Ammersbek. Die Landesregierung nimmt die Schließung der Wache zurück. Auch Oststeinbek hofft jetzt wieder auf eine eigene Dienststelle.

Es ist eine Rolle rückwärts, die viele Ammersbeker herbeigesehnt hatten: Die örtliche Polizeiwache bleibt erhalten und wird nicht, wie ursprünglich geplant, am 31. Dezember dieses Jahres schließen. Die Rettung verkündete jetzt Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU). „Ich freue mich über diese Entscheidung. Es ist immer gut, wenn die Polizei vor Ort ist“, sagt der Ammersbeker Bürgermeister Horst Ansén.

Das Aus für die Station an der Ecke Lübecker Straße/Grootkoppel im Ortsteil Hoisbüttel war Bestandteil einer Strukturreform aus dem Jahr 2015. Damals führte die SPD die Landesregierung in Kiel. Die Aufgaben für Ammersbek sollten die Wachen in Bargteheide und Ahrensburg komplett übernehmen, die Beamten auf beide Stationen verteilt werden. Ein entsprechendes Organisationsentwicklungskonzept war im
Hause der Polizeidirektion Ratzeburg entstanden.

Aktuell nur noch zwei Beamte in Ammersbek aktiv

Der Plan stieß in der 9743 Einwohner zählenden Gemeinde auf wenig Gegenliebe, auch regte sich in der Politik Widerstand. Sie machte sich für den Erhalt der Wache stark und beabsichtigte, eine Resolution an den damaligen Innenminister Stefan Studt (SPD) zu verfassen. „Dann hat man sich aber vom Konzept der Polizei überzeugen lassen“, so Bürgermeister Ansén.

Seit gut einem Jahr wurde das Personal in der Station an der Ecke Lübecker Straße/Grootkoppel sukzessive abgebaut. In dem rotgeklinkerten Haus, wo früher fünf bis sechs Polizisten in der Woche tagsüber im Einsatz waren, sind nur noch zwei Beamte aktiv. Offiziell ist die Wache von montags bis freitags zwischen 10 und 16 Uhr geöffnet. Weil die Beamten aber auch im Außendienst oder wie vergangene Nacht in Bargteheide aushelfen müssen, ist die Tür auch teilweise zu diesen Zeiten verschlossen.

Personal in der Dienststelle wird vorerst nicht aufgestockt

Verantwortlich für den Standort Ammersbek ist inzwischen Norbert Patzker (55), Leiter der Polizeizentralstation Ahrensburg. Er sorgt dafür, dass auch Kollegen aus der Schlossstadt und Bargteheide die Nachbargemeinde in ihren Streifenwagen überwachen.

Das wird auch weiterhin der Fall sein. „In Ammersbek wird es momentan keine Veränderung bei der Personalstärke geben“, sagt Rena Bretsch von der Polizeidirektion Ratzeburg. Man werde darüber aber noch mit den Revierleitern vor Ort sprechen. Die Regionalgruppe Lauenburg-Stormarn der Gewerkschaft der Polizei begrüßt zwar den Erhalt. Der Vorsitzende Marco Hecht-Hinz sagt aber: „Wer in unserer Region kleine Dienststellen erhalten will, muss hier auch künftig für entsprechenden Personalzuwachs sorgen.“

1200 Unterschriften für mehr Polizei in Oststeinbek

Im linken Gebäudeteil war die Polizei in Oststeinbek ansässig
Im linken Gebäudeteil war die Polizei in Oststeinbek ansässig © Torsten Borchers | Torsten Borchers

Zu einer Änderung der Strategie bei den Wachen war es durch den Regierungswechsel in Kiel gekommen. Seit dem 28. Juni dieses Jahres hat die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP das Sagen. Sie erließ prompt einen Schließungsstopp für die Polizeidienststellen im Land, gab aber keine Bestandsgarantie ab. Innenstaatssekretär Torsten Geerdts besuchte in den vergangenen Wochen zur Schließung vorgesehene Polizeistationen und führte intensive Gespräche mit den Beamten. Mit dem Ergebnis, dass neben der Ammersbeker Wache acht weitere in Schleswig-Holstein erhalten bleiben, darunter auch jene in Aumühle im Kreis Herzogtum Lauenburg.

„Die zahlreichen Gespräche mit den Polizistinnen und Polizisten im ganzen Land haben mir gezeigt, wie wichtig ihre Kompetenz, ihr Wissen um die Probleme in ihren Orten für die Sicherheit der Bürger sind“, sagt Grote. Der Innenminister bekräftigte das Vorhaben der Koalition, in den kommenden Jahren die Präsenz der Polizei in der Fläche wieder auszubauen. Mit dieser Aussage stößt er in Oststeinbek auf offene Ohren. Die dortige Wache im Gebäude der Feuerwehr wurde im Sommer 2016 genauso geschlossen wie die beiden Ein-Mann-Stationen in Bargfeld-Stegen und im Steinburger Ortsteil Mollhagen Anfang 2017. In Oststeinbek war der Aufschrei jedoch besonders groß. Mehr als 800 Bürger hatten für den Verbleib der Polizeistation gekämpft und ein entsprechendes Papier signiert. Seit August 2016 ist Hauptmeister Arne Hornung mit Dienstsitz in Glinde für Oststeinbek zuständig.

Bürgermeister Hettwer will Thema forcieren

Inzwischen hat der Verein Sicherheit für Oststeinbek erneut Unterschriften dafür gesammelt, dass die Polizeistation wieder geöffnet wird oder mehr Beamte für den Ort zuständig sind. Diesmal waren es noch mehr als vor zwei Jahren, nämlich rund 1200. „Durch die neuesten Entwicklungen steigt die Hoffnung auf eine eigene Polizeiwache wieder. Ich werde das Thema forcieren“, sagt Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer.

Der Verwaltungschef will jetzt Innenstaatssekretär Geerdts kontaktieren. „Ich erwarte, dass er auch bei uns einmal vorbeischaut.“ Die Oststeinbeker Station war montags bis freitags tagsüber mit drei Beamten besetzt. Nachts und am Wochenende fuhren Beamte aus Glinde in Oststeinbek zu Einsätzen.