Glinde. Autos müssen auf der Kaposvár-Spange wieder langsamer fahren. Am Holstenkamp werden Tempo-Messanlagen für 3000 Euro aufgestellt.
Um 18.50 Uhr sind nur wenige der 100 Stühle im großen Saal des Marcellin-Verbe-Hauses in Glinde besetzt. Dabei wurde für den Abend eine Bürgerinformationsveranstaltung zum Thema „Verkehrliche Maßnahmen Kaposvár-Spange/Holstenkamp“ angesetzt. Zehn Minuten später haben immerhin 30 Personen Platz genommen. Eine Dame flüstert ihrem Sitznachbarn zu: „Heute sind viele Elternabende, deswegen sind die meisten Anwohner nicht gekommen.“ Ein möglicher Grund. Oder aber die Botschaft, die für viele erfreulich ist, hat sich bereits seit der vergangenen Bauausschusssitzung herumgesprochen: Der Bürgerprotest hat geholfen – Tempo 30 kommt wieder.
Rückblick: Im vergangenen Sommer hob die Stadt Glinde auf Anordnung des Kreises eine bestehende Tempo-30-Zone auf und führte an den Straßen Kaposvár-Spange und Holstenkamp wieder Tempo 50 ein. Daraufhin protestierten viele Bürger, da sie sich unter anderem Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder machten. Schließlich bildete sich eine Arbeitsgruppe aus Betroffenen, Mitarbeitern der Verwaltung und Politikern unter der Anleitung des Verkehrsplanungsbüros M+O Projektkontor aus Oststeinbek. Sie erarbeiteten Lösungsvorschläge, die zur Reduzierung von Geschwindigkeit und Verkehrslärm an den beiden Straßen sorgen sollen.
Das Tempo-30-Schild wird um 50 Meter versetzt
Nachdem Bürgermeister Rainhard Zug die Geschichte des Falls erklärt hat, kommt er auf die Ergebnisse zu sprechen und sagt: „In der Kaposvár-Spange wird wieder Tempo 30 eingeführt. Im Holstenkamp bleibt es bei der bisherigen Regelung mit Tempo 50 und einer Geschwindigkeitsbeschränkung vor den Schulen.“ Das Tempo-30-Schild vor der Schule werde allerdings um 50 Meter weiter nach hinten versetzt. „Die Geschwindigkeitsreduzierung ist somit auf einer 300 Meter langen Strecke“, so Zug.
Hinzu kämen mobile Smiley-Geschwindigkeitsmessanlagen, die rund 3000 Euro kosten. Somit werde ein weiteres Ziel der Arbeitsgruppe erreicht: die Autofahrer zu sensibilisieren. Glindes Bürgermeister lobt zudem die Idee, dass Eltern und Schüler der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld sich als Verkehrslotsen ausbilden lassen wollen.
Die Anträge sind bereits beim Kreis eingereicht
Die Verkehrsaufsicht des Kreises Stormarn ist mit den erarbeiteten Vorschlägen einverstanden. „Die Politiker haben auf der vergangenen Bauausschusssitzung im nicht öffentlichen Teil dafür gestimmt, dass das notwendige Geld im Haushalt bereit gestellt wird“, erklärt Zug. Ein Bürger ergreift das Wort und fragt: „Ich zweifle noch, ob die Maßnahmen wirklich umgesetzt werden.“ Der Bürgermeisters antwortet schnell: „Darauf können Sie sich zu 100 Prozent verlassen.“ Das Publikum applaudiert.
Zug ergänzt: „Wir haben die verschiedenen Anträge bereits beim Kreis eingereicht und warten nur noch auf die Zustimmung.“ Bürgermeisterkandidat Jan Schwartz, der auch gekommen ist, sagt dazu: „Was hier besprochen wird, wird auch umgesetzt. Wir haben ein tolles Ergebnis erzielt.“ Das Engagement der Elternvertreter und Anwohner sei enorm gewesen.
Dann fragt ein älterer Herr nach dem Zeitplan für die Umsetzung. Im ersten Halbjahr 2018 sollen Plakate und Smiley-Anlage stehen. Weitere Parkplätze am Holstenkamp sollen bis Herbst kommenden Jahres geschaffen werden. Als Zug das sagt, gibt es erneut Beifall. Die Kosten kann der Verwaltungschef noch nicht benennen: „Wir sind gerade dabei, einen Schilder- und Umsetzungsplan zu erarbeiten. Zahlen gibt es spätestens Anfang November, wenn wir den neuen Haushalt besprechen.“
Anwohner loben, dass die Bürger beteiligt wurden
Für die Veranstaltung waren ursprünglich eineinhalb Stunden angesetzt, doch nun, um 19.55 Uhr, verlassen die Bürger wieder den Saal – viele von ihnen mit einem Lächeln im Gesicht. Andere suchen noch einmal das Gespräch mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe, diskutieren noch ein wenig oder unterhalten sich einfach nur so.
Einer der gut gestimmten Besucher ist Jens-Peter Dahl. Der 42-Jährige wohnt in der Kaposvár-Spange und sagt: „Ich finde die getroffene Regelung sehr gut, das haben alle zusammen toll gemacht.“ Gute Laune hat auch Sitznachbar Luis Marques (34). Er pflichtet Dahl bei und sagt: „Wir Anwohner sind mehr als zufrieden. Was jetzt gemacht wird, ist genau das, was wir wollten.“ Seiner Meinung nach sei es sehr sinnvoll, dass Einwohner mit in den Arbeitskreis einbezogen wurden.