Bad Oldesloe. Serie: Das Abendblatt stellt Kleingärten in lockerer Folge vor. Der Verein hat auch eine Paddel- und eine Tischtennissparte.
Brigitte Niemeitz sitzt unter einem Sonnensegel auf ihrer Terrasse mit Blick auf die Trave. Vor ihr ein Korb randvoll mit der reichen Ernte des Tages: Mangold, Porree, Rote Bete und Kartoffeln hat die 69-Jährige in ihrem Kleingarten geerntet. „Ich liebe die Verbindung aus Gärtnern und Wasser“, sagt die Rentnerin über die charmante Kombination aus Kleingarten- und Paddelverein. Seit acht Jahren hat sie eine Parzelle mit eigenem Steg im Bootsverein Obertrave, nicht weit vom Zentrum der Kreisstadt entfernt.
Das Gartenleben am Wasser genießt Niemeitz seither in vollen Zügen. „Ich habe fünf Enkelkinder, die mich regelmäßig besuchen und mir bei der Ernte helfen“, sagt sie. Zur Belohnung gehe es danach oft mit dem eigenen Boot die Trave stromabwärts Richtung Innenstadt. „Und dann gibt es ein großes Eis.“ So oft es geht ist sie in ihrem Kleingarten, in dem sich seit dem vergangenen Jahr auch ein Hochbeet befindet. „Das haben mir meine Söhne angelegt.“ Das Ergebnis könne sich sehen lassen. Trotz des vielen Regens habe sie eine gute Ernte eingefahren.
Auch Josef Völker gehört zu den Mitgliedern, die Kleingarten und Boot haben, die Verbindung von Sesshaftigkeit und Abenteuerlust schätzen. „Unser Verein hat 36 Parzellen und ein Vereinshaus, alles direkt am Wasser“, sagt der ehemalige Vorsitzende. Dabei stehe sowohl beim Gärtnern als auch beim Paddeln der Spaß im Vordergrund: „Wir messen keine Heckenhöhen nach und die meisten Kleingärtner rudern auch eher zum Vergnügen.“
Wobei der Verein auch eine Tischtennissparte hat. „Die gehört mittlerweile voll dazu“, sagt Völker. Dabei war der Grund des Zusammenschlusses eher pragmatischer Natur: Die Sportler waren nicht als Verein organisiert, drohten deswegen ihren Hallenplatz zu verlieren. „Als wir kürzlich das Dach des Bootshauses für 25.000 Euro neu decken mussten, waren sofort alle Mitglieder bereit sich zu beteiligen“, so Völker, der sich heute als Jugendwart um die jungen Paddler kümmert.
Naturerlebnis steht bei Jugendlichen im Vordergrund
Vier Jugendliche sind an diesem Nachmittag in den Sommerferien gekommen. „Sonst sind es bis zu 20“ sagt Josef Völker. Routiniert setzen sie ihre Ein-Mann-Kajaks (geschlossene Kanus) mit Namen wie Aller, Oker und Schlei ins Wasser, paddeln stromaufwärts. Hier passieren sie direkt hinter der Kleingartenanlage das Naturschutzgebiet Brenner Moor. Schilf säumt das Ufer, Entenküken gründeln zwischen Wasserpflanzen der sanft dahinfließenden Trave. „Hier wartet meistens ein Graureiher auf Beute“, sagt Völker, während er mit Charleen Zelle (17), Lukas Knoph (16), Joel Bashandy und Tim-Justus Eggers (beide 12) einen halb zugewachsenen Seitenarm passiert. Und tatsächlich: Ruhig wartet der hochgewachsene Vogel im Schutz des Schilfes auf einen saftigen Fang. „Nur fotografiert bekommen habe ich den leider noch nie“, sagt er.
Für die Gruppe stehen immer mal wieder längere Touren im Programm, bei denen auch das Erlebnis in der Natur im Vordergrund steht. „Manchmal fahren wir auf der Trave bis nach Lübeck. Oder wir laden die Kajaks auf Anhänger, schauen uns während des Kirschblütenfestes in Hamburg das Feuerwerk auf der Außenalster an und paddeln dann im Dunkeln hierher zurück“, so Josef Völker. An Pfingsten stehe regelmäßig ein mehrtägige Tour auf dem Programm. „In den vergangenen Jahren waren wir zum Beispiel an der Schlei und an der Müritz“, so der Jugendwart. Offenbar ein attraktives Programm, bei dem immer mehr Jugendliche mitmachen wollen. „Seit diesem Jahr werden wir fast überrannt“, sagt er. Kleingärtner ist allerdings noch keiner der jungen Paddler geworden.