Bad Oldesloe. In einer Serie stellt das Abendblatt in lockerer Folge Stormarns Kleingärten vor. Heute: Der Kleingärtnerverein Hohenkamp.

In Bad Oldesloe erfreut sich das Kleingärtner-Dasein besonderer Beliebtheit. Sechs Vereine zählt der Kreisverband hier, sie machen die Travestadt zu ihrer heimlichen Hauptstadt. Darunter ist auch der älteste in Stormarn, der Kleingärtnerverein Hohenkamp, bei dem Tradition groß geschrieben wird. „Im kommenden Jahr feiern wir unseren 100. Geburtstag“, sagt die Vorsitzende Heidrun Badur. Ihre zart hügelige Gartenanlage wird durchzogen von mit Rasen begrünten Wegen. „Das macht unsere Anlage besonders natürlich.“ Kleiner Nachteil: Nur rund zwei Drittel der Anlage sind auch als Kleingarten nutzbar.

Viele Details machen die Parzelle so besonders

Die 71-Jährige selbst hat allerdings keine eigene Parzelle mehr. „Das ist mir nach 30 Jahren zu viel geworden“, sagt sie. Denn anders als die meisten hier habe sie noch einen eigenen Garten zu pflegen, in dem sie aber – ganz Kleingärtnerin – auch Nutzpflanzen anbaut. „Gestern erst habe ich eine Tomate geerntet, die hat 740 Gramm auf die Waage gebracht“, sagt sie stolz und zeigt ein Foto auf ihrem Handy.

Vereinsvorsitzende Heidrun Badur mit Mops-Hündin Uschi
Vereinsvorsitzende Heidrun Badur mit Mops-Hündin Uschi © HA | Marc R. Hofmann


Eine besonders schöne Parzelle ist die von Erika Kopp. Für die 69-Jährige ist der Kleingarten ihr Reich. Gleich mehrere Sitzgelegenheiten sind dort an idyllischen Plätzchen verteilt. „Denn es kommt immer viel Besuch“, sagt die Oldesloerin. Außerdem zieren eine kleine Windmühle und Tontiere den Garten. Ein Keramikhuhn scheint unter einem Tisch gemütlich ein Ei auszubrüten. An der Laube hängen mehrere Nistkästen für Wildwespen, formschön eingefasst von einem hölzernen Schmetterling.

Prosecco-Birnen für das Kribbeln im Mund

Details wie diese sind es, die den Kleingarten von Erika Kopp so besonders machen. „Den Garten habe ich mir gewünscht, mein Mann macht lieber Fahrradtouren“, sagt sie. Zum Kaffee komme er trotzdem gern vorbei, bekommt dann allerdings auch Aufgaben: „Rasenmähen und die Laube in Ordnung halten, darum muss er sich kümmern“, sagt Kopp.

100 Jahre: Verein feiert bald Jubiläum

Tradition bedeutet noch viel im beinahe 100 Jahre alten Kleingärtnerverein Hohenkamp. 1918 gegründet, ist er der älteste Verein im Kreis. Er verfügt über 56 Parzellen auf knapp 3500 Quadratmeter Land an der Grabauer Straße.

Hügelig: Besonderheit des naturnahen Geländes ist seine terrassenartige Struktur, die drei Ebenen hat.

Mitgliedsbeitrag: 60 Euro im Jahr, Pacht 20 Cent pro Quadratmeter. Über den Abstand für die Laube müssen sich Alt- und Neu-Kleingärtner einigen.

Interessenten sollten aus Bad Oldesloe oder Umgebung kommen.

Sie erreichen die Vorsitzende, Heidrun Badur, unter Telefon 04531/22 63.

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In lauen Sommernächten sitzen sie nach getaner Arbeit oft bis spät abends im Garten und knobeln gemeinsam. Doch auch die kleingärtnerische Nutzung kommt bei Erika Kopp nicht zu kurz: Sie baut neben Kohlrabi, Tomaten, Gurken und Kräutern wie Thymian und Majoran auch „Prosecco-Birnen“ an. „Deren Säure kribbelt so schön im Mund“, sagt sie. So ist Vereinsvorsitzende Badur auch voll des Lobes: „Das ist einer unserer schönsten Gärten“, sagt sie anerkennend. Bei Erika Kopp habe sie gleich erkannt, dass sie ein Händchen für Pflanzen und Gestaltung habe. „Das sehe ich binnen vier Wochen“, sagt Badur.

Ganz so viel Mühe wie Erika Kopp geben sich allerdings auch im Verein Hohenkamp nicht alle Kleingärtner. „Manche denken, so ein Garten ist nur zum Spielen für die Kinder und zum Grillen am Wochenende“, sagt Badur.

Wichtig ist nur, dass der Garten gepflegt wirkt

Regelmäßig geht ein Obmann durch die Anlage, gibt Tipps, schaut aber auch, wie gepflegt die Gärten sind. „Wenn es etwas zu beanstanden gibt, kommt Post“, sagt die Vorsitzende. Dabei drücke der Verein erst einmal ein Auge zu, gebe älteren Kleingärtner die Möglichkeit, auf einen „Seniorengarten“ umzusteigen. „Wer schon lange eine Parzelle in unserer Anlage hat und den Anbau und Ernte im Alter nicht mehr bewerkstelligen kann, darf auf Blumen ausweichen“, sagt Badur. Wichtig sei nur, dass der Garten gepflegt wirke.

Dieter Fritz beim Bohnen schälen
Dieter Fritz beim Bohnen schälen © HA | Marc R. Hofmann

Damit hat Dieter Fritz keine Pro­bleme. Der Rentner ist seit 1988 Kleingärtner, sitzt mit einem großen Haufen Erbsenschoten auf der Veranda seiner Laube. Sie sind in diesem Jahr gut gewachsen, anders als die Kartoffeln. „Die verfaulen im Boden, weil das Wasser nach dem vielen Regen kaum noch ablaufen kann“, sagt er. Der 74-Jährige kümmert sich meistens allein um den Garten, „aber die Früchte ernten meine Töchter“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Auch eine schöne Tradition.