Mollhagen. Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres vor. Heute: Timo Ziegenbein vom SV Großhansdorf
Wenn Timo Ziegenbein über den Ironman Hawaii spricht, funkeln seine Augen wie die eines Kindes am Heiligabend. „Jahrelang habe ich jedes Video und jeden Bericht im Fernsehen über dieses legendäre Triathlon-Spektakel gesehen“, sagt der Ausdauerathlet vom SV Großhansdorf. „Als ich vergangenes Jahr dann selbst in der Bucht von Kailua-Kona dem Startschuss entgegen gefiebert habe, hat sich das Ganze für mich schon fast unwirklich angefühlt.“
Wie in jedem Jahr war Big Island, die größte Insel des US-Bundesstaates Hawaii, auch im Oktober 2017 Schauplatz eines der wohl spektakulärsten, aber auch strapaziösesten Sportereignisses der Welt. 3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen fordern den Athleten bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Celsius-Marke und den unvorhersehbaren böigen Seitenwinden mit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometer pro Stunde mental und physisch alles ab.
Aufgeben war für Ziegenbein trotz der Strapazen zu keinem Zeitpunkt eine Option. „Als Triathlet habe ich gelernt, den Körper mit dem Kopf zu besiegen“, sagt der Ausdauersportler, der nach 10:34,53 Stunden seinen größten sportlichen Triumph feierte. „Ich wollte einfach nur das Ziel erreichen, das ist mir sogar mit einer akzeptablen Zeit gelungen. Nach dem Rennen habe ich mich gut gefühlt und den emotionalen Moment einfach nur genossen.“
10.34,53 Stunden benötigte Ziegenbein für den Ironman
Mit ernsten Probleme hatte der Mollhagener elf Kilometer vor dem Ende des Rennens zu kämpfen. „Der Streckenabschnitt führte über einen scheinbar endlosen, sich auf und ab schlängelnden Highway. Mittlerweile hatte ich jegliches Gefühl für das Profil der Strecke verloren und konnte nicht einschätzen, ob ich gerade bergauf oder bergab lief“, erzählt Ziegenbein. Zwei Kilometer vor dem Ziel bog der 38-Jährige in die letzte Rechtskurve ein. „Da wusste ich: Es ist nicht mehr weit, ich schaffe es“, sagt der Triathlet.
Einen klaren Gedanken konnte er allerdings nicht mehr fassen. „Ich hatte mir vorgenommen, auf den letzten Metern notfalls das Tempo zu drosseln, um allein die Ziellinie zu überqueren. Auf dem üblichen Zielfoto wäre dann nur ich abgebildet gewesen“, sagt Ziegenbein und lacht. „Leider habe ich in dem Moment an gar nichts mehr gedacht, deshalb ist nun direkt vor mir noch ein weiterer Läufer auf dem Bild.“
Die Erschöpfung setzte bei Ziegenbein erst zwei Tage nach der hohen Belastung ein. „Die ersten 24 Stunden nach dem Wettkampf war ich einfach zu aufgekratzt“, sagt Ziegenbein. „Erst später habe ich gespürt, wie ausgelaugt ich körperlich und mental wirklich war.“
2016 in Barcelona hatte Ziegenbein sich für das Triathlonspektakel auf Hawaii qualifiziert. Noch während der Siegerehrung in Spaniens Millionenmetropole musste er seine Teilnahme bestätigen und anschließend knapp 1000 Euro Startgebühr bezahlen.
Die Vorbereitung auf einen der weltweit anspruchsvollsten Ausdauerwettkämpfe lief für ihn allerdings alles andere als rund. Monatelang befürchtete der Mollhagener sogar, das Geld vergeblich investiert zu haben. Eine Reizung des Schambeins belastete das Lauftraining. „Ich verspürte lange Zeit ein unangenehmes Ziehen in der Leistengegend, das immer wieder kam und ging“, sagt Ziegenbein. „Selbst eine längere Laufpause und anschließende Trainingseinheiten mit gedrosseltem Tempo brachten keine Besserung.“
Aufgrund einer Verletzung drohte sogar das Aus
Ziegenbein, der als Konstrukteur bei der Firma Minimax in Bad Oldesloe arbeitet, sagte seine Teilnahme am Kieler und Hamburger Marathon ab und verzichtete auf einen Start bei den Kreismeisterschaften im Halbmarathon. Ziegenbein: „In den Disziplinen Schwimmen und Radfahren habe ich mein Trainingspensum eingehalten. Dennoch habe ich mich öfters gefragt, wozu ich das alles mache, wenn ein Start beim Ironman aufgrund des großen Trainingsrückstands auf der Laufstrecke keinen Sinn machen sollte.“
Ziegenbeins eiserner Wille zahlte sich aus: Ein knappes halbes Jahr vor der großen Herausforderung auf Hawaii verbesserte sich der Gesundheitszustand des 38-Jährigen. Im Wasser und auf der Radstrecke fühlte der Mollhagener sich topfit. Um aber in der dritten Disziplin, dem Marathonlauf, überhaupt eine Chance zu haben, absolvierte er fortan jede Woche rund 50 Kilometer. „Bis zum Start auf Hawaii kamen so rund 1400 Kilometer zusammen“, sagt Ziegenbein. „Ich war sicher, das müsste reichen.“ In den vier Wochen vor der Abreise unterwarf Ziegenbein sich strengen Regeln. „Ich habe Menschenansammlungen gemieden, aufs Händeschütteln verzichtet und in der Kantine am Buffet nur mein eigenes Besteck benutzt – um mich bloß nicht mit irgendwas anzustecken“, erzählt der Triathlet.
Mittlerweile sind nicht mehr der Pazifische Ozean sondern das Travebad in Bad Oldesloe und nicht mehr die hawaiianische Lavawüste sondern die von der Landwirtschaft geprägte Gegend um Mollhagen die Trainingsstätten des 38-Jährigen. Er lächelt und sagt: „In Stormarn ist es auch ganz schön, nur könnte das Wetter besser sein.“
Als Leser können Sie bei der Sportlerwahl mitmachen und gewinnen. Die Teilnahme ist ganz einfach. Wählen Sie in jeder Kategorie einen Kandidaten aus, notieren die Namen in Druckbuchstaben auf einer frankierten Postkarte und senden diese an den Kreissportverband (KSV) Stormarn, Lübecker Straße 35, 23843 Bad Oldesloe. Die Teilnahme ist aber auch per E-Mail (info@ksv-stormarn.de) oder auf der Internetseite des KSV (www.ksv-stormarn.de) möglich. Einsendeschluss ist 31. Januar 2018. Unter allen Teilnehmern werden attraktive Preise verlost.