Welttag des Buches: Wedels Büchereichefin spricht über die E-Book-Ausleihe. Kollegen stellen ihre Lieblingstitel vor

Deutschlandweit feiern am 23. April Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken, Schulen und Lesebegeisterte den Unesco-Welttag des Buches. Das Wort Buch steht für den Großteil der deutschen Lesefans nach wie vor für die auf Papier gedruckten Buchstaben. Sie müssen das Buch in den Händen halten, durch die Seiten blättern und den Geruch von Papier einatmen.

Fest steht: Das per Klick aus dem Internet herunterzuladende elektronische Buch - kurz E-Book - macht dem guten, alten Papierschmöker zunehmend Konkurrenz. Die Zahl der Menschen, die gern digital auf Tablet-PC, iPad und Kindle-Reader lesen, steigt. Die Geräte haben ihre Vorteile. Sie sind leicht und handlich. Ob Sonnenschein am Strand oder Dunkelheit im Schlafzimmer - die neuesten Lesegeräte passen sich den Lichtverhältnissen der jeweiligen Umgebung an. Zudem lassen sich im E-Book-Reader viele Bücher gleichzeitig speichern. Das schafft Platz in Regal und Koffer und spart auf Reisen Gewicht im Gepäck. Zum Vergleich: Ein Buch wiegt um die 400 Gramm. Ein E-Book-Reader, auf den bis zu 1000 Bücher passen, bringt nur die Hälfte an Gewicht auf die Waage. Auf dem deutschen Buchmarkt setzt sich das E-Book seit 2010 mehr und mehr durch. Den Trend der Zeit haben Öffentliche Bibliotheken längst angenommen.

Die Onleihe zwischen den Meeren ist ein Verbund von zwölf Öffentlichen Bibliotheken in Schleswig-Holstein und den Deutschen Büchereien Nordschleswig. Dabei handelt es sich um ein Webportal, über das Bibliothekskunden digitale Medien wie E-Books, E-Paper, E-Audios und E-Videos herunterladen und ausleihen können. Die Stadtbüchereien Elmshorn, Pinneberg und Wedel im Kreis Pinneberg sind Mitglieder dieses Verbundes. Die Stadtbücherei Wedel ist im Verbund für den Erwerb der Lizenzen für die belletristischen Werke zuständig. In Wedel können Lesebegeisterte seit zwei Jahren E-Books und Co. ausleihen.

"2011 haben wir die digitalen Bücher eingeführt. In den ersten vier Monaten haben sich 119 Nutzer rund 600 E-Books ausgeliehen", sagt Andrea Koehn, Leiterin der Stadtbücherei in Wedel. "Ein Jahr später hatte sich die Zahl der Online-Ausleihen versechsfacht. Die Anzahl der aktiven Nutzer stieg auf 320."

Die Nachfrage sei groß. Die Onlinemedien deckten inzwischen etwa zehn Prozent der Ausleihen ab. Etwa acht Prozent der aktiven Nutzer der Stadtbücherei Wedel seien Onlinenutzer. "Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Die E-Books sind fast Selbstgänger geworden", sagt Andrea Koehn. Die Vorteile der Ausleihe von digitalen Bücher seien klar. "Man muss das ausgeliehene E-Book nicht zurückgeben, man ist flexibel und man zahlt keine Mahngebühren", sagt die Leiterin. Die E-Books der Nutzer würden nach der Leihfrist von 14 Tagen automatisch gelöscht.

Der Nachteil am System: Das E-Book lässt sich nicht vor Ablauf der Ausleihfrist zurückgeben. Die Büchereien kaufen Lizenzen. Eine Lizenz entspricht einem gedruckten Buch. Daher können immer nur so viele Nutzer das E-Book lesen, wie die Bücherei Lizenzen erworben hat. Längere Wartezeiten sind damit programmiert. Verlängerungen der Ausleihen sind nicht möglich. Die Stadtbücherei müsste mehr Lizenzen kaufen. Die Nutzer wissen sich jedoch zu helfen. Nach der Ausleihe eines digitalen Buches kann es sofort vorgemerkt und mit etwas Glück weitere 14 Tage gelesen werden. "Wir geben vier Prozent des Medienetats für die Onlineangebote aus", sagt Andrea Koehn. Die Lizenzgebühr für ein E-Book komme dem Buchpreis nahe. "Eine Lizenz kostet zwischen 13 und 20 Euro."

Nun könnte man annehmen, junge Leute, die mit Tablets und Smartphones durch den Alltag ziehen, seien die Zielgruppe für die Ausleihe von E-Medien. Das Gegenteil ist der Fall. "Die älteren Kunden haben die Geräte und wollen die neueste Technik mitnehmen", sagt Andrea Koehn. "Wir erfahren, dass die jungen Leute lieber richtige Bücher in die Hand nehmen." Dieses Verhalten hat die erfahrene Büchereileiterin überrascht. Die Stadtbücherei Wedel bietet dienstags von 16 bis 17 Uhr Beratungsstunden für die Online-Ausleihe an. "Die Nachfrage kommt von den älteren Nutzern."

Wird das gebundene Buch vom Markt verschwinden? Nimmt das E-Book den Platz des gedruckten Buches ein? "Das traditionelle Buch wird es immer geben", sagt Andrea Koehn. "Die E-Books werden ein ergänzendes Angebot sein."

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