Bad Oldesloe. Liegt auf dem Oldesloer Kirchberg eine Ruine aus dem 15. Jahrhundert? Bodenuntersuchung für Bauprojekt könnte die Frage beantworten.

In der Erde vom Kirchberg in Bad Oldesloe schlummert eine Burgruine: Davon ist das Heimatmuseum überzeugt. Doch bisher ist das eine von Indizien gefütterte Legende. Jetzt plant ein Investor auf dem archäologisch interessanten Gelände ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt (wir berichteten). Damit keimt die Hoffnung unter Historikern, die Tiefbauarbeiten könnten endlich Beweise für das Oldeschloth (Alte Schloss) zu Tage fördern.

Im 13. Jahrhundert – so belegen urkundliche Erwähnungen – errichtete Graf Johann I von Schauenburg einen Herrschaftssitz in Bad Oldesloe. Die Feste wurde im Jahr 1415 in Schutt und Asche gelegt. Die typografischen Gegebenheiten dürften den heutigen Kirchberg damals zu einem strategisch sinnvollen Standort für die Errichtung einer Burg gemacht haben. Es ist eine Anhöhe, die von drei Seiten durch die Flüsse Trave und Beste abgesichert ist. Historische Dokumente belegen, dass sich die Burg dort befunden haben muss. Wo genau, ist allerdings nicht überliefert.

Die Burg ist nicht kartografiert

Im Zuge von Arbeiten am Pastorat gab es vor einigen Jahren eine Bodenuntersuchung. Dabei förderten die Arbeiter Hinweise auf eine Kamm-Macherei ans Licht. „Das kann auf einen Herrensitz schließen, für eine rein bäuerliche Siedlung ist so ein Fund untypisch“, sagt Ingo Clausen, Dezernatsleiter der Abteilung „Praktische Archäologie“ des Archäologischen Landesamts in Schleswig.

Außerdem gebe es urkundliche Anhaltspunkte. „Kartografiert ist eine Burg allerdings nicht“, sagt der Archäologe.“ „Einen konkreten Hinweis auf den Standpunkt gibt es nicht.“ Es sei aber durchaus glaubhaft, dass in dem Bereich des Kirchbergs so etwas wie eine überbaute Burgruine liegen könnte.

Investor hat Moog-Villa und Altenheim St. Jürgen gekauft

Ingo Clausen betont, dass er noch keine Unterlagen zum Oldesloer Projekt auf dem Schreibtisch habe. Wenn ein Bauantrag gestellt werde, gehe alles seinen Gang. Sollte die Denkmalschutzbehörde Handlungsbedarf sehen und zu der Einschätzung kommen, dass der Bereich unter der Brandruine der sogenannten Moog-Villa historisch interessant ist, könnte es eine Bodenuntersuchung geben.

Vor einer Woche war bekannt geworden, dass Hanno Hagemann, Geschäftsführer des Stapelfelder Unternehmens DS Produkte, sowohl das ehemalige Alten- und Pflegeheim St. Jürgen als auch die angrenzende Ruine der Moog-Villa gekauft hat. Er plant dort einen größeren Wohnkomplex aus Bestands- und Neubauten.

Heimatmuseum hält weitere Grabungen für notwendig

Dass sich unter dem Gebäude ein Teil einer alten Burg befindet, glaubt der vom Investor eingesetzte Projektbetreuer Michael Hintz nicht. „Unser Architekt war auch schon an den Arbeiten am Pastorat beteiligt“, sagt er. Schon damals sei das Moog-Grundstück auch inspiziert, aber nichts gefunden worden. „Burg-Besitzer sind wir wohl leider nicht“, sagt Hintz.

Was genau unter der Brandruine schlummert, lässt sich allerdings erst nach dem Abriss sagen. Der Kirchberg befindet sich – wie die komplette Innenstadt-Insel – in einem archäologischen Interessengebiet. Das bedeutet, dass der Boden nach einem Abriss und vor einem Neubau grundsätzlich auf möglicherweise vorhandene historische Zeugnisse untersucht werden muss.

Kontrolle auch vom Kampfmittelräumdienst

„Wenn ein Bauantrag eingereicht wird, beteiligen wir in der Regel alle Behörden – auch die Denkmalschützer“, sagt der Oldesloer Bauamtsleiter Thilo Scheuber. Das genaue Vorgehen hängt von der Art des Bauantrages ab. Die ehemalige Villa kann der Eigentümer ohne Weiteres abreißen. „Für einen Neubau braucht es je nach Bauantragsverfahren die Genehmigungen der entsprechenden Behörden“, sagt Scheuber. Dazu gehöre – neben einer Kontrolle vom Kampfmittelräumdienst – eben auch eine archäologische Bodenuntersuchung.

Auf dem Grundstück plant der Investor ein neues Mehrfamilienhaus. Auch eine Tiefgarage soll dort entstehen, die über eine Brücke aus Richtung der Straße Am Stadtarm angefahren werden soll. Dafür sind auch größere Erdarbeiten erforderlich.

Größe der Grabung entscheidet Untere Denkmalschutzbehörde

Von der Notwendigkeit einer Grabung geht das Heimatmuseum Bad Oldesloe fest aus. „Während der Untersuchungen am Pastorat wurden in den Schichten Asche- und Holzkohle-Ablagerungen gefunden, die auf einen Brand schließen lassen“, sagt Andreas Ahne vom Heimatmuseum. Die Ablagerungen könnten aus dem Zeitraum stammen, in dem die Burg zerstört wurde: „Es ist zweifellos ein wichtiger Ort der Stadtgeschichte.“

Dass bis zum möglichen Baubeginn nun noch Zeit vergehe, sei von Vorteil. „Eine ordentliche Grabung braucht Vorlauf und kostet Geld“, sagt Andreas Ahne. Er hofft auf die Kooperation des Investors. Wie groß die Grabung angelegt wird, entscheiden die Untere Denkmalschutzbehörde und das Archäologische Landesamt – und damit auch über die Höhe der Kosten, die auf den Eigentümer zukommen.