Reinbek. Stormarner Sportvereine TSV Reinbek und FC Voran Ohe kooperieren mit dem Sachsenwaldgymnasium, um ihre Nachwuchsprobleme zu lösen.

Uwe Schneider kennt die Sorgen der Stormarner Sportvereine. „Überall fehlen Übungsleiter. Es gibt ein Nachwuchsproblem“, sagt der Diplom-Fitnessökonom. Das Manko betrifft ihn selbst, schließlich ist der 47-Jährige im Hauptamt sportlicher Leiter bei der TSV Reinbek, mit rund 4000 Mitgliedern der zweitgrößte Verein im Kreis. Bei ihm sei jede Abteilung betroffen. Doch das soll sich bald ändern. Die Hoffnung fußt auf einer Kooperation mit der Sachsenwaldschule. Dadurch können am Reinbeker Gymnasium Oberstufenschüler des Sportprofils jetzt eine Übungsleiter-C-Lizenz für den Breitensport machen. Schaffen sie es, besteht für die Jugendlichen die Möglichkeit, als Honorarkraft im Verein zu arbeiten. Mit im Boot ist auch der FC Voran Ohe. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am Montag unterschrieben.

Schüler hospitieren in Abteilungen der Vereine

Die Idee der Zusammenarbeit entstand vor neun Monaten bei einem Informationstag an der Reinbeker Schule mit beiden Vereinen. Diese hatten seinerzeit bei sogenannten Bewegungsstationen Fünf- und Sechstklässlern diverse Sportarten, unter anderem Leichtathletik, Tennis, Volleyball und Tischtennis, nähergebracht. In der Zwischenzeit hat TSV-Geschäftsführer Rüdiger Höhne auch im Unterricht referiert. Das Thema: Bewegungsmechanik am Beispiel von Aikido, einer japanischen Kampfkunst.

Rüdiger Höhne, Geschäftsführer der TSV Reinbek
Rüdiger Höhne, Geschäftsführer der TSV Reinbek © HA | René Soukup

Kontakt zur Bildungseinrichtung, die mit 1250 Schülern zu den größten Gymnasien in Schleswig-Holstein zählt, hat Höhne seit Langem und schon aufgrund der Tatsache, dass sie die Uwe-Plog-Halle der TSV nutzt. Er sagt: „Durch die Kooperation ermöglichen wir jungen Menschen mehr Sport über die Schule hinaus, insbesondere in Sachen Vielfalt. Es ist das Ziel, sie für den Verein zu begeistern.“

26 Schüler haben sich für das Sportprofil entschieden

Am Reinbeker Gymnasium besuchen die Jungen und Mädchen die Oberstufe von der zehnten Klasse an. 26 von ihnen haben das Sportprofil gewählt. „Dort werden den Schülern bis zu 80 Prozent der Inhalte der Übungsleiter-C-Lizenz des Deutschen Olympischen Sportbundes vermittelt“, sagt Höhne. „Abgedeckt ist damit aber nur die Theorie.“ Für die Praxis sind die Vereine zuständig. Dafür müssen die Schüler an Nachmittagen oder abends in den Abteilungen ihrer Wahl hospitieren. Bedingung für den Trainerschein ist, dass sie Mitglied in irgendeinem Sportverein sind.

Uwe Schneider empfiehlt den Gymnasiasten, den Trainerschein mit Eintritt in die Oberstufe in Angriff zu nehmen. Er hält es für machbar, die Lizenz binnen sechs Monaten zu erwerben. Das kostet zwar Geld, bezahlen müssen die Schüler wohl eher nicht. „Es gibt Programme vom Kreissportverband, der für unter 25-Jährige mitfinanziert“, sagt Höhne. Er gehe davon aus, dass die Mehrheit der Schüler die Übungsleiter-Lizenz machen werde.

Sportlich interessierte Schüler dienen als Multiplikatoren

Der 15-jährige Tim Medag ist auf jeden Fall dabei. „Ich möchte mich dann auf den Bereich Fußball konzentrieren“, sagt der Zehntklässler. Auch Hanna Beyer (15) ist begeistert: „Die Lizenz würde mich natürlich weiterbringen.“ Sie hilft schon jetzt beim Training in der TSV-Turnabteilung. Ansprechpartner der beiden Vereine in der Sachsenwaldschule ist Sportkoordinator Alexander Sosna. Der 36 Jahre alte Pädagoge hat das Projekt von Anfang an vorangetrieben. Über dessen Nutzen sagt er: „So bekommen wir sportlich vielseitig interessierte Schüler, die im Unterricht als Multiplikatoren dienen.“ Außerdem halte er es für sinnvoll, wenn sich Jugendliche außerhalb der Schule sozial engagierten.

Beim 1200 Mitglieder zählenden FC Voran Ohe haben die Gymnasiasten die Möglichkeit, mit vielen Gleichaltrigen und Kindern zusammenzuarbeiten. Deren Anteil beträgt zwei Drittel. Die Kooperation könnte sogar noch ausgedehnt werden. „Wir haben durchaus Interesse, dass außerschulische AGs angeboten werden. Als Beispiel schwebt mir Football vor“, sagt Sosna.

Die TSV Reinbek ist seit Jahren an Bildungseinrichtungen aktiv, organisiert inzwischen die sportlichen Aktivitäten beim offenen Ganztagsunterricht an drei Grundschulen. Davon profitieren rund 400 Jungen und Mädchen.