Ahrensburg/Stapelfeld. Verkehrsplaner schlagen vor: Am Anschluss Ahrensburg/Siek zusätzliche Brücke, bei Stapelfeld/Braak zwei Fahrspuren nach Hamburg.

Das Rezept gegen die Dauerstaus im Berufsverkehr an den beiden Stormarner A-1-Anschlussstellen Ahrensburg und Stapelfeld ist ganz einfach: Auf den Zubringerstraßen müssen zusätzliche Fahrspuren eingerichtet werden. Das ist das Ergebnis eines Verkehrskonzeptes, das die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) am Mittwoch Bürgermeistern und Kommunalpolitikern vorgestellt hat.

„Die beiden Knotenpunkte sind zu den Spitzenzeiten morgens und abends überlastet“, sagt die Diplom-Ingenieurin Loana Eichholz vom Oststeinbeker Büro Masuch+Olbrisch nach Auswertung aller Kennzahlen. Experten teilen Verkehrsknoten in die Klassen A bis F ein. „Salopp gesagt reicht das von ,ganz schick’ bis ,geht gar nicht mehr’“, sagt Eichholz. Sowohl Ahrensburg/Siek/Großhansdorf als auch Stapelfeld/Braak landen in der Klasse E/F.

Dass an den Anschlussstellen gar nichts mehr geht, erleben Zehntausende Stormarner Autofahrer nahezu jeden Werktag. Nicht selten stauen sich die Autos kilometerlang – manchmal sogar bis auf die Verzögerungsstreifen der Autobahn. Und auch viele Lastwagen aus den Firmen in den nahen Gewerbegebieten verlieren Zeit – und damit Geld. Hinzu kommen eine erhöhte Unfallgefahr und Umweltverschmutzung.

„Es ist keine gute Nachricht für die wirtschaftsstärkste Region in Schleswig-Holstein, wenn die Infrastruktur nicht funktioniert“, sagt WAS-Geschäftsführer Detlev Hinselmann. Um das zu ändern, haben sich die Wirtschaftsförderer des Problems angenommen. An der Finanzierung des Verkehrskonzeptes beteiligten sich zudem der Kreis Stormarn sowie die Orte Ahrensburg, Großhansdorf, Siek, Braak und Stapelfeld.

„Wir haben die Ist-Situation mit Verkehrsströmen und Ampelschaltungen analysiert, außerdem selbst den Verkehr gezählt“, sagt Loana Eichholz. Anschließend untersuchten die Fachleute unterschiedliche Lösungen.

Stapelfeld: Für 2,5 Millionen zwei Spuren nach Hamburg

Relativ zügig lasse sich die Situation an der Abfahrt Stapelfeld verbessern. Das Problem seien die vielen Abbieger aus Richtung Müllverbrennungsanlage. „Dort sollte die Zahl der Fahrspuren im Zuge der Landesstraße 222 in Richtung Hamburg auf zwei verdoppelt werden“, sagt Eichholz. Dieser Vorschlag lasse sich ohne Veränderungen an der Autobahnbrücke über der Alten Landstraße realisieren, was das Verfahren vereinfache. In der Gegenrichtung reiche die jetzige eine Fahrspur. Ein ebenfalls untersuchter Kreisverkehr sei nicht leistungsfähig genug, außerdem wegen des nötigen Grunderwerbs erst nach vielen Jahren umzusetzen.

Mit 2,5 Millionen Euro sollte der Brückenumbau möglich sein. „Die Baukosten sind allerdings ein sehr grober Ansatz, der aus vergleichbaren Projekten übernommen wurde“, sagt Michael Hohmann, Geschäftsführer von Masuch+Olbrisch. Genaue Schätzungen seien erst bei detaillierter Planung möglich. Die Ausgaben teilten sich in ähnlichen Fällen Bund und Land.

Ahrensburg: Für elf Millionen eine zusätzliche Brücke

Deutlich teurer ist auf jeden Fall die Lösung für den A-1-Anschluss Ahrensburg. Dort müsste der Ostring (L 224) im Bereich über der Autobahn zwei Spuren statt eine in jeder Richtung bekommen. Das ist nur möglich, wenn neben der bestehen Brücke eine zweite gebaut würde. Etwa elf Millionen Euro wären dafür fällig, während für eine komplett neue Brücke gut 35 Millionen zu veranschlagen wären.

„Dort ist ein Planfeststellungsverfahren nötig, was viel Zeit beansprucht“, sagt Loana Eichholz. Das sei aber auch bei der Alternative – ein kompletter Umbau der Anschlussstelle fast ohne Ampeln – nicht anders. Zudem sei eine Umgestaltung sehr kompliziert und mit fast neun Millionen Euro nicht deutlich günstiger. Kurzfristig lässt sich eine andere Verbesserung umsetzen: Die Fußgängerampel an der Straße Jacobsrade sollte auf die andere Straßenseite versetzt werden.

WAS-Chef Detlev Hinselmann setzt große Hoffnungen in die neue Landesregierung, dass der Dauerstau in Kiel endlich erkannt wird: „Ich war mehrfach im Verkehrsministerium und habe auch den Minister informiert.“ Der kennt das Problem aus eigener Erfahrung: Bernd Buchholz (FDP) kommt aus Ahrensburg. Für Detlev Hinselmann ist mit Blick auf die Steuereinnahmen klar: „Kiel muss auch dem Umstand Rechnung tragen, dass hier in Stormarn das Geld fürs Land verdient wird.“

Zu den betroffenen Unternehmen zählt der Baumaschinenhändler Swecon. Die Niederlassung war im Frühjahr mit 35 Beschäftigten von Harburg in einen 3,8-Millionen-Euro-Neubau im Sieker Gewerbegebiet gezogen – auch wegen der guten Verkehrsanbindung. „Sowohl Mitarbeiter als auch Kunden verlieren jetzt immer wieder viel Zeit im Stau“, sagt Kundendienstleiter Michael Hinrichs.

Die Firma repariert in der neuen Werkshalle auch die bis zu 70 Tonnen schweren Maschinen, vermietet sie außerdem. „Eine Verbesserung der Situation wäre wünschenswert, da unser Hauptgeschäft in der Metropolregion Hamburg liegt“, sagt Hinrichs. Denn ein Argument für dem Umzug an den A-1-Anschluss war, dass das oft verstopfte Nadelöhr Elbtunnel wegfiel ...