Bargteheide. „Diesem Haus fehlt die Seele“, sagt der Bargteheider Betreiber Hans-Peter Jansen. Er kritisiert die Stadt und den neuen Trägerverein.

Droht dem Cinema Paradiso das Aus? Zum wiederholten Mal beklagt sich Kinobetreiber Hans-Peter Jansen über „deutliche Missstände“ im Haus und in der Zusammenarbeit mit der Stadt und dem neuen Trägerverein. 2018 läuft sein Pachtvertrag aus. „Ändert sich nichts, höre ich auf“, sagt der Kino-Chef zum Abendblatt, „diesem Haus fehlt die Seele.“

Hans-Peter Jansen sieht sich selbst als „letzten Kreativen“ im Haus. „Mit dem Tod von Kirsten Martensen ist die erste Seele des Hauses weggebrochen. Und durch den Rauswurf von Manfred Kutsche und dem Kulturring die zweite“, sagt der 70-Jährige. Finde sich niemand, der in Zukunft wieder „Kultur mit ganzem Herzen lebt und gestaltet“, werde diese besondere Spielstätte sterben, so seine düstere Prognose.

Einnahmeverlust von 25.000 Euro

Für den Fall einer Pachtverlängerung stellt Jansen deutliche Forderungen. Erstens: eine Erstattung seiner Ausfälle. „Ich habe in diesem Jahr einen Einnahmeverlust von 25.000 Euro. Grund ist der Trägerverein, der mehr Bühnenzeiten belegt, als ihm zusteht.“ Zweitens: Künftig sollten sich alle Beteiligten an die Verträge halten. Und drittens: Der Kulturring müsse zurück auf die Bühne. Jansen: „Außer mir gibt es keinen Kulturschaffenden mehr im Kleinen Theater.“

Seit 1980 gibt es das Kleine Theater

1927/28 gab es in Bargteheide erste Lichtspielvorführungen. Damals wurden die Filme noch im Saal des Gasthofes „Unter den Linden“ gezeigt.

1954 wurde das Haus umgebaut und die „Linden-Lichtspiele“ eingeweiht. Mit der Gründung des Kulturrings 1967 kamen auch Tourneetheater und Gastspielaufführungen nach Bargteheide.

1980 wurde das Haus nach erneuter Renovierung umbenannt und heißt seitdem Kleines Theater.

Von 1992 bis 2005 betrieb Kirsten Martensen das Kino.

2005 hat es der jetzige Pächter Hans-Peter Jansen übernommen.

2011 wurde Jansen für sein Konzept und Programm mit dem renommierten „Kino Champion“ – einem Preis der Kinoverleiher – ausgezeichnet.

2014 folgte die Digitalisierung des Kinos.

Prominente wie David Kross und Detlef Buck kommen immer wieder gern in ihr Heimatkino, um ihre neuen Filme vorzustellen.

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Im Trägerverein agieren nach seiner Aussage nur „Verwalter“. Er bedauere den „Rausschmiss von Manfred Kutsche sehr“. Wie berichtet, hatte der Kulturring im Sommer dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Zuvor hatte es monatelang Querelen zwischen Stadt und Kulturring über Zuschüsse gegeben.

Reibungspunkte zwischen Kulturschaffenden

Mehr als 30 Jahre habe der Kulturring zur „Prägung der Spielstätte“ beigetragen, so Jansen. „Damit brüstet sich die Stadt noch heute. Man hätte sich um einen Kompromiss bemühen sollen.“ Außerdem müsse die Stadt begreifen, wie bedeutsam die Arbeit der Theaterwerkstatt für Bargteheide sei. „Ohne die Leidenschaft eines Kulturschaffenden ist dieses Haus nicht sexy – und wird es auch durch Renovierung allein nicht werden.“

Auch in der Vergangenheit hatte es zwischen den drei Kulturschaffenden Martensen, Kutsche und Jansen immer wieder Reibungspunkte gegeben. „Wir sind und waren alle Alphatiere, haben aber immer einen Konsens zum Wohle der Kultur gefunden“, sagt Jansen. Das scheint jetzt beim Thema Saalbelegung unmöglich. Statt vertraglich festgelegter 65 Veranstaltungstage habe der Trägerverein in diesem Jahr 120 Tage bespielt, so Jansen.

Seit zwölf Jahren betreibt Jansen das Kino

Olaf Nehls, Vorsitzender des Trägervereins, sagt: „Herr Jansen hat uns noch nie um eine statistische Auswertung gebeten. Das Zeitkontingent ist ein hochkompliziertes Vertragswerk.“ Aufgrund der Abendblatt-Anfrage habe man die Zeiten nun erfasst. Für die Spielzeit 2016/2017 sei das Kontingent von 26 Abenden nur um einen „Zweidritteltag“ überzogen worden. Der Kulturring habe die Bühne 15 statt vereinbarter 14 Tage bespielt. Die Probenzeiten der Theaterwerkstatt wären unterschritten worden.

Herbert Sczech, Büroleitender Beamter in Bargteheide
Herbert Sczech, Büroleitender Beamter in Bargteheide © HA | Christina Schlie

Verwunderung löst Jansens Kritik auch bei der Stadt aus. „Der Vertrag von Herrn Jansen wurde im Zuge der Digitalisierung bis 2020 verlängert“, sagt Herbert Sczech, Büroleitender Beamter im Rathaus. Klärungsgespräche bezüglich der Saalbelegung ständen noch aus.

Seit zwölf Jahren betreibt Hans-Peter Jansen das Kino in Bargteheide. 2005 hatte er es von der damaligen Pächterin Kirsten Martensen übernommen und Cinema Paradiso genannt. Martensen, die 2013 starb, führte seit 1992 sowohl das Kino als auch das Theater und die Gastronomie. Immer wieder zieht es prominente Gäste nach Bargteheide. Erst vor wenigen Wochen war David Kross zur Preview seines neuen Films „Simpel“ zu Gast.

Betreiber wählt Programm mit Bedacht aus

Mehrfach wurde das Kinoprogramm vom Kulturministerium Schleswig-Holstein sowie dem Bundesministerium ausgezeichnet. Aktuell darf sich Hans-Peter Jansen über fünf Preise für ein ausgezeichnetes Programm in fünf von ihm betriebenen Kinos freuen. Zum ersten Mal gab es auch für das Inselkino in Burg auf Fehmarn einen Preis.

Die mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung in Schleswig-Holstein erhielt Hans-Peter Jansen 2016 fürs Cinema Paradiso. Der Bargteheider wählt sein Programm mit Bedacht aus. Er sagt: „90 Prozent der Filme habe ich vorab gesehen und für gut befunden.“