Bargteheide. Caroline Dibbern und Wegbegleiterin Angela Kroß verlassen Bargteheider Jugend-Schauspielschule. Mitglieder entscheiden über Zukunft.

Das Kleine Theater Bargteheide steht erneut vor großen personellen Veränderungen. Schauspielerin Caroline Dibbern und ihre langjährige Mitstreiterin Angela Kroß verlassen die Theaterwerkstatt „Blaues Wölkchen“. Sie fühlen sich in Bargteheide nicht mehr wohl und wollen eine eigene Theatergruppe aufbauen. Hintergrund sind offenbar konträre Auffassungen über die Leitung des Hauses.

In den vergangenen Jahren hatten die beiden Frauen die erfolgreichen Weihnachtsmärchen mitinszeniert. Rund 13.000 Besucher zieht die Theaterschule, in der rund 100 Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 18 aktiv sind, alljährlich in ihre Vorstellungen. In seiner ersten Saison hatte der neue Trägerverein des Kleinen Theaters insgesamt mehr als 40.000 Gäste bei sämtlichen Veranstaltungen inklusive Kino gezählt.

Entschluss der Frauen über lange Zeit gewachsen

Der Entschluss der beiden Frauen ist über lange Zeit gewachsen. „Es gab einfach immer wieder Situationen, in denen ich gemerkt habe: Ich muss hier raus“, sagt Caroline Dibbern. Dabei liegt ihr das Kleine Theater besonders am Herzen: Ihre Mutter Kirsten Martensen (1941–2013) hat es Jahrzehnte geleitet und die Nachwuchsgruppen schon Mitte der 1980er-Jahre gegründet.

„Ich mache weiter Theater mit Kindern, möchte das Erbe meiner Mutter fortsetzen“, sagt Dibbern. Und ergänzt: „Nur erst einmal nicht mehr in Bargteheide.“ Die Arbeit mache ihr viel Spaß. Ihre jüngste Inszenierung, das Weihnachtsmärchen „Emil und die Detektive“, sei bei 18 Vorstellungen ausverkauft gewesen. Bei einem Gastspiel in Bad Oldesloe konnte sie das Team vom dortigen Kultur- und Bildungszentrum (KuB) kennenlernen. Kontakte gebe es ebenfalls zum Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg.

Montag, 19. Februar, ist Mitgliederversammlung

Auch Angela Kroß hat eine ebenso lange wie besondere Beziehung zum Kleinen Theater. Ihr Sohn David Kross („Der Vorleser“, „Simpel“) hat seine ersten schauspielerischen Schritte auf der Bühne bei Kirsten Martensen gemacht. Ihr Vorstandsamt im Trägerverein des Kleinen Theaters hatte Angela Kroß im Sommer 2017 niedergelegt, jetzt hört sie in der Schauspielwerkstatt auf. Die Atmosphäre habe letztlich nicht mehr gepasst, sodass sie sich woanders ehrenamtlich engagieren möchte. „Für mich kann ein kreativer Ort nicht wie eine Behörde geleitet werden“, sagt sie – auch wenn alle Seiten unbestritten mit viel Einsatz arbeiteten. Für Angela Kroß ist klar, dass sie Caroline Dibbern bei künftigen Projekten zur Seite steht: „Wir sind ein tolles Team, unsere Wege werden sich bestimmt nicht trennen.“

Wie es mit dem vor zwei Jahren gegründeten Theaterwerkstatt-Verein in Bargteheide weitergeht, wollen die Mitglieder bei einer Versammlung am Montag, 19. Februar, entscheiden. „Es wird sicherlich personelle Wechsel im Vorstand geben“, sagt der Gründungsvorsitzende Jan Roßmanek.

Doppelter Rückzug kommt für Trägerverein überraschend

Der Pastor hatte den Verein 2016 initiiert, um die Schauspielschule im Sinne von Gründerin Kirsten Martensen weiterzuführen. Roßmanek will auf die bisherige Arbeit zurück- und in die Zukunft vorausblicken. „Ich hoffe schon allein wegen der vielen theaterbegeisterten Kinder, dass der Verein eine Zukunft hat – in welcher organisatorischen Form auch immer“, sagt er.

Für den Trägerverein des Kleinen Theaters kommt der doppelte Rückzug jedenfalls überraschend. Der Vorsitzende Olaf Nehls sagt: „Das ist schade, denn Caroline Dibbern ist sowohl künstlerisch als auch pädagogisch eine Ausnahme.“ In der Jahresplanung 2018 seien alle Termine für Proben und Aufführungen der Märchen geblockt.

Kulturring Bargteheide hatte Insolvenz angemeldet

Kritik an der Leitung des Hauses relativiert er. „Es gehört zu unseren Aufgaben, auf die Zahlen zu achten“, sagt er. In seinem Beruf als Filmproduzent sei er auch immer Kaufmann gewesen. Und mit Rainer Wiegard zeichnet ein ehemaliger Landesfinanzminister im Vorstand fürs Geld verantwortlich. „Da gehen wir buchhalterisch vermutlich anders vor als in früheren Zeiten“, sagt Nehls. So kursiere „die eine oder andere Excel-Tabelle“.

Bereits im Vorjahr hatte es nicht nur auf der Bühne, sondern auch dahinter reichlich Theater gegeben. Im Herbst drohte Kinobetreiber Hans-Peter-Jansen mit seinem Ausstieg. „Dem Haus fehlt die Seele“, sagte er und beklagte Missstände in der Zusammenarbeit. Im Sommer hatte der Kulturring Bargteheide nach einem Streit um städtische Zuschüsse Insolvenz angemeldet.

Angesichts der Querelen sagt Olaf Nehls: „Ein ruhiges Jahr wäre schön, in dem wir alle uns mehr ums Programm kümmern könnten als um Personalien.“ Dass dieser fromme Wunsch 2018 nicht in Erfüllung gehen wird, steht schon nach den ersten Wochen fest.

Seit 90 Jahren

Ab 1927/28 zeigte der Bargteheider Gasthof „Unter den Linden“ auch Filme. Der große Saal diente bis 1954 als Lichtspielhaus. 1954 wurde er zum Kino umgebaut und am 1. September die Linden-Lichtspiele eingeweiht.

1967 gründete sich der Kulturring Bargteheide. Er organisierte bis zu seiner Auflösung 2017 Auftritte von Tourneetheatern und andere Gastspiele. 1980 wurde ein Bühnenhaus an das Gebäude angebaut, das im Juli den Namen Kleines Theater bekam.

1992 übernahm Kirsten Martensen das Haus mit Kino, Theater und Gastronomie. Die Theaterschule für Kinder und Jugendliche – den Vorläufer der heutigen Theaterwerkstatt Bargteheide – leitete sie Mitte der 1980er. 1989 gründete Martensen auch das Oldie-Kabarett.

2005 stieg der Hamburger Hans-Peter Jansen in den Kinobetrieb ein und änderte den Namen in Cinema Paradiso. Zeitgleich übernahm der Gastronom Baki Abazi das Restaurant, das er als Papillon neu gestaltete.

2013 starb Kirsten Martensen im Oktober überraschend im Alter von 72 Jahren. Ihre Wegbegleiterin Maren Kröger führte die KM Kulturmanagement gGmbH drei Jahre weiter.

Im Juni 2016 übernahm der Verein Kleines Theater Bargteheide die Theaterarbeit sowie die Verantwortung für das Gebäude für die Stadt und koordiniert die Termine.

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