Ahrensburg. Das WC-Häuschen am Ahrensburger Rathaus wird Anfang 2018 abgebaut. FDP bringt Umbau des Bruno-Bröker-Hauses ins Gespräch.

Die Entscheidung, ob und wo Ahrensburg eine neue öffentliche Toilette als Ersatz für das Luxus-WC in Rathausnähe erhält, sie steht weiterhin aus. Die Mitglieder des Umweltausschusses fassten bei den Beratungen über den Haushalt keinen Beschluss über einen neuen Standort. Einstimmig beschlossen die Politiker, 150.000 Euro für eine neuen Anlage im Haushalt 2018 einzuplanen.

Der Beschluss geschah auf einen Antrag der CDU. Dieser enthielt ursprünglich noch eine Festlegung auf die Große Straße als Standort. Diese wurde jedoch kurzfristig wieder gestrichen, weil die FDP das Jugendzentrum Bruno-Bröker-Haus am Stormarnplatz beim Rathaus als Ort für eine neue öffentliche Toilette vorschlug.

Nur rund 6500 Euro Einnahmen

Hintergrund der Suche nach einem neuen WC ist, dass die bestehende öffentliche Toilettenanlage am Rathaus an der Manfred-Samusch-Straße Anfang des nächsten Jahres abgebaut wird. Dieses WC war als „Luxus-Klo“ bundesweit bekannt geworden. 2016 war es als ein Beispiel für Steuerverschwendung im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler Schleswig-Holstein erschienen. Das ZDF führte es in der Sendung Länderspiegel als „Hammer der Woche“ überall in Deutschland vor. Der Grund: Die Stadt hatte jeden Gang auf das vollautomatische WC mit 57 Euro gefördert. Im Schnitt gingen täglich zwei zahlende Bürger für eine Gebühr von jeweils 50 Cent auf das stille Örtchen.

Seit der Aufstellung der Anlage im Jahr 2006 hatte die Stadt rund 430.000 Euro Miete für die Einrichtung plus 18.000 Euro Wasser- und Abwasserkosten bezahlt. Dagegen standen Einnahmen von nur rund 6500 Euro. Bis 2017 zahlte Ahrensburg jährlich 44.000 Euro für Miete und Wartung an den Betreiber Wall GmbH.

Verwaltung hat mehrere Standorte geprüft

Die FDP favorisiert das Bruno-Bröker-Haus
Die FDP favorisiert das Bruno-Bröker-Haus © Birgit Schücking

Daraufhin wollte die Stadt den Vertrag mit dem Betreiber zum Jahresende 2016 kündigen. Nachdem dieser angeboten hatte, die Miete für die Anlage um rund die Hälfte zu reduzieren, entschied der Umweltausschuss, den Vertrag noch bis Ende 2017 zu verlängern. So sollte auch weiterhin ein öffentliches und behindertengerechtes WC im Stadtzentrum angeboten werden, das rund um die Uhr geöffnet ist. Dies war der Wunsch vor allem des Behinderten- und des Seniorenbeirats.

Während der verlängerten Mietzeit sollte eigentlich an anderer Stelle im Stadtzentrum eine neue WC-Anlage gebaut werden. Doch dazu kam es bislang nicht. Der Umweltausschuss debattierte über einen möglichen neuen Standort, das Aussehen und die Ausstattung einer Anlage. Die Verwaltung prüfte Standorte in der Nähe des Schlosses, am Regionalbahnhof und mehrere Varianten an der Großen Straße. Letztere sieht sie als geeignet an. Den verlängerten Mietvertrag für das WC am Rathaus hat die Stadt unterdessen fristgemäß zum Ende dieses Jahres gekündigt.

FDP favorisiert das Bruno-Bröker-Haus

Wie lange es nun noch dauert, bis ein neues öffentliches WC fertig gebaut oder aufgestellt ist, ist auch nach dem jüngsten Beschluss des Umweltausschusses unklar. Die Verwaltung muss im kommenden Jahr dem Ausschuss einen Vorschlag machen, welchen Standort und welche Art von Anlage sie bevorzugt, und wie hoch die Kosten sein werden. „Das kann ich noch nicht vorhersagen“, sagt Ahrensburgs Bauamtsleiter Peter Kania auf die Abendblatt-Nachfrage, wann etwa eine Anlage an der Großen Straße fertiggestellt sein könnte. Kania verweist dazu auf die Lieferzeiten von WC-Anlagen. „Uns war vor allem wichtig, das Geld für ein neue Toilette in den Haushalt einzustellen.“ Das sagt Umweltausschuss-Mitglied Toufic Schilling (CDU) zum abgeänderten Antrag seiner Fraktion, dafür 150.000 Euro vorzusehen und die Große Straße nicht mehr als Standort festzulegen. „Die nähere Planung und der Standort können als nächster Schritt entschieden werden.“ Durch den Verzicht auf den Ort sei zudem ein einstimmiger Beschluss erreicht worden.

Diesem stimmte auch die FDP zu. Sie wollte ursprünglich beantragen, die Toiletten im Peter-Rantzau-Haus neben dem Rathaus so umzubauen, dass sie für die Öffentlichkeit rund um die Uhr nutzbar sind. Davon nahm die Partei aber Abstand, nachdem die Verwaltung mitteilte, dass dies aus baulichen und organisatorischen Gründen nicht möglich sei. Stattdessen favorisiert die FDP nun das Bruno-Bröker-Haus.

Verwaltung tendiert zum Standort Große Straße

Vielleicht wird es künftig eine neue öffentliche Toilette in der Großen Straße geben
Vielleicht wird es künftig eine neue öffentliche Toilette in der Großen Straße geben © Birgit Schücking

„Wir halten das Haus für den besseren Standort als die Große Straße. Allerdings ist für uns weiterhin fraglich, ob überhaupt ein neues öffentliches WC benötigt wird“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Thomas Bellizzi. Ihm schwebt vor, die Sanitäranlagen des Bruno-Bröker-Hauses, die durch das geplante neue Umkleidehaus für die Sportvereine am Stormarnplatz frei werden, für eine neue WC-Anlage umzubauen. Dies sei günstiger als ein Neubau. Gegen die Große Straße spricht laut Bellizzi, dass die künftigen WC-Nutzer dort „wie auf einem Präsentierteller“ seien. „Viele Menschen möchten beim Gang zum WC nicht beobachtet werden, Nutzer werden abgeschreckt“, sagt er.

Diese Bedenken kann Gerhard Bartel nicht nachvollziehen. „Wer eine Toilette benötigt, der nutzt sie auch“, sagt der Vorsitzende des Ahrensburger Behindertenbeirates. Er lehnt den FDP-Vorschlag, das Bruno-Bröker-Haus umzubauen, ab. „Das liegt zu weit ab und nachts ist es dort zu dunkel.“ Zudem sei ein Umbau dort aufwendig und teuer.

Bartel ist für die Große Straße als WC-Standort. „Der Standort wäre zentral und an der Großen Straße gibt es viel Gastronomie mit vielen Kunden. Deren Toiletten sind aber oft nicht barrierefrei“, sagt er. Als „völlig chaotisch“ bezeichnet er den Beschluss des Umweltausschusses, sich nicht auf die Große Straße festzulegen. „Das hat mich überrascht. Ich dachte eigentlich, die Große Straße steht als Standort fest, weil die Verwaltung sie favorisiert.“ Bartel kündigt an, dass der Behindertenbeirat demnächst einen Antrag für den Standort Große Straße einbringen wird.

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Das Luxus-WC beim Rathaus an der Manfred-Samusch Straße hat Ahrensburg nach einer Rüge des Steuerzahlerbundes wegen viel zu hoher Kosten weit über die Stadtgrenze hinaus in die Schlagzeilen gebracht.
In Kürze wird das Klo nun endgültig geschlossen, der genaue Termin steht noch nicht fest.
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