Bargfeld-Stegen. Aufwertung der Ruine kostet laut Schätzung rund 550.000 Euro. Hoffen auf Fördergeld. Umsetzung des Projekts ist für 2019 geplant.

Sie liegt dort, wo die Alte Alster mit der Alster zusammenfließt und etwa 750 Meter nördlich des heutigen Gut Stegens: die Burg Stegen, ein archäologisches Denkmal. Dass hier einst eine mittelalterliche Burg stand, lässt sich nur schwer erahnen. Der japanische Knöterich wuchert auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal und hat die Ruine unter sich bedeckt. Auch der Weg über die morsche Brücke ist fast komplett zugewachsen. Diese Situation soll sich ändern. Die Gemeinde Bargfeld-Stegen möchte die Anlage sowohl wissenschaftlich als auch für Interessierte instand setzen. Das heißt: sie in ein touristisches Angebot einbinden.

Da die Kommune dafür aber kein Geld hat, bewirbt sie sich derzeit für zwei Fördergeldprojekte. Eine erste grobe Kostenschätzung besagt, dass die Aufwertung des Denkmals rund 550.000 Euro kosten könnte.

Gemeinde bekam in den 90er-Jahren Burg vom Kreis Stormarn

Andreas Bärwald, Fachdienstleiter für Bau und Umwelt im Amt Bargteheide-Land, betreut das Thema mit dem Namen „Kultur- und Erlebnisraum Burganlage Stegen“. „Die Gemeinde hat Anfang der 90er-Jahre die Burg vom Kreis Stormarn bekommen“, sagt Bärwald. Allerdings mit der Auflage, dass das Objekt als archäologisches Denkmal erhalten bleiben soll. „Das wurde gemacht, indem die Gemeinde eine Brücke gebaut und Informationstafeln aufgestellt hat“, so der Verwaltungsmann. Nun sei die Fläche aber vernachlässigt worden. Die beiden Gemeindearbeiter könnten nur das Nötigste erledigen. Zudem haben laut Bärwald bisher andere Themen im Fokus der Kommune gestanden – wie zum Beispiel die Dorfkernsanierung samt Ortsentwicklungskonzept.

Aus urkundlichen Erwähnungen geht hervor, dass die Burg Stegen ab 1330 dem Knappen Johann von Hummersbüttel gehörte. 1985 kaufte der Kreis Stormarn dann das Burggelände. Das damalige Bestreben war es, die Reste der Burg denkmalgerecht herzurichten und gleichfalls für Naherholungszwecke zu erschließen. Im Zuge dessen startete das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein eine vierwöchige Untersuchung, die bis dato auch die letzte blieb.

Mögliche Kooperation mit dem Gut Stegen

Ulf Ickerodt vom Archäologischen Landesamt war in diesem Jahr schon mehrfach vor Ort. Zum Objekt selbst sagt er: „Es handelt sich hierbei um eine mittelalterliche Befestigungsanlage vom Typ Motte oder auch Turmhügelburg genannt.“ Sie könne als Vorgängerstruktur der Güter Borstel und Jersbek angesehen werden. „Solche Kleinburgen dienten als Wohn-, Wirtschafts- und Verwaltungssitz, und ihre Form und Struktur können sehr stark variieren“, so Ickerodt, der für die Gemeinde ein Gutachten für einen der beiden Fördergeldanträge erstellt hat und eine Instandsetzung nahelegt. Kommt es dazu, sollen am Standort geophysikalische Untersuchungen durchgeführt werden.

Doch was ist mit Instand- und Inwertsetzung überhaupt gemeint? Dazu sagt Verwaltungsfachmann Andreas Bärwald: „Die archäologisch bedeutsamen Strukturen sind kaum erkennbar, und somit ist die Relevanz der Burg für die Landesgeschichte nicht ablesbar.“ Das Denkmal werde von der Bevölkerung bisher kaum wahrgenommen. Auch fehle für das Gelände ein Pflegekonzept. Letzteres Problem solle aber möglicherweise gelöst werden, in dem Menschen mit Behinderungen, die bisher auf dem Gut Stegen Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten finden, die Pflege des Areals übernehmen.

Örtliches Krankenhaus bietet Unterstützung an

Im Mittelpunkt des neuen Burg-Konzeptes steht die Anbindung des Denkmals an kultur- und naturtouristische Attraktionen. Dafür ist es notwendig, dass das bisherige Wegenetz ausgebaut wird: zum Beispiel der Wasserwanderweg Alster und der Alsterwanderweg. „Künftig sollen alle auf ihre Kosten kommen. Wanderer, Radfahrer, Inlineskater, Skateboardfahrer, Wasserwanderer sowie Reiter“, sagt Bärwald, der sich schon seit Monaten mit dem Projekt beschäftigt.

Auf Anfrage der Verwaltung machte das Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus, das nur knapp zwei Kilometer entfernt liegt, folgende Angebote: Schaffung eines gemeinsamen Wanderparkplatzes als Anlauf- und Ausgangspunkt für Naherholungssuchende, Nutzung der Klinik-Gastronomie und Toiletten sowie einer Kapelle mit Ruheraum. Auch kann ein kleines Schwimmbad besucht werden.

Ulf Ickerodt vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein auf einer Bank auf dem verwilderten burgruinen-Areal HA Isabella Sauer In Ahrensburg gibt es die Burg Arnesvelde

In Jersbek könnte im Gasthof Fasanenhof gespeist und sich der Eiskeller sowie das Gut Jersbek samt Barockgarten angeschaut werden. Wer von der Burg Stegen in Richtung Nord-Osten wandert, der hätte die Möglichkeit, das Dorfcafé und die Süßmosterei in Nienwohl aufzusuchen. „Um das Denkmal herum gibt es viele Attraktionen“, sagt Bärwald, der seit 1987 für das Amt Bargteheide-Land arbeitet .

Bargfeld-Stegen ist nicht die einzige Kommune im Kreis, die eine Burg besitzt. So kann in Ahrensburg die Burg Arnesvelde im Forst Hagen besichtigt werden. Allerdings gilt auch hier: Viel zu sehen gibt es nicht. Lediglich die Erdwälle lassen sich auf der sechs Hektar großen Anlage entdecken. Arnesvelde diente früher als Schutzburg und bot eine Bleibe mitten im umkämpften Gebiet zwischen Slawen und Sachsen, Holsteinern und Schleswigern. Der Archäologe Alfred Rust fand in den 1930er-Jahren rund um die Burg Knochen, Geweihe, Pfeil- und Speerspitzen aus der Jungsteinzeit. Seit 2007 gibt es einen nach ihm benannten Wanderweg durch das Ahrensburger Tunneltal samt Infotafeln.

In Stormarns Kreisstadt Bad Oldesloe hat in diesem Jahr einen Hinweis darauf gegeben, dass in der Erde vom Kirchberg eine Burgruine schlummern könnte – die der Burg Oldeschloth. Bisher gibt es aber nur Indizien einer gefütterten Legende, Ausgrabungen wurden noch nicht gemacht. Urkundliche Erwähnungen belegen, dass im 13. Jahrhundert Graf Johann I von Schauenburg einen Herrschaftssitz in Bad Oldesloe errichtet haben soll. Die Feste wurde im Jahr 1415 in Schutt und Asche gelegt.

Erster Förderantrag wird zurzeit bearbeitet

Archäologe Ingo Clausen sagte dazu dem Abendblatt: „Es ist durchaus glaubhaft, dass im Bereich des Kirchbergs so etwas wie eine überbaute Burgruine liegen könnte.“ Das Oldesloer Heimatmuseum hatte den Verdacht über die Ruine geäußert, als bekannt wurde, dass der Geschäftsmann Hanno Hagemann auf dem Gelände ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt plant. Zu Bodenuntersuchungen kam es bisher nicht.

Genauso wie Oldesloe muss auch Bargfeld-Stegen abwarten. Der Förderantrag, der bis zu 100.000 Euro verspricht, wird derzeit noch bearbeitet. Mit einer Entscheidung ist nicht vor 2018 zu rechnen. Der Antrag für die EU-Förderung wird von der Verwaltung vorbereitet. Bis zu 50.000 Euro sind möglich. Im kommenden Jahr will Bargfeld-Stegen mit der Gesamtplanung beginnen. Für 2019 ist die Umsetzung geplant.