Norderstedt. Die Stadt Norderstedt will jetzt den digitalen Verwaltungsservice ausbauen – und setzt dabei auf die Ideen der Bürger.
Einer der ganz großen Renner bei den digitalen Dienstleitungen der Stadtverwaltung Norderstedt ist die Beantragung von Briefwahlunterlagen. „Da haben wir bei der Bundestagswahl mehr als 10.000 Bürger gehabt, die sich über das Bürgerservice-Portal gemeldet haben“, sagt Norbert Weißenfels. Er ist der Leiter der IT-Abteilung im Norderstedter Rathaus und immer auf der Suche nach Wegen, wie der Bürger zu Hause auf dem Sofa sitzen bleiben und gleichzeitig mit ein paar Klicks im Rathaus Dinge erledigen kann.
Um neue Dienstleistungen aufzubauen, sucht Weißenfels jetzt die Unterstützung der Norderstedter. „Wir möchten von unseren Bürgern wissen, welche Online-Services sie sich persönlich wünschen.“ Die Vision für das „Rathaus.2030“ sei klar: „Mein Norderstedt – bequem von der Couch!“, sagt Weißenfels.
Es gibt immer noch etliche Dienstleistungen, die das persönliche Erscheinen auf den Behördengängen an der Rathausallee unumgänglich machen. Aber immerhin kann man sich in Norderstedt dafür online eine Wartenummer ziehen und so unnötige Wartezeit sparen. Manche Dienste wurden komplett ins Netz verlegt: Etwa die Meldebestätigung, die Aufenthaltsbescheinigung, die Statusabfrage für den Bearbeitungsstand von Ausweispapieren, die Übermittlungssperre, die Meldung von Umzügen innerhalb der Stadt, die Voranzeige der Anmeldung für Neubürger oder das Anfordern des Führungszeugnisses. Dazu kommen die Online-Services des Fundamtes, des Betriebsamtes und des Standesamtes.
In einem Wettbewerb, den die Stadt bis zum 28. Februar auslobt, sollen Bürger nun das digitale Wunschkonzert anstimmen. Generell will die Stadt wissen, wie wichtig es den Norderstedtern ist, von der Stadt digitale Angebote im Freizeitbereich zu bekommen. Im Rathaus gibt es zum Beispiel die Idee einer Veranstaltungslandkarte. Das Rathaus möchte wissen, ob den Bürgern das Mitreden zu Ereignissen in der Stadt digital erleichtert werden soll. Möglich gemacht werden könnte digital auch die lokale Vernetzung der Bürger untereinander, etwa über die Einrichtung einer Tauschbörse.
Die Stadt hat etwa 1000 Teilnahmekarten für den Wettbewerb gedruckt. Sie liegen von Februar an überall an öffentlichen Stellen aus. Auf den Karten findet sich auch ein Feld, in dem die ganz eigenen Ideen zur Digitalisierung des Rathauses eingetragen werden können.
„Wir hoffen auf viele Teilnehmer“, sagt Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder. „Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Behördengängen von der Couch aus. Und deshalb wünsche ich mir, dass unser Rathaus auch in Zukunft immer digitaler wird.“ Dabei sei es klar, dass gerade ältere Bürger auch zukünftig Ansprechpartner im Rathaus finden müssten, da sie die neuen Technologien weniger nutzen. „Doch wir richten uns mit unserem Wettbewerb gerade an die jüngere Generation. Und von denen kommen vielleicht Wünsche, an die wir jetzt noch gar nicht gedacht haben. Nur so können wir als Verwaltung laufend besser werden“, sagt Roeder.
Die digitalen Dienstleistungen hat die Stadt Norderstedt im Bürgerserviceportal unter norderstedt.de/digital gebündelt. Die Nutzer-Zahlen des digitalen Angebotes halten sich derzeit in engen Grenzen. Zuletzt gab Weißenfels an, dass die Zahl der monatlichen Nutzer zwischen 150 und 750 Bürgern schwanke.
Damit liegen die Norderstedter im bundesweiten Trend. Die Deutschen sind E-Government-Muffel: Laut dem Statistik-Portal Statista haben 2017 nur 41 Prozent der Deutschen digitale Dienstleistungen von Behörden in Anspruch genommen. Zum Vergleich: In Österreich sind es 71 Prozent, in der Schweiz 61 Prozent.
Die Teilnahme an der digitalen Sinnsuche der Stadtverwaltung wird den Bürgern durch einen Preis schmackhaft gemacht: Unter allen Einsendern wird ein iPad verlost.
Die Teilnahme ist auch online unternorderstedt.de/digital möglich