Ahrensburg. Viele Geschäfte haben aufgegeben. Auch Edeka an der Manhagener Allee schließt. Die Ursachen für die Leerstände sind vielfältig.

„Zu vermieten“ – das Schild mit dieser Aufschrift hängt schon seit etwa vier Monaten im Schaufenster des ehemaligen Restaurants Sude BBQ-House an der Hagener Allee neben Noris Eiscafé. Seitdem steht die Gewerbefläche leer. Direkt gegenüber an der Hagener Allee 10 verkünden Aufkleber den Räumungsverkauf im Wollgeschäft Lanaria. Ein paar Meter weiter Richtung Rondeel hat der Weinhandel Lafargue seine Türen geschlossen.

Räumungsverkauf beim Wollgeschäft Lanaria in der Hagener Allee, das bis Ende Juni raus muss
Räumungsverkauf beim Wollgeschäft Lanaria in der Hagener Allee, das bis Ende Juni raus muss © HA | Christian Thiesen

Wer durch Ahrensburgs Einkaufsstraßen spaziert, kann derzeit viele Leerstände von Geschäftsräumen sehen. Eine Zählung des Abendblattes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, kommt auf aktuell mindestens zwölf leerstehende und noch frei werdende Flächen für Handel und Dienstleistungen in der Innenstadt. Die einen stehen erst seit relativ kurzer Zeit leer, wie etwa das ehemalige Sportfachgeschäft Motschnigg an der Manhagener Allee, andere schon seit vielen Monaten, wie das frühere Bekleidungsgeschäft an der Hagener Allee 12 gegenüber von Noris Eiscafé. Seit Jahren Leerstand auch im Eingangsbereich des CCA an der Große Straße, wo Fisch Schloh wegzog.

Besonders die Hagener und Manhagener Allee sind betroffen

Das ehemalige Sude BBQ-House in der Hagener Allee steht seit Monaten leer
Das ehemalige Sude BBQ-House in der Hagener Allee steht seit Monaten leer © HA | Christian Thiesen

Die überwiegende Zahl der Leerstandsflächen liegt an der Hagener und der Manhagener Allee. Schon sicher feststehende Nachfolger für die zwölf Gewerbeflächen gibt es noch nicht. Die Ursachen für die Leerstände und die vorausgegangenen Geschäftsschließungen sind vielfältig: Umsatzrückgänge, als zu hoch empfundene Ladenmieten, Konkurrenz durch das Internet, Trauerfälle und schlichtweg die Lage von einzelnen Ladenflächen.

Ihr Geschäft schließt Nadja Fricke, Inhaberin von Lanaria an der Hagener Allee 10. Dort betreibt sie ihr Geschäft für Wolle und Wollwaren seit drei Jahren. Vorher war sie damit zwei Jahre an der Hagener Allee 2 ein paar Meter weiter ansässig. Doch nun ist Schluss, zum 30. Juni hat sie ihre Geschäftsräume gekündigt. „Es hat sich einfach nicht mehr gelohnt“, sagt Nadja Fricke.

Das ehemalige Sportfachgeschäft Motschnigg an der Manhagener Allee 8
Das ehemalige Sportfachgeschäft Motschnigg an der Manhagener Allee 8 © HA | Christian Thiesen

Ihrer Ansicht nach hat sich das Käuferverhalten in den vergangenen Jahren gewandelt. „Es wird mehr auf Billigwaren geachtet, viele Kunden sind nicht mehr bereit, für Qualitätsware einen angemessenen Preis zu zahlen.“ In ihr Wollwarengeschäft seien immer wieder Kunden gekommen, die zwar Beratung gewollt hätten, aber dies für Waren, die sie woanders vermeintlich günstiger gekauft hatten. „Nur von Beratung kann ich wirtschaftlich nicht leben“, gibt Nadja Fricke zu Bedenken.

Kaufleute beklagen die hohen Mieten

Auf der anderen Seite sieht sie ein strukturelles Problem bei den Gewerbeflächen in Ahrensburgs Innenstadt: „Es werden tendenziell zu hohe Mieten verlangt, obwohl die Kunden ihr Kaufverhalten geändert haben, trotz der Konkurrenz durch das Internet für die Geschäfte, selbst wenn es schon einige leerstehende Flächen gibt.“ Für ihr Geschäft gibt es noch keinen Nachmieter.

Das ehemalige Weinhaus Lafargue an der Hagener Allee
Das ehemalige Weinhaus Lafargue an der Hagener Allee © HA | Christian Thiesen

Auch Florian Palm, Inhaber der Firma Motschnigg, hat sein Ladengeschäft aufgegeben. An der Manhagener Allee verkaufte er bis Ende März Sportartikel. „Auch ich war davon betroffen, dass die Kunden verstärkt im Internet einkaufen“, sagt Palm. „Zudem gibt es in meiner Branche die Entwicklung, dass die Hersteller ihre Produkte direkt an den Endverbraucher verkaufen und so zu Konkurrenten des Einzelhandels werden.“ Und schließlich machte er sich auch Sorgen um seinen Geschäftsstandort: „Die Attraktivität der Manhagener Allee lässt nach, im hinteren Teil häufen sich die Leerstände.“

Florian Palm entschloss sich schließlich, auf andere wirtschaftliche Standbeine zu setzen wie unter anderem seine Tätigkeit als Tennislehrer. „Der Ladenbetrieb an der Manhagener Allee war für die Zukunft mit zu vielen Fragezeichen verbunden.“

Der Mietvertrag für Edeka Woldmann läuft aus

Am Rondeel war das ehemalige Schuhgeschäft La Galoche
Am Rondeel war das ehemalige Schuhgeschäft La Galoche © HA | Christian Thiesen

Neben Sport Motschnigg stehen an der Manhagener Allee derzeit die Schuhmacherei Timmermann, das frühere Lakritzgeschäft Schlaraffenland sowie seit Jahren die Geschäftsfläche an der Nummer 13 leer. Immerhin: Schlaraffenland-Inhaberin Gabriele Albers führt ihr Sortiment als Teil des Süßwaren- und Tabakgeschäfts „Erlesenes“ im Kaufhaus Nessler weiter. Ein weiterer Auszug an der Straße steht fest: Der Edeka-Markt Woldmann verlässt zum Jahresende seinen Standort. „Unser Mietvertrag läuft aus“, sagt Inhaber Andreas Woldmann. „Da die Ladenfläche zu klein ist und wir Ende 2018 den neugebauten Markt an der Alten Reitbahn eröffnen wollen, haben wir ihn nicht verlängert.“ Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Eigentümer der rund 900 Quadratmeter Fläche ist die Neue Lübecker-Baugenossenschaft (NL). „Wir wollen die Fläche sanieren“, sagt Jan Schlief, Leiter der Ahrensburger NL-Niederlassung. „Für die künftige Nutzung denken wir in viele Richtungen, Einzelhandel oder Arztpraxen sind möglich.“

Vereinigung Stadtforum hält die Lage für „noch nicht bedenklich“

Doch wie wird der aktuelle Leerstand von den Ahrensburger Kaufleuteverbänden und der Stadt gesehen? „Die Lage ist noch nicht bedenklich, Geschäftsleerstände sind auch Wellenbewegungen, die wieder zurückgehen“, sagt Götz Westphal, Vorsitzender des Stadtforums, auf Abendblatt-Anfrage. „Die Mieten sind teilweise knackig und insbesondere die Manhagener Allee ist ein komplizierter Fall“, gibt er zu. Man führe Gespräche, um die Kräfte für die Innenstadt „zu bündeln“.

An der Hagener Allee 17 war zuletzt ein Kinderbekleidungsladen
An der Hagener Allee 17 war zuletzt ein Kinderbekleidungsladen © HA | Christian Thiesen

Als „momentan auffällig“ bezeichnet Christiane Link, bei der Stadt Ahrensburg zuständig für Wirtschaftsförderung, die aktuellen Leerstände. Die Stadt arbeite derzeit an einem Maßnahmenkatalog, um die Lage zu verbessern. „Unser Einfluss ist jedoch begrenzt, wir können nicht als Immobilienmakler auftreten“, sagt Christiane Link.

Dunja Paasch, Sprecherin der Interessengemeinschaft Hagener Allee, sieht keinen dauerhaften Trend hin zu leeren Flächen. „Die Gründe für sie sind von Geschäft zu Geschäft sehr individuell, es gab schon mal mehr.“ Um Leerstand zu verhindern, hält es die Immobilienmaklerin für wichtig, dass die einzelnen Akteure Verständnis füreinander entwickeln. Dunja Paasch sagt: „Wir wollen Gesprächsrunden mit allen Beteiligten, vor allem Hauseigentümern und Ladeninhabern, schaffen.“