zu bekommen.“ Denn man könne auch voneinander lernen.
Oldesloes Bürgermeister bei der Reise-Messe dabei
Große Hoffnungen setzt das Tourismusmanagement auf eine enge Zusammenarbeit mit der Metropolregion Hamburg. In den Startlöchern steht auch eine neue Kampagne mit einem Fokus auf Social-Media-Kanäle. Damit sollen auch jüngere Generationen angesprochen werden. Ein Veranstaltungskalender (www.hamburg-tourism.de), in dem auch immer mehr Events aus dem Kreis Stormarn zu finden sind, soll Gäste aus Hamburg ins Umland ziehen. Mehrere Städte und Gemeinden sind bereits vertreten, Bad Oldesloe wird demnächst folgen.
Dort wurde im vergangenen Jahr im Kultur- und Bildungszentrum eine neue Stadtinformation eingerichtet, die täglich immer besetzt ist. „Im Winter ist natürlich nicht viel los. Aber im Herbst hatten wir hier viele Nachfragen“, sagt Agnes Heesch vom Stadtmarketing. Nachfragen kämen auch von Bürgern, die ihren Besuchern die Stadt zeigen wollen. An Bedeutung gewinnt auch der Bustourismus. Die Stadt plant Kooperationen mit Busunternehmen, die in Bad Oldesloe Halt machen. „Wir haben die Idee, den Reisegruppen dann einen Stadtführer an die Seite zu stellen“, so Heesch. Generell sollen das Angebot an Führungen durch die Stadt und Freizeitangebote wie Rad- und Kanuverleih ausgebaut werden. Agnes Heesch wird in der nächsten Woche eine neue zwölfseitige Broschüre, die sich mit Bad Oldesloe als Reiseziel befasst, auf der „Hamburg Reisen“ mit zwei Mitarbeiterinnen präsentieren. Auch Bürgermeister Jörg Lembke wird auf der Tourismus-Messe für die Stadt werben.
Noch bis vor sieben Jahren eher unbedeutend
Ahrensburg hingegen wird nicht vertreten sein. Die Schlossstadt hält sich in Sachen Tourismus und Stadtmarketing aus gemeinsamen Maßnahmen mit anderen Gemeinden oder dem Kreis heraus. Das habe interne Gründe, sagt Rabea Stahl: „Ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert.“ Immerhin habe die Stadt mit ihrem Schloss, Marstall und Schlosskirche Sehenswertes zu bieten. Bürgermeister Michael Sarach sagte dazu, er könne sich derlei Aussagen nicht erklären. Und weiter: „Ich bin grundsätzlich zu Gesprächen bereit, um zu erfahren, wo Hindernisse in der Zusammenarbeit bestehen könnten.“
Noch bis vor sieben Jahren war Stormarn touristisch eher unbedeutend. Reisende aus und nach Skandinavien legten hier hin und wieder einen Zwischenstopp ein – aus praktischen Gründen. Die Gästezahlen hielten sich die Waage, lagen von 2005 bis 2010 bei etwa 250.000 Übernachtungen jährlich. Dann setzte ein Aufschwung ein. In den Monaten Januar bis November 2016 übernachteten 358.987 Gäste in Hotels und Herbergen im Kreis – ein Zuwachs von 0,5 Prozent. 68.272 Gäste besuchten Ahrensburg, 66.630 Bad Oldesloe, 28.241 Lütjensee, 26.552 Reinbek und 19.673 Reinfeld. Campingplätze und Hotels mit weniger als zehn Betten sind in den Erhebungen des Statistikamtes Nord nicht erfasst. Gäste blieben in der Regel knapp zwei Übernachtungen. Der landesweite Vergleichswert ist etwa doppelt so hoch.
Axel Strehl, der Landeschef des Hotel- und Gaststättenverbandes, sagt: „Wir profitieren von der guten Lage zwischen Hamburg und Lübeck. Und es sieht so aus, als besuchten Reisende immer häufiger die Regsion.“ Die Entwicklungen seien sehr erfreulich.
In Hamburg stieg die Zahl der Übernachtungen um 5,4 Prozent. In den ersten elf Monaten des Jahres 2016 buchten 6,06 Mio. Gäste die Hansestadt. Der positive Trend dürfte sich, nicht zuletzt wegen der Elbphilharmonie, auch auf das Umland auswirken.
Messe Reisen Hamburg, Mittwoch,8. Februar, bis Sonntag, 12. Februar, Messeplatz 1 in Hamburg.