Trittau. Blaues Haus wurde der Nachfrage nach Plätzen nicht mehr gerecht. Jetzt hat die Gemeinde Abhilfe geschaffen und neu gebaut.

Die Krise, in der der Schulverband Trittau steckte, ist vielen noch in lebhafter Erinnerung: Zwei Jahre ist es gerade einmal her, dass sich die Mitglieder über die Finanzierung eines dringend benötigten Neubaus zur Erweiterung der Schulkinderbetreuung stritten. Nun hat die Gemeinde 1,5 Millionen Euro investiert, ein zweites Blaues Haus gebaut und vermietet dieses an den Schulverband. Die offene Ganztagsbetreuung im Schulzentrum bekommt so ein zweites Zuhause.

Das zweigeschossige Gebäude mit dem weiß-grau-blauen Anstrich ist in Modulbauweise entstanden und steht auf dem Sportgelände nahe dem Schulbusbahnhof auf einem Teilstück des alten sogenannten B-Platzes. Einzig die Kugelstoßanlage musste entfernt werden. Sie soll im Frühjahr 2018 neu gebaut werden. Vor einigen Tagen hat die Betreuung im Blauen Haus 2.0, wie es intern vom pädagogischen Personal genannt wird, bereits begonnen. 130 Kinder aus den zweiten bis sechsten Klassen konnten erstmals die neuen Räume für sich entdecken. Die haben einiges zu bieten. Neben Personalräumen sind es acht Gruppenräume für je 15 Kinder, zwei Aufenthaltsräume und ein großer Gemeinschaftsraum von 100 Quadratmetern, der sich mittels mobiler Trennwand in zwei Räume verwandeln lässt. 780 Quadratmeter Nutzfläche bieten Platz für Hausaufgabenbetreuung, Spielen, Relaxen und Toben. In der Küche können Kinder und Betreuer Plätzchen backen oder das Frühstück vorbereiten. Mittagessen wird in der Mensa angeboten. Zusammen bieten beide Häuser, die etwa 100 Meter entfernt voneinander liegen, Platz für 244 Kinder.

Schulverband ist Eigentümer des Blauen Hauses

Das neue Gebäude soll 2018 eine schöne Außenanlage bekommen
Das neue Gebäude soll 2018 eine schöne Außenanlage bekommen © HA | Elvira Nickmann

Der gepflasterte Gehweg, der von der Großenseer Straße aus zu dem Areal mit dem Flachdach-Gebäude führt, soll im Zuge der Verlegung der Ampel an der Einmündung noch etwas verschwenkt werden. Die Außenarbeiten an der Fassade konnten witterungsbedingt noch nicht fertiggestellt werden. Wo Anfang 2018 Zaunanlage und Außen-Spielgeräte folgen sollen, ist bei der vorherrschenden nass-kalten Witterung momentan nur matschiger Untergrund zu sehen. Drinnen ist an diesem Dienstag beim Ortstermin mit Bürgermeister Oliver Mesch, Schulverbandsvorsteherin Ute Welter-Agatz davon nichts zu spüren. Es ist kuschlig warm und blitzsauber. An den Fenstern sorgen von Kindern gebastelte Weihnachtsdekorationen dafür, dass die noch etwas steril wirkende Atmosphäre die erste persönliche Note bekommt.

Der Streit innerhalb des Schulverbands zwischen den zugehörigen Gemeinden und Trittau sei gleichzeitig eine Chance gewesen, sagt Mesch rückblickend. Nach vielen Auseinandersetzungen sei die Verbandssatzung reformiert worden. Damit stieg der Stimmenanteil der Gemeinde Trittau, die 56 Prozent der Schülerschaft stellt, von 20 auf 45 Prozent. Der Schulverband ist Eigentümer des ersten Blauen Hauses und habe sich nicht wegen des Neubaus verschulden wollen. Der gemeinsam erarbeitete und ungewöhnliche Vorschlag, dass der Bau stattdessen von Trittau finanziert wird und die Kosten per Mietzahlung vom Schulverband erstattet werden sollen, sei eine tragfähige Lösung für alle Beteiligten.

Kinder aus 48 Gemeinden besuchen das Schulzentrum

Dem stimmt Schulverbandsvorsteherin Ute Welter-Agatz zu: „Ich bin der Gemeinde sehr dankbar und jetzt sehr zufrieden mit dieser Lösung.“ Nur etwas ungeduldig sei sie gewesen, gibt sie zu. „Dabei ist es jetzt nach dem Beschluss doch ganz schnell gegangen“, verweist Mesch auf die Bauzeit. Nach der Genehmigung im Juli wurde im selben Monat mit den ersten Bauarbeiten begonnen. In den Herbstferien wurden die Module per Lastwagen angeliefert. So groß sei Meschs Interesse am Baufortschritt gewesen, dass die für den Bereich Schule verantwortliche Fachbereichsleiterin Susanne Dietrich ihm aktuelle Fotos davon in den Urlaub schickte, erzählt sie. „Das Blaue Haus ist toll“, lobt der Bürgermeister, dessen Sohn die Einrichtung besucht. Die beeindruckenden Anmeldezahlen zeigten, wie wichtig es heute sei, adäquate Betreuung anzubieten, die zur Sicherung der elterlichen Arbeitsplätze beitrage.

Kinder aus 48 Gemeinden besuchen das Schulzentrum. 60 Prozent der Betreuungsplätze belegen Trittauer Kinder. Die Blauen Häuser sind bis 17 Uhr geöffnet, bieten ab 14 Uhr ein offenes Kursangebot. Christiane Kuhfuß, Leiterin des Offenen Ganztags, freut sich, dass sich von April an alle 18 Betreuer als „zertifizierte Mitarbeiter im Ganztag“ qualifiziert haben werden – eine Maßnahme, für die das engagierte Team sich gemeinschaftlich entschieden hat.