Ahrensburg. Neue Serie: Das Abendblatt stellt Kleingärten in lockerer Folge vor. Heute: Der Kleingartenverein am Wulfsdorfer Weg in Ahrensburg.
In der Sonne im Garten sitzen, eigenes Obst und Gemüse genießen und Entspannung vom Alltag finden, das geht in einem Kleingarten. Was vor Jahren noch als Bastion deutscher Spießigkeit galt, wird nun auch von immer mehr Ausländern geschätzt. „Ich bin in Kasachstan auf dem Dorf in einem Haus mit großem Garten aufgewachsen“, sagt Viktor Bastron. Der Aussiedler kam vor 22 Jahren nach Deutschland, die Liebe zum Garten blieb. Darum ist er seit elf Jahren Kleingärtner in Ahrensburg.
Im Kleingarten haben zehn Familien russische Wurzeln
Zehn Familien mit russlanddeutschen Wurzeln haben inzwischen eine Parzelle in der Anlage am Wulfsdorfer Weg. „Im Verein gibt es aber auch Türken und Afghanen“, sagt der Vorsitzende Wolfgang Aue über den längst nicht mehr nur noch deutsch geprägten Verein, der mit 188 Gärten der größte in Stormarn ist. „Wegen der feuchten Sommer musste ich allerdings meine Anbaumethoden umstellen“, sagt Bastron. In Ahrensburg war er dazu an der richtigen Adresse. Wolfgang Aue ist auch Fachberater des Vereins und steht den Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite. Er gab den Tipp, Tomaten nicht in den Boden, sondern direkt in aufgeschnittene Säcke mit Muttererde zu pflanzen. „Tomaten müssen von oben vor Regen geschützt werden, haben aber gern nasse Füße“, sagt er. Viktor Bastron und Lebensgefährtin Olga Markus haben es ausprobiert. In einem seiner beiden Gewächshäuser sprießen in Erdsäcken die Russischen Rosen – wie die Tomatensorte passenderweise heißt – nun viel üppiger.
Dabei ist das in diesem Sommer nicht selbstverständlich. Dauerregen und die damit einhergehenden Nacktschnecken setzen den Pflanzen zu. Viel Arbeit für Bastron und Markus, in deren Parzelle auch noch Kartoffeln, Kürbisse und Rote Beete wachsen, an ihrer Laube rankt Wein. „Wir verbringen fast jeden Feierabend hier“, sagt Bastron. An den Wochenenden kommt oft die ganze Familie auf die circa 400 Quadratmeter große Parzelle, dann wird gemeinsam der Grill angeschmissen.
Danny Siemers feiert mit Töchterchen Geburtstag
Aber auch sonst ist das Zusammenleben auf der Anlage angenehm. „Wir kennen die meisten Nachbarn, geben uns gegenseitig Tipps“, sagt Bastron. Über die freuen sich besonders junge Familien wie die von Danny Siemers. Der 39-Jährige ist erst seit einer Woche Kleingärtner. Der Messebauer wohnt nur fünf Minuten entfernt, hat selbst aber keinen Garten. „Meine Frau und ich waren auf der Suche nach einem Rückzugsort im Grünen, zum Entspannen mit unserer Tochter.“ Ein Generationswechsel sei im Moment im Gange, erklärt Vereinsvorsitzender Aue. Viele Gartenfreunde würden aus Altersgründen aufhören, entsprechend kurz sei die Wartezeit.
Für Neu-Kleingärtner Danny Siemers steht nun erst einmal viel Arbeit an. Die Laube auf seiner Parzelle muss renoviert, der Garten nach den Wünschen der Familie umgestaltet werden. „Was wir anbauen wollen, müssen wir uns noch überlegen“, sagt der Familienvater, während er in Latzhose Sträucher auf den Stock setzt und Erdreich mit der Schubkarre umschichtet.
Wie Nutzpflanzen richtig angebaut werden, wüssten heute viele nicht mehr, sagt Aue. „Damit sich schnell erste Erfolge einstellen und der Spaß erhalten bleibt, bekommt jedes neue Mitglied intensive Beratung von uns.“
Der Kleingärtnerverein Ahrensburg hat sogar eine eigene Bücherei
Dass Siemers bald die Lust am Kleingärtnern verliert, ist nicht zu erwarten. In wenigen Tagen wird Tochter Emily acht Jahre alt. „Und möchte im Kleingarten feiern,“ sagt er. Der Grill steht dafür schon bereit.