Hamburg/Glinde. Für Europas größtes Radrennen und den Ironman werden neuen Routen gesucht. Doch die anliegenden Gemeinden haben deutliche Vorbehalte.
Der Kreis Stormarn könnte in diesem Jahr Schauplatz zweier sportlicher Großereignisse werden. Denn sowohl Europas größtes Radrennen, die EuroEyes Cyclassics, als auch der Triathlon Ironman sollen über neue Strecken geführt werden. Und dafür haben die Veranstalter Routen im Kopf, die eben auch durch weite Teile Stormarns führen.
Ein Grund für die Suche nach einer neuen Strecke ist, dass der Landkreis Harburg, durch den die Cyclassics bereits seit ihrer Premiere vor mehr als 20 Jahren führten, im vergangenen Jahr die Notbremse gezogen hat. Nachdem zu der Langstrecke der Cyclassics auch noch im Wochenabstand der Ironman hinzukam, wiederum viele Bürger aufgrund der Streckenführung mit Verkehrsbehinderungen leben mussten, hat der Landkreis die weitere Unterstützung verweigert.
Organisator sucht Ausweichrouten in Stormarn
Zur gestiegenen Zahl an Beschwerden waren immer mehr Beschimpfungen gekommen, denen sich Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehren ausgesetzt sahen, die die Strecken jeweils absperrten. Der Organisator beider Groß-Events am 29. Juli (Ironman) beziehungsweise 19. August (Cyclassics), die „Ironman Germany GmbH“ mit Sitz in Hamburg, möchte jetzt Richtung Bergedorf/Stormarn und Kreis Herzogtum Lauenburg ausweichen – und stößt dort auf deutliche Vorbehalte.
+++ Lesen Sie hier einen Kommentar zum Thema +++
Für die Cyclassics ist eine Strecke beantragt, die vom Nordosten Hamburgs über Ahrensburg, Hoisdorf, Großensee, Grande und Aumühle, Reinbek, Glinde bis Oststeinbek und wieder zurück nach Hamburg führen soll. Die Radroute des Ironmans soll durch die Vier- und Marschlande, Bergedorf, Wentorf über die Bundesstraße 404, Dassendorf, Aumühle und wieder Reinbek, Glinde, Oststeinbek zurück nach Hamburg führen.
Ahrensburg schlägt alternative Route vor
Der Kreis Stormarn hat das Projekt jetzt an die betroffenen Kommunen geleitet und um Stellungnahme gebeten. Landrat Henning Görtz bestätigt, dass ein entsprechender Antrag eingegangen und noch nichts entschieden sei.
Derzeit prüften die Verkehrslenkung Stormarn, der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein und auch die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), ob es verkehrliche Bedenken gegen die gelnaten Routen oder ob es Baustellen an den Strecken gibt. VHH-Sprecher Martin Beckmann sagt: „Eine Zusage seitens der VHH wurde bislang nicht gegeben, weil die Abstimmungstermine für das östliche Umland noch ausstehen.“
Rahmenbedingungen müssen geklärt werden
Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer hat das Ansinnen zunächst einmal abgelehnt, eine endgültige Entscheidung steht aber noch aus. In Glinde fällt die Antwort knapp aus. „Ich halte beide Veranstaltungen in Glinde für nicht durchführbar“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. „Deshalb habe ich das für uns abgelehnt.“ Zu viele Glinder würden über zu lange Stunden abgeschnitten vom Straßenverkehr. Dies sei jedoch eine Frage, in der Glinde ohnehin keine Entscheidungsgewalt habe. In der Kreisverwaltung sieht man dies anders. „Der Kreis ist vor allem koordinierend tätig, da die allermeisten Straßen Gemeinde-, Bundes- oder Landesstraßen sind. Daher müssen der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein und die betroffenen Gemeinden entscheiden“, meint Stormarns Landrat. Doch auch der LBV in Lübeck sieht sich nicht in der Rolle, eine Entscheidung zu treffen.
Landrat Henning Görtz sagt: „Cyclassics und Ironman sind tolle Events und eine Bereicherung für die ganze Region. Ich bin aber zurückhaltend, ob die Sache machbar ist.“ Zuerst müssten jetzt die Rahmenbedingungen wie Umleitungen geklärt werden.
Streckenführung belastet Anwohner
Die Verkehrsbehinderungen, die die Großereignisse Ironman und Cyclassics nach sich ziehen könnten, sind das eine Problem. Das andere ist, dass durch Straßensperrungen allein in Oststeinbek rund 800 Bürger bis zu neun Stunden lang „abgehängt“ würden. Sie wären für die Zeit mit ihren Autos in ihren Straße gefangen. In Glinde wären an beiden Sonntagen wegen der Route dieselben Bürger betroffen. „Das funktioniert nicht“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Sein Kollege in Oststeinbek, Jürgen Hettwer, ist auch skeptisch, sagt aber: „Vielleicht lässt es sich für einen Sonntag einrichten, das Auto vorher an einem Ort zu parken, von dem man gut wegkommt.“
Trotz der Verkehrsbehinderungen gibt es auch Befürworter in der 9000-Einwohner-Gemeinde, die an der Stadtgrenze zu Hamburg liegt: „Das Ganze bewegt sich zwischen zwei Polen: der Belastung der Anwohner und dem Sportereignis, das viele mal erleben möchten“, sagt Hettwer. Er selbst war schon einmal ganz nah dran – als Mitfahrer beim Jedermann-Wettbewerb der Cyclassics.
Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach hat die Stellungnahme bereits an den Kreis verschickt. Er spricht bei dem Radrennen zwar von „einer tollen Veranstaltung, die touristisch eine Attraktion ist“, benennt aber auch die Probleme. „Das bedeutet zum Beispiel Einschnitte für Erlenhof- und Rosenhof-Bewohner. Er habe deswegen eine alternative Strecke über den Beimoorweg ins Spiel gebracht.
Hoisdorf lehnt Strecke durch die Gemeinde ab
Die jetzt vom Veranstalter bevorzugte Cyclassics-Strecke führt auch durch Hoisdorf, was beim dortigen Bürgermeister Dieter Schippmann (Wählergemeinschaft DGH) auf wenig Gegenliebe stößt. „Die Hauptverkehrsachse mit den Straßen in die Nachbargemeinden wäre fünf Stunden komplett gesperrt. Das ist ein Unding.“ Das für Hoisdorf zuständige Amt Siek habe den Routenverlauf durch die Gemeinde abgelehnt.
Bliebe noch die Frage der Streckensicherung. Stormarns Kreisverwaltung zieht sich elegant aus der Affäre: Die Verkehrslenkung werde den Veranstalter anweisen, wie viele Ordner an der Strecke zu stehen haben, heißt es. Der Organisator selbst sei dafür zuständig, ausreichend Ehrenamtliche zu finden oder Sicherheitsfirmen zu beauftragen.
Thema Sicherheit hat oberste Priorität
Bei den Cyclassics sind auch örtliche Feuerwehren involviert. Ironman-Geschäftsführer Oliver Schiek hofft auf zahlreiche Helfer aus diesem Bereich. Er sagte zum Abendblatt: „Wenn es mit den Wehren nicht klappt, werden wir natürlich mehr in Sicherheitspersonal investieren.“ Das Thema Sicherheit habe oberste Priorität.
Schieks Mitarbeiter haben sich die Straßen in Stormarn angeschaut und daraufhin einen Vorschlag gemacht. „Änderungswünsche können selbstverständlich berücksichtigt werden.“ Alles werde mit den Fachbehörden abgestimmt. Der Geschäftsführer sagt, im Mai solle der endgültigen Streckenverlauf feststehen.