Glinde . Neuer Ärger um Tempo-30-Bereich in Glinde: Zebrastreifen und Bremsschwellen kommen nicht. Verkehrszählung bis Ende Oktober verlängert.

Viele Glinder Bürger, vor allem Anwohner des Holstenkamps und der Kaposvar-Spange, sind verärgert und haben Angst um ihre Sicherheit und die ihrer Kinder. Der Grund: Seit dem 15. Juli dürfen Autofahrer mit 50 anstatt 30 Kilometer pro Stunde diesen Bereich durchfahren. Nur in dem Bereich, in dem Kitas, Schulen sowie der Hort Löwenzahn liegen, gilt weiterhin werktags zwischen 7 und 17 Uhr Tempo 30.

Ursache dafür ist eine Anordnung des Kreises. Die Glinder Verwaltung reichte deswegen bei der Verkehrsaufsichtsbehörde Verbesserungsvorschläge für die momentane Verkehrssituation ein. Nun gibt es eine Antwort: Es wird weder einen Zebrastreifen, noch Bremsschwellen geben.

Ein Rückblick: Bei einer Überprüfung der Kreisverkehrsaufsicht stellte sich heraus, dass die Tempo-30-Zone nicht den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Bisher hatte der Kreis dort Tempo 30 toleriert, obwohl durch den Bau der Kaposvar-Spange zu viele Autos unterwegs sind, so das Argument der Behörde. Die Stadt wurde vor die Entscheidung gestellt, die Straßen entsprechend umzubauen, oder das Problem durch Änderungen des Tempolimits und das Aufstellen von Schildern zu lösen. Letzteres beschlossen die Glinder Gremien, weil ein Umbau zu teuer erschien.

Erhöhter Lärm durch Bremsgeräusche

Nachdem die Verwaltung der Anordnung gefolgt war und die auf Tempo-30-Schilder entfernt hatte, beantragte die Verwaltung in einem Schreiben vom 4. Juli bei der Kreisverkehrsaufsicht, an der Kaposvar-Spange einen Zebrastreifen einzurichten. Das lehnt der Kreis nun ab. Das Schreiben liegt dem Abendblatt vor. Der Kreis geht in seiner Begründung davon aus, dass dort nicht genug Fußgänger unterwegs sind. Erforderlich wären 100 bis 150 Fußgänger bei 300 bis 450 Fahrzeugen pro Stunde. Die bisherige Verkehrszählung habe 3300 Autos in 24 Stunden ergeben.

Die Glinder Verwaltung hatte zudem den Einbau von Bremsschwellen gefordert, um für zusätzliche Entschleunigung zu sorgen. Auch das lehnt der Kreis ab. Die Begründung: Weil an dieser Stelle aus den eben genannten Gründen eine Reduzierung auf Tempo 30 nicht möglich ist, komme auch der Aufbau der Bremsschwellen nicht in Frage. Denn bei Tempo 50 wären Schäden an den Autos zu erwarten. Zudem sei aus der Praxis bekannt, dass sich Anlieger regelmäßig über erhöhten Lärm durch Brems- und Beschleunigungsgeräusche beschwerten.

Laufende Verkehrszählung bis Ende Oktober verlängert

Bürgermeister Zug hatte in seinem Schreiben weiterhin gefordert, die in den Tempo-30-Bereichen geltende Geschwindigkeitsbeschränkung länger als 17 Uhr anzuordnen. Dies lehnt der Kreis ebenfalls ab, weil nach 17 Uhr Kindergärten und Schulen kaum noch genutzt werden würden. Weiter heißt es in dem Schriftstück: „Unabhängig davon befindet sich im Bereich der Schule eine Bedarfsampel, so dass hier eine sichere Querungsmöglichkeit gegeben ist.“

Als letztes wollte die Glinder Verwaltung wissen, ob der Kindergarten Wilde Wiese mit in den bestehenden Tempo-30-Bereich einbezogen werden kann. Momentan liegt die Kita außerhalb, weil nur der hintere Teil ihres Grundstücks an den Holstenkamp angrenzt. Der Haupteingang befindet sich an der Straße Schönhorst. Auch diesen Wunsch wird der Kreis nicht erfüllen. Denn der Tempo-30-Bereich wäre dann mehr als 300 Meter lang und somit nicht zulässig.

Da die Stadtvertreter erst auf der jüngsten Sitzung des Bauausschusses von dem Schreiben des Kreises erfahren haben, wurde ein Antrag der SPD zurückgezogen, in dem es um die Wiedereinführung der Tempo-30-Zone ging. Bürgermeister Zug entschuldigte sich dafür, dass die Informationen nicht weitergegeben worden seien. Dafür teilte er mit, dass die laufende Verkehrszählung bis Ende Oktober verlängert werde. Zug: „Wenn alle Zahlen vorliegen, werde ich die Polizei und die Kreisverwaltung an einen Tisch holen.“