Glinde. Gemeinschaftsschule Sönke Nissen will mit Gymnasium in Glinde unter einem Dach kooperieren und die Betreuung am Nachmittag ausbauen.

Nach der durch einen Bürgerentscheid verhinderten Fusion der Glinder Gemeinschaftsschulen war angedacht, dass die beiden Bildungseinrichtungen zumindest eine Oberstufenkooperation eingehen. Diese Variante stößt bei der Sönke-Nissen-Schule auf wenig Gegenliebe. Sie strebt stattdessen eine engere Vernetzung mit dem unter einem Dach beheimateten Gymnasium an. Das ist das Ergebnis der jüngsten Schulkonferenz. Der Wunsch ist zudem Bestandteil eines groben Konzeptes, dessen Umsetzung die Gemeinschaftsschule ohne Oberstufe attraktiver machen soll. Ein wichtiger Bestandteil ist die Betreuung am Nachmittag. In der Politik kommen die Ideen gut an.

Rückblick: Im November 2015 beschließen Glindes Stadtvertreter die Zusammenlegung und ein Jahr später den Zeitpunkt, nämlich zum Sommer 2018. Die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld soll zum neuen Partner ins Schulzentrum an den Oher Weg ziehen und das Gymnasium ihre neuen Räume am Holstenkamp erhalten. In diesen Standort hat die Stadt elf Millionen Euro investiert. Die Politiker wollen das so, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Denn das Abitur ist nur in Wiesenfeld möglich, die Schule deshalb so stark nachgefragt, dass sie Glinder Viertklässler ablehnen muss.

Prognose zu Schülerzahlen untermauert Neuausrichtung

Eine Wiesenfelder Elterninitiative macht gegen das Vorhaben mobil und erzwingt einen Bürgerentscheid. 64,9 Prozent der Wahlteilnehmer stimmen ihr im September zu. Wie schon in der Vergangenheit ist die beliebtere Schule offen für eine Oberstufenkooperation. Ein entsprechender Vertrag würde gewährleisten, dass Wiesenfeld alle Sönke-Nissen-Schüler für die elfte Klasse aufnimmt.

„Das ist aber keine Lösung für die Probleme“, sagt Rektor Sascha Plaumann. Seine Schule habe zu Unrecht einen nicht so guten Ruf. „Wir benötigen ein Alleinstellungsmerkmal, müssen uns neu aufstellen, um attraktiver zu werden.“ Dass sich etwas ändern muss in der Bildungseinrichtung mit ihren derzeit 530 Jungen und Mädchen, bestätigt der Schulentwicklungsplan. Laut Prognose sinkt die Schülerzahl in den kommenden fünf Jahren auf 344.

Plaumann (46), seine Stellvertreterin Ulrike Kindervater (57) und Koordinatorin Yvonne Pohle (44) haben mit dem Lehrerkollegium Ideen entwickelt, um dem Trend entgegenzuwirken. So soll es eine verlässliche Nachmittagsbetreuung geben. „Im Unterschied zum offenen Ganztag, wo Kurse bei Krankheit des Personals auch ausfallen, gibt es hier immer Ersatz“, sagt Kindervater. Dazu benötige man aber mehr Erzieher und Sozialpädagogen.

Eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Gymnasium macht für Pohle auch deshalb Sinn, weil sie erwarte, dass dieses zu G 9 zurückkehre und die Sönke-Nissen-Schüler damit bessere Chancen hätten, innerhalb des Hauses auf die Oberstufe zu wechseln. Die Leitungen beider Einrichtungen unterhalten sich jede Woche rund eineinhalb Stunden. Das Gymnasium kennt die Vorschläge und ist offenbar nicht abgeneigt. „Die dortige Leitung hat sogar ins Gespräch gebracht, die verlässliche Betreuung im ganzen Schulzentrum anzubieten“, so Pohle. In das Konzept könnte auch die ehemalige Gaststätte zwischen den Schulsporthallen, die zu einem Jugendzentrum umgebaut wird, integriert werden.

Ausbildungsbörse mit 25 Firmen im Schulzentrum

Zudem will sich die Gemeinschaftsschule noch stärker mit Betrieben vernetzen, um in Sachen Berufsorientierung Renommee zu erlangen. Für den heutigen Dienstag hat sie im Schulzentrum eine Ausbildungsbörse organisiert – übrigens zusammen mit den Wiesenfeldern. 25 Firmen stellen sich vor. Die Visionen der Sönke-Nissen-Schule soll ein Arbeitskreis mit dem Namen Zukunftswerkstatt konkretisieren. Eltern und Schüler werden beteiligt. Über das wahrscheinliche Aus der Oberstufen-Kooperation sagt der Wiesenfelder Leiter Johannes Haarbeck: „Wenn die Konstellation bei uns so bleibt, ist es auch in Ordnung.“ Sönke-Nissen-Schüler könnten trotzdem an den Holstenkamp wechseln.

Bevor Gemeinschaftsschule und Gymnasium gemeinsame Sache machen, bedarf es politischer Beschlüsse, weil auch Geld zur Verfügung gestellt werden muss. „Ich finde die Vorschläge kreativ und unterstütze das“, sagt Petra Grüner, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen. Die Einstellung von zusätzlichen Kräften für die Nachmittagsbetreuung müsste zum kommenden Schuljahr umsetzbar sein. „Und das Thema Berufsorientierung finde ich sehr wichtig.“

Ähnlich sieht es der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach: „Wenn das ausgearbeitete Konzept stimmig ist, wird es mit Sicherheit politische Unterstützung geben.“ Die Idee höre sich schon mal gut an.