Reinbek. Verwaltung will über soziales Netzwerk Bürger besser informieren und hofft, Auszubildende zu gewinnen. Start der Seite: Anfang April.
Bei Wahlen ist es der Reinbeker Verwaltung in der Vergangenheit erst auf den letzten Drücker gelungen, genug Helfer zu rekrutieren, die zum Beispiel Stimmen auszählen. Für die Kommunalwahl am 6. Mai muss Lennart Fey, Abteilungsleiter und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, nicht mehr suchen – 125 Personen haben sich angemeldet, vier sind sogar auf der Warteliste. Der 29-Jährige hatte auf seiner Facebook-Seite geworben. Eine solche wird auch die Stadt Anfang April installieren und geht damit neue Wege. Ziel ist es, mehr Bürger besser und schneller zu informieren und sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Außerdem ist damit die Hoffnung verbunden, die Arbeitsbelastung zu reduzieren.
Mitarbeiter produzieren Videos und klären so auf
Fey gehört zum sogenannten Social-Media-Team im Rathaus, das die Seite plant. Die Idee entstand Ende 2017. „Wir erreichen die Menschen einfach nicht mehr, müssen an der Außendarstellung arbeiten“, sagt Bürgermeister Björn Warmer. Zwar hat die Stadt eine umfangreiche Internetseite, auf der gebe es aber keinen Dialog. Auf Facebook ist das anders, weil Beiträge kommentiert werden können.
„Natürlich geht es uns auch darum, Dinge einfach zu erklären“, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel, der die Projektgruppe mit Warmer, Fey und Jan Behrenbruch gründete. Letzterer leitet seit November die Stabsstelle Strategie und Entwicklung. Der 28-Jährige erstellt zum Beispiel Konzepte, wie sich die Verwaltung modernisieren kann. Er sagt: „Wir starten mit Facebook, erweitern uns womöglich auch auf andere soziale Netzwerke.“
Das Social-Media-Team kommuniziert über WhatsApp
Einbringen kann sich jeder der 250 städtischen Mitarbeiter. Estrella Piechulek (31), die seit 2015 im Rathaus arbeitet und sich um Energieeinsparungen an Schulen kümmert, entschloss sich als erste Verwaltungskraft zu einer Mitarbeit. Sie sagt: „Es ist toll, wie viele Kollegen sich schon gemeldet haben.“ Inzwischen sind es 16, auch ein Hausmeister ist dabei. Das Team versteht sich als loses Netzwerk, kommuniziert vornehmlich über WhatsApp.
Auf einer Facebook-Seite, die offline ist, haben sich Beamte und Angestellte ausprobiert. Unter anderem gibt es Videos. Eine Mitarbeiterin hat einen Kurzfilm mit der Comic-Figur Rebecca Reinbek produziert, die präzise die Baumschutzordnung erläutert. Im März werden Verwaltungskräfte im Umgang mit dem sozialen Netzwerk geschult. Warmer sagt, er könne sich vorstellen, dass auch Ausschussdebatten auf Facebook zu sehen seien. Der Verwaltungschef ist optimistisch, mit der neuen Strategie Informationen breit streuen zu können und verweist dabei auf die Facebook-Gruppe „Du bist ein Reinbeker, wenn ...“, die inzwischen 3400 Mitglieder hat. Sie wurde im Februar 2014 gegründet.
Kundenservice bleibt in bisheriger Form erhalten
Dass Videos zum Einsatz kommen, steht fest. Ob die Mitarbeiter darin ihr Gesicht zeigen, die Filme nur besprechen oder mit Untertiteln gearbeitet wird, entscheiden sie selbst. „Wir können dieses Element auch mit Stellenanzeigen verbinden“, sagt Fey. Insbesondere bei Auszubildenden werde es schwieriger, die passenden Bewerber zu finden. „Zum Beispiel können unsere Azubis über ihren Job berichten.“ Derzeit bildet die Stadt jedes Jahr zwei junge Menschen aus, einen als Verwaltungsfachangestellten, den anderen für die Beamtenlaufbahn inklusive dualem Studium. Im Sommer kommt ein dritter Platz in der Stadtbibliothek hinzu.
Den Kundenservice nach bisheriger Art wird das Rathaus nicht ändern. Anfragen werden telefonisch, per E-Mail oder Brief beantwortet. „Durch Facebook bekommen wir vielleicht nicht mehr 20 Anrufe zu einem Thema, sondern nur vier“, sagt Noetzel. Das wäre eine Entlastung für die Kollegen.
Ahrensburg hat eine eigene Stadtführer-App
Anderenorts in Stormarn setzen Städte und Gemeinden auf die Homepage. „Wir diskutieren gerade über E-Government, also mehr Bürgerservice auf der Onlineseite, damit sich Ahrensburger den Weg ins Rathaus sparen können“, sagt Imke Bär, Sprecherin der Schlossstadt. Auf Facebook ist die Stadtbibliothek vertreten. Seit vergangenem Juni gibt es zudem Ahrensburg2go, eine Stadtführer-App zum kostenlosen Herunterladen, die Stadt und Stadtwerke finanziert haben. Einen Facebookauftritt plant Ahrensburg laut Bär nicht. Das gilt auch für Glinde und Oststeinbek.
Bargteheide will 2019 mit einer überarbeiteten Homepage an den Start gehen. Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht sagt: „Facebook ist ein guter Ansatz. Die Sache muss aber betreut werden. Es stellt sich die Frage, wie man mit Reaktionen umgeht.“ Das Thema Datenschutz sei dabei wichtig. Darüber sprechen Stormarner Bürgermeister und die Leiter der Amtsverwaltungen auch bei einem turnusmäßigen Treffen im März in Bargteheide.