Ahrensburg. Kran und Tieflader transportieren das öffentliche WC vor dem Rathaus ab. Es wurde bundesweit wegen zu hoher Kosten bekannt.
Die als „Luxus-Klo“ bekanntgewordene öffentliche WC-Anlage vor dem Ahrensburger Rathaus steht nicht mehr. Sie wurde abgebaut, nachdem die Stadt den Mietvertrag zum Ende 2017 aus Kostengründen gekündigt hatte. Den Abtransport muss laut Vertrag die Stadt Ahrensburg bezahlen. Dafür werden laut Bürgermeister Michael Sarach bis zu 15.000 Euro fällig.
Gegen 19 Uhr rückten am Donnerstagabend ein Autokran und ein Anhänger mit Zugmaschine an. Zuerst demontierten Arbeiter Abfluss- und Stromleitungen, dann ließ Kranfahrer Martin Weiß das Dach an Gurten durch die Luft schweben. Nachdem es verladen war, folgte das neun Tonnen schwere Häuschen. Für das Schwenken mit dem 14 Meter langen Kran musste jeweils eine Fahrbahn kurzzeitig abgesperrt werden, Fußgänger wurden umgeleitet.
Passantin wollte das WC-Häuschen begutachten
„Wir haben den Schutz der Menschen immer im Blick“, sagte Jens Thor, der für die Firma Gustav Seeland den Abtransport geleitet hat. Umso fassungsloser war Thor über das Ansinnen einer jungen Passantin. Als das Häuschen angehoben wurde, fragte sie, ob sie noch einmal schnell hineindürfe. Sie sei nämlich noch nie drinnen gewesen. Doch Jens Thor musste sie enttäuschen.
Das WC wurde nach Hamburg auf einen Lagerplatz des Betreibers der Anlage, der Firma Wall GmbH, transportiert. Der Abbau dauerte zwei Stunden. In Ahrensburg ist jetzt nur noch das Fundament der WC-Anlage zu sehen. Es wird demnächst ebenso wie deren Versorgungsleitungen entfernt.
Aufnahme ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler
Das WC war 2016 als ein Beispiel für Steuerverschwendung im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler Schleswig-Holstein erschienen. Das ZDF führte es in der Sendung Länderspiegel als „Hammer der Woche“ bundesweit vor. Der Grund: Die Stadt hatte jeden Gang auf das WC mit 57 Euro gefördert. Im Schnitt nutzten es täglich zwei zahlende Bürger für eine Gebühr von jeweils 50 Cent. Seit der Aufstellung der Anlage im Jahr 2006 hatte die Stadt für sie mehr als 400.000 Euro Miete bezahlt. Dagegen standen Einnahmen von nur rund 6500 Euro.
Derzeit suchen Verwaltung und Politik noch nach einem Standort für ein Ersatz-WC. Favorisiert wird die Große Straße/Ecke Klaus-Groth-Straße. Allerdings hält die FDP-Fraktion auf Abendblatt-Anfrage weiter daran fest, auch das Bruno-Bröker-Haus als Ort für eine neue öffentliche Toilette zu prüfen. Zudem schlagen die Liberalen weitere Standorte vor. „Wir wünschen, dass unter anderem die Klaus-Groth-Straße am CCA, der Rathausplatz und das geplante Umkleidehaus am Stormarnplatz geprüft werden“, sagt FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi.