Trittau. Stormarner Städte und Gemeinden begrüßen ihre Bürger mit Rück- und Ausblicken. Das Abendblatt war am Wochenende in fünf Kommunen dabei.
Trittau will mit Bechern, Taschen und Kugelschreibern Werbung in eigener Sache machen
Ein Loblied über den Norden ließ der Trittauer Gesangverein vielstimmig in der Wassermühle erklingen. Ein bisschen Lokalkolorit zur Einstimmung gehörte beim Neujahrsempfang der Gemeinde dazu.
Bürgermeister Oliver Mesch begrüßte etliche Gäste persönlich, darunter Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU), den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Tobias Koch und die Bürgermeister a. D., Jochim Schop und Walter Nussel. An Gemeinde-Chefs herrschte kein Mangel, aus der Partnergemeinde Gadebusch fanden sich Altbürgermeister Günter Blankenberg und Bürgermeister Ulrich Howest ein.
Auch wenn laut Oliver Mesch „auf dem Jahresempfang die Gespräche im Vordergrund stehen sollten“, war zuvor die Rückschau auf 2017 mit Bürgervorsteherin Ulrike Lorenzen angesetzt. Keine trockene Rede, vielmehr ein Bildervortrag gut gelaunter Repräsentanten. Ein Hüsteln seitens Meschs diente Lorenzen als Steilvorlage für Werbung in eigener Sache: „Willst du einen Schluck Wasser aus der neuen Trittau-Tasse?“, fragte sie. Erheiterung im Publikum bei der „zufälligen“ Erwähnung weiterer Trittau-Souvenirs wie Kugelschreiber und Taschen.
Zwanglose Gespräche in gemütlicher Atmosphäre
Schlaglichtartig wurden wichtige Stationen angerissen: Sanierung von Freibad und Straßen, Ausweisung neuer Wohnbaugebiete, Erweiterung von Großmärkten, neues Blaues Haus zur Schülerbetreuung. Ein Wermutstropfen: Die Politik habe sich nicht auf einen Standort für eine neue Kita einigen können, so Mesch, der das Projekt jetzt vorantreiben will. Die Prämierung des Fotowettbewerbs „Unser Trittau heute“ brachte eine Überraschung für den Drittplatzierten Hans-Dieter Schmoll. Sein Preis: ein Frühstück mit dem Bürgermeister.
Beim anschließenden Beisammensein kamen Vertreter von Politik, Verbänden und Vereinen mit Bürgern ganz zwanglos ins Gespräch. Auch Bettina Korger vom Vorstand der Trittauer Laienspieler war wegen des persönlichen Kontakts gekommen: „In diesen Gesprächen ergibt sich immer ganz viel“, sagte sie. Kritik kam von ihrem Gesprächspartner Norbert Weber: „Ich habe einen richtigen Jahresausblick vermisst.“
Glinde will das Ehrenamt stärken und das älteste Haus der Stadt retten
Glinde Ausschlafen? Von wegen. Für Lena Respondek und Sina Johannsen war am Sonntag früheres Aufstehen als sonst angesagt. Denn die beiden 17-Jährigen spielen in der Bigband der Glinder Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, leiteten den Neujahrsempfang der Stadt im Marcellin-Verbe-Haus musikalisch ein – und wollten vorher noch einmal üben. Respondek auf der Trompete und Johannsen auf der Posaune.
Es war das erste Mal, dass sie bei dieser Veranstaltung auftraten. Lampenfieber, sich vor den rund 250 Gästen zu präsentieren – darunter Landrat Henning Görtz – hatten die Jugendlichen nicht. In der Vergangenheit spielten sie schon mehrfach vor so einem großen Publikum. In 2017 sei einer ihrer größten Wünsche in Erfüllung gegangen, sagten die Schülerinnen. Nämlich das ein Bürgerentscheid die Fusion mit der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule durchkreuzt hat. „Ich finde es aber gerecht, dass wir im Sommer das DaZ-Zentrum von dieser Schule übernehmen“, sagt Lena Respondek. Ihre Ziel für 2018 sei, einfach gut durch die Schule zu kommen.
Bürgervorsteher Rolf Budde ruft zur Teilnahme an Demonstration auf
Anspruchsvoller sind hingegen die Vorhaben von Bürgervorsteher Rolf Budde, die er in seiner Ansprache formulierte. Der CDU-Politiker lobte die Ehrenamtlichen und möchte künftig mehr von ihnen belohnen. „Von der Verleihung der Glinder Ehrennadel profitieren nur wenige, dabei gibt es so viele Menschen, die sich für das Gemeinwohl engagieren“, sagte Budde. Er wolle mit den Parteien und Bürgermeister Rainhard Zug darüber sprechen, weitere Anerkennungen ins Leben zu rufen. Dazu ermunterte der Bürgervorsteher die Glinder, am 3. Februar auf dem Marktplatz an einer Demonstration für den Erhalt der Suck’schen Kate teilzunehmen. Das 1855 erbaute Gebäude ist das älteste Haus der Stadt und Wahrzeichen zugleich. Es ist in Besitz eines Geschäftsmanns, der es verkommen lässt.
Ammersbeker Bürgermeister fürchtet Streit um Straßenausbaubeiträge
Ammersbek Wachstum, Beiträge für Straßenausbau, Finanzen – und ein Abschied: Auf dem Ammersbeker Neujahrsempfang gab Bürgermeister Horst Ansén einen Ausblick auf das, was die Gemeinde erwartet. Durch die gute Wirtschaft und Ammersbeks prädestinierte Lage am Hamburger Rand wächst der Druck auf die Gemeinde: „Je beliebter und teurer Hamburg als Wohnort wird, desto mehr zieht es die Menschen ins Umland“, sagte Ansén im Ammersbeker Pferdestall vor rund 250 Gästen.
In Stormarn fehlen bis 2030 rund 15.000 Wohnungen. Sicher müsse Natur und Landschaft geschützt werden, aber ein „Nein“ zu Veränderungen gehe nicht. „Ich sehe uns auch in der Pflicht, Neubürgern, Familien und Wohnungssuchenden eine Chance zu geben“, so der Bürgermeister. Das bringt auch andere Verpflichtungen mit sich. Die Gemeinde arbeitet am Breitband-Ausbau, muss dem Bedarf an Kita- und Grundschulplätzen gerecht werden. Das kostet Geld. Ammersbek gelte als reiche Gemeinde, so Ansén. Dennoch seien keine Mittel für Investitionen da: „Die Gemeindekasse ist leer.“
Ingeborg Reckling: Das Ehrenamt gewinnt zunehmend an Bedeutung
Der Verwaltungschef spricht sich für eine moderate Kreditaufnahme aus. Ums Geld wird es auch bei der erwarteten Diskussion um die Straßenausbaubeiträge gehen. Ansén: „Die Landesregierung hat uns da ein Ei ins Nest gelegt.“ Jede Sanierung kostet Geld, müsse letztlich von den Bürgern bezahlt werden. „In welcher Form das künftig passiert, müssen wir uns überlegen.“
Vor allem in Zeiten knapper Kassen gewinne das Ehrenamt an Bedeutung. „Das stößt an seine Grenzen“, sagte Bürgervorsteherin Ingeborg Reckling. Während die Hoisbüttler Wehr gut besetzt sei, müssten die Bünningstedter Kameraden um Mitglieder werben. Ein ähnliches Bild gebe es auch in der Politik. Obwohl die Ammersbeker Bevölkerung zu einem Drittel mehr als 60 Jahre alt sei, gebe es mangels Beteiligung keinen Seniorenbeirat. Für Ingeborg Reckling war es der letzte Neujahrsempfang ihrer Amtszeit. Sie wird sich bei den anstehenden Kommunalwahlen nicht erneut auf den Posten bewerben.
Verwaltungschef von Barsbüttel animiert Bürger zum Mitmachen in der Politik
Barsbüttel Der sechs Jahre alte Johannes war einer der jüngsten Gäste am Sonntagabend auf dem Barsbütteler Neujahrsempfang in der Aula der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule. Die Objekte seiner Begierde waren schnell ausgemacht: Berliner in sechs Variationen, die nicht lange auf den festlich dekorierten Tischen liegen blieben. Johannes wählte jenen mit Schokoladencreme samt Smarties und wurde beim Geschmackstest nicht enttäuscht.
Er war mit seiner Mutter Rabea Wilhöft gekommen. Sie leitet die örtliche Volkshochschule seit Januar 2016. In dieser Funktion gehört der Besuch zum Pflichtprogramm. Die 45-Jährige findet, dass die Gemeinde auf einen guten Weg sei. „Ich freue mich, dass das Rathaus saniert wird und dadurch repräsentativer wird.“ Außerdem werde in Barsbüttel viel für Kinder gemacht. Wilhöft sagt: „Toll finde ich zum Beispiel die Betreuungsangebote am Nachmittag in den Grundschulen.“ Die VHS habe jetzt das Thema Forschung für Kinder im Programm. Dabei gehe es um Experimente, um den Jungen und Mädchen Naturwissenschaften näher zu bringen.
Teuerstes Projekt ist die Sanierung des Rathauses samt Anbau
Unter den rund 250 Gästen waren auch zahlreiche Vertreter von Vereinen und Verbänden. Sie alle hörten Bürgermeister Thomas Schreitmüller zu, der Barsbüttel in seiner Rede als „liebens- und lebenswert“ bezeichnete, das Jahr 2017 Revue passieren ließ und einen Ausblick auf die kommenden Monate gab. Er erwähnte unter anderem den Umbau der Sportanlage im Ortsteil Willinghusen, auf der auch ein Dorfgemeinschaftshaus entstehen soll. Lobte Ehrenamtler und erwähnte natürlich das teuerste Projekt für die Gemeinde: die mehr als neun Millionen Euro teure Sanierung des Rathauses samt Anbau. „Im April soll der erste Handwerker da sein, die Bauzeit beträgt zwei Jahre.“
Im Hinblick auf die Kommunalwahl im Mai animierte der Verwaltungschef die Barsbütteler, sich in der Politik zu engagieren und damit die Gemeinde zu gestalten. Schreitmüller: „Wir brauchen keine Wutbürger, sondern verantwortungsbewusste Mitbürger.“ Für diese Aussage bekam er Applaus.
Stadt Bargteheide setzt bei Projekten auf den Dialog mit den Bürgern
Bargteheide 2017 war ein Jahr der Jubiläen, die auch in der Stadt Bargteheide gefeiert wurden. Das größte davon 150 Jahre Kreis Stormarn, aber auch 70 Jahre Kleingartenverein, 40 Jahre Hilfszentrum und 20 Jahre Förderverein Albert-Schweizer-Schule. In ihrem gemeinsamen Jahresrückblick konnten Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht und Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth viel Positives berichten. „Gemeinsam haben Politik und Verwaltung zahlreiche Projekte realisieren können“, so Kruse-Gobrecht. Manche günstiger als angedacht, wie etwa den Erweiterungsbau der Dietrich-Bonhoeffer-Schule.
An Themen wie der Fortsetzung des Stadtdialogs, einer zukunftsorientierten Verwaltung sowie dem Neubau der Feuerwache und der Schulentwicklung müsse weiter gearbeitet werden. „Dabei liegt uns der Dialog mit den Einwohnern am Herzen. Verwaltung und alle politischen Fraktionen sind im Gespräch, einen gemeinsamen Weg zu definieren“, sagt Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth.
Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht bittet Bürger, zur Wahl zu gehen
Dass Bargteheide ohne beschlossenen Haushalt in das Jahr 2018 gestartet ist, sei laut Bürgermeisterin „für die Stadt zwar neu, in anderen Kommunen aber durchaus nichts Ungewöhnliches“. Sie sagt: „Wir gehen davon aus, dass die Kommunalpolitiker den Haushalt 2018 zeitnah beschließen werden. Der Zeitplan steht.“
Bis es soweit ist, können von der Stadt nur die Pflichtaufgaben übernommen und laufende
Projekte fortgesetzt werden. Mit dem Motto „Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns“ - einem Zitat des persischen Dichters Rumis – verabschiedeten sich Bürgermeisterin Kruse-Gobrecht und Bürgervorsteherin Harmuth von den rund 150 Gästen. Nicht zuletzt mit der Bitte, zur Kommunalwahl am 6. Mai zu gehen, um zu entscheiden, welche Parteien die Geschicke der Stadt Bargteheide lenken.