Bad Oldesloe. Stau an A-1-Ausfahrten und K 80 sorgt für Frust. Parteiübergreifend wollen Politiker jetzt die Landesregierung zum Handeln auffordern.
Wenn sich Politiker von Bündnis 90/Die Grünen, CDU, FDP und SPD gemeinsam für eine Lösung der Verkehrsprobleme an der Autobahn 1 in Stormarn stark machen wollen, dann ist augenscheinlich dringender Handlungsbedarf gegeben. Doch dieser wird offenbar seitens der Landesregierung in Kiel nicht gesehen.
Wie berichtet, waren zahlreiche Landes- und Bundespolitiker der Einladung der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn, kurz WAS, zu einer Gesprächsrunde über die Verkehrssituation in Stormarn gefolgt. Ein Schwerpunkt bei dem Treffen in Bad Oldesloe waren die nahezu alltäglichen Staus auf den Autobahnabfahrten Ahrensburg/Großhansdorf und Stapelfeld/Braak. Denn zu den Hauptverkehrszeiten bilden sich auf den Verzögerungsstreifen lange Autoschlagen, die bis auf den Standstreifen reichen. Auch die Überlastung der K 80 ist für Autofahrer und Unternehmer ein Ärgernis.
Es fehlt eher an Planern, als an Geld
„Mir ist nach diesem Gespräch klar geworden, dass eine Dringlichkeit vorliegt“, sagt Ruth Kastner, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Dabei besteht das Stauproblem schon seit mehreren Jahren. Doch eine Lösung gibt es bis heute nicht. Landrat Henning Görtz, der ebenfalls mit weiteren Mitarbeitern des Kreises an dem Gespräch teilgenommen hat, erklärt die bisherigen Versäumnisse so: „Stormarn hat immer auf die Probleme aufmerksam gemacht, doch in Kiel hörte niemand zu.“
Deswegen ist der Landrat dankbar, dass die WAS jetzt die Initiative ergriffen hat. „Wie Lösungen aussehen können, wissen wir nicht“, sagt Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der WAS. „Das ist aber auch nicht unsere Aufgabe.“ Das sei der Job von Ingenieuren. „Doch diese fehlen an den entscheidenden Stellen“, kritisiert Martin Habersaat, der für die SPD im Landtag sitzt. „Es fehlt mehr an Planern als an Geld.“
Deswegen werden laut der FDP-Landtagsabgeordneten Anita Klahn auch Prioritäten gesetzt und die Probleme in Stormarn finden dann keine Berücksichtigung mehr. „Das muss sich ändern“, sagt die Politikerin. Tobias Koch, CDU-Landtagsabgeordneter, sagt: „Die Landesregierung muss auch einsehen, dass die Staupunkte an A 1 und K 80 kein Stormarner Problem sind, sondern eines für Schleswig-Holstein. „Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen.“ Koch meint, dass eine schlechte Infrastruktur Unternehmen abschrecke. Auch Detlev Hinselmann sieht die Wirtschaftsstärke in Gefahr. „Wenn die K 80 mal wieder voll ist, verursacht das einen Rückstau bis in die Gewerbegebiete.“ Unternehmer hätten sich beklagt, dass ihre Fahrer dann bis zu einer halben Stunde bräuchten, um aus dem Gewerbegebiet zu kommen. Ferner rechnet er damit, dass in den kommenden Jahren das Verkehrsaufkommen weiter steigen und sich die Probleme weiter verschärfen werden.
Kreis möchte in Vorleistung treten
Um mehr Gehör bei den Verantwortlichen in Kiel zu finden, ist der Kreis auch bereit, in Vorleistung zu treten. „Wir könnten Gutachten in Auftrag geben, in denen die Verkehrssituation untersucht wird, Probleme benannt werden und Lösungen vorgeschlagen werden“, sagt Lukas Kilian (CDU), Vorsitzender der Kreisverkehrsausschusses. „Wir wollen nicht mit leeren Händen Kiel ankommen“, fügt Landrat Henning Görtz hinzu. Eigentlich müsste der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) ein solches Gutachten erstellen lassen. Doch dafür habe der LBV bislang noch nie einen Auftrag von der Landesregierung erhalten. „Auch dem LBV sind somit die Hände gebunden“, sagt Detlev Hinselmann.
Dass die Staufallen in Stormarn nicht Priorität haben, „stimmt so nicht“, erklärt indes Birte Pusback, Sprecherin des Verkehrsministeriums in Kiel. Das Ministerium sei im ständigen kontakt mit dem LBV. „Allerdings besteht folgendes Problem: Bei der Ausfahrt Großhansdorf/Siek ist keine einfache und kostengünstige Lösung in Sicht“, sagt Pusback. Denn die Brücke über die A 1 müsste verbreitet werden. Dieses Bauwerk sei aber erst 33 Jahre alt und habe keine Schäden. Ergo müsste eine funktionstüchtige Brücke erneuert werden, was teuer und planungsintensiv ist. Und weil es bislang nicht zu Unfällen gekommen ist, „ist aus Verkehrssicherheitssicht eine solche Maßnahme deshalb nicht abzuleiten“.
In Stapelfeld soll dieses Jahr die Ampel überprüft und bei Bedarf optimiert werden. Das wurde in der Vergangenheit auch schon an der Ausfahrt Ahrensburg probiert. Doch auch eine neue Ampelschaltung sorgte hier nicht für eine Verbesserung der Situation.