Bargteheide. Vorstand in Bargteheide wundert sich über öffentliche Drohung von Kino-Chef Hans-Peter Jansen. Gemeinsames Treffen am 21. November.
Zweiter Akt im Streit zwischen den Nutzern des Kleinen Theaters Bargteheide: Nachdem Kinobetreiber Hans-Peter Jansen der Stadt und dem Trägerverein vorgeworfen hatte, Absprachen nicht einzuhalten (das Abendblatt berichtete), kontert jetzt der Vorstand des Trägervereins: Er wirft seinerseits Jansen vor, falsche Behauptungen zu verbreiten.
Auslöser der Streitigkeiten ist das – wie es scheint – komplexe Vertragswerk für die Saalbelegung. Diese geht auf eine Dreivierteltage-Berechnung aus dem Jahr 2008 zurück. Danach stehen laut Jansens Aussage dem Kino 300 Tage im Jahr zur Verfügung, allen anderen Kulturtreibenden (das waren 2016/17 der Kulturring sowie der Trägerverein und die Theaterwerkstatt) 65 Tage. „Der Trägerverein hat aber in der letzten Spielzeit an 120 Tagen die Bühne belegt“, hat Jansen ausgerechnet. Ihm sei dadurch ein finanzieller Ausfall von 25.000 Euro entstanden.
Verein wirft Jansen vor, falsche Zahlen zu nennen
Olaf Nehls, Vorsitzender des Trägervereins, macht eine andere Kalkulation auf. „Wir haben in der Saison 41 und zwei Drittel Tage gemeinsam mit dem Kulturring die Bühne belegt. Zur Verfügung nach Vertrag stehen uns 26 Tage und dem Kulturring 14 Tage plus zwei Tage Kindertheater des Monats, sind 42 Tage. Mithin hätte Herr Jansen also einen Dritteltag mehr Kino machen können, als ihm zustanden“, sagt Nehls, „Die 300 Kinotage werden sowieso nicht ausgenutzt, da in den Ferienzeiten, montags, mittwochs und donnerstags sehr oft kein Kino läuft.“
Jansen forderte für seinen Einnahmeausfall eine Entschädigung von der Stadt und dem Trägerverein. Werde diese nicht gezahlt, droht er mit dem Aus für das Cinema Paradiso. Er werde seinen Vertrag dann nicht weiter verlängern, so Jansen.
Laut Jansen siten im Trägerverein nur Verwalter
In einem sehr zugespitzten Brief an den „lieben Hans-Peter“ gehen Nehls und sein Stellvertreter Joachim Krämer ausführlich auf Jansens „richtig geilen Helikopter-Coup“ ein, sprechen von Fake News. Vor Kurzem habe man noch harmonisch zusammengesessen – und jetzt knalle Jansen dem Verein „irgendwas über die Presse an den Kopf, ohne Vorgespräch, ohne Vorwarnung, ohne Veranlassung“.
Unter anderem hatte Jansen den Vorwurf geäußert, im Trägerverein säßen nur Verwalter. „Außer mir gibt es keinen Kulturschaffenden mehr im Kleinen Theater“, hatte der Kinobetreiber gesagt. Dem Haus fehle die Seele, und der Ruf als Kulturtempel leide, da immer nur dieselben Künstler auftreten würden.
Aufforderung: Kino-Chef soll sich selbst ein Bild machen
Die Arbeit im Kleinen Theater Bargteheide liegt in der zweiten Saison mit in den Händen des Trägervereins. Zehn ehrenamtliche Vorstandsmitglieder kümmern sich – zum Teil ganztags, abends und an den Wochenenden – um die Gestaltung des Programms, die Werbung und die Technik. „Dieses Engagement lässt sich nicht als seelenlos bezeichnen“, sagt Olaf Nehls.
Die ausgebuchten Vorstellungen und die Programmvielfalt seien Bestätigung für die Arbeit und die Akzeptanz in der Bevölkerung. „Unsere Seele ist das Publikum“, so Nehls. Der Vorsitzende bedauert, dass sich Jansen noch nicht selbst ein Bild davon gemacht habe. „Es wäre schön, wenn du auch einmal zu einer Abendvorstellung kommen würdest“, heißt es in dem Brief. Der Kino-Chef sei im Gegensatz zu den Mitarbeitern des Trägervereins nur einmal in der Woche im Haus anzutreffen.
Kino-Betreiber Hans-Peter Jansen sagt: „Außer mir gibt es keinen Kulturschaffenden mehr im Kleinen Theater HA Christina Schlie Gemeinsames Kreativ-Wochenende für 2018 geplant
Steckt das Kleine Theater nun in einer Sackgasse? Als das Konstrukt aus drei Hauptakteuren – Kino, Förderverein und Gastronomie – im vergangenen Jahr neu aufgestellt wurde, sollte das Trio gemeinschaftlich das Bild des Hauses gestalten. Das scheint nicht zu klappen. So gibt es auch widersprüchliche Ansichten zum Pachtvertrag fürs Kino. Jansen meint, er laufe im Sommer 2018 aus. Trägerverein und Stadt gehen von einer Frist bis 2020 aus.
Der öffentliche Aufschrei verwundert Olaf Nehls, weil beim Partnertreffen vor zwei Wochen nichts darauf hingedeutet habe. Dort habe man sogar ein gemeinsames Kreativ-Wochenende für 2018 mit Kino, Theater und Essen geplant, sich über technische Fortschritte und die Projekte ausgetauscht. Ebenso sei ein gemeinsames Programmheft für Kino und Theater angedacht. „Noch am Abend hat Herr Jansen telefonisch freudig zugestimmt“, sagt Olaf Nehls.
Am 21. November treffen sich beide Seiten wieder
Er freue sich trotz allem auf das nächste Partnermeeting am 21. November. „Und dann kommunizieren wir wieder ganz normal, persönlich und direkt, wie wir es bisher auch getan haben. In einem anständigen und fairen Stil. Okay?“: So endet der Brief, den Olaf Nehls und Joachim Krämer im Namen des gesamten Vorstands geschrieben und mit „ganz lieben Grüßen“ an ihren Freund und Partner abgeschickt haben.
Was Hans-Peter Jansen über die Replik denkt, lässt sich nur erahnen. Er war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Einig scheinen sich die beiden Seiten im Moment nur, wenn es um die Arbeit des Kulturrings geht. Beiden ist sehr daran gelegen, dass der Kulturring, der nach einem Streit um städtische Zuschüsse in diesem Jahr Insolvenz angemeldet hat, mit seinem Angebot auf die Theaterbühne zurückkehrt.