Ahrensburg. Machbarkeitsstudie der Metropolregion Hamburg soll die 6,5 Kilometer lange Strecke festlegen. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Der Korridor Ahrensburg–Hamburg ist eine von sieben Trassen, die in der Metropolregion Hamburg (MRH) für einen Radschnellweg infrage kommen. Eine sogenannte Machbarkeitsstudie soll zeigen, wo genau eine solche Fahrrad-Autobahn entlangführen kann. „Das ist mit Sicherheit ein interessantes Projekt für alle Pendler, deshalb unterstützen wir es auch“, sagt Bürgermeister Michael Sarach.
Dabei sind die Vorüberlegungen für den 6,5 Kilometer langen Ahrensburger Abschnitt offenbar am weitesten fortgeschritten. „Es gibt schon sehr konkrete Ideen“, sagt Metropolregion-Mitarbeiter Oliver Mau. Der Ahrensburger Bau- und Planungsausschuss hat sich Anfang Mai mit einer Verbindung zur Veloroute von Volksdorf in die Hamburger Innenstadt beschäftigt. Einer finanziellen Beteiligung an der Machbarkeitsstudie haben die Politiker zugestimmt.
Ein Ziel der MRH – ein Zusammenschluss von Verwaltungen und Verbänden im Norden (siehe Infokasten) – ist es, möglichst viele Menschen zum Umsteigen vom Auto aufs Rad zu bewegen. Täglich sind im Großraum Hamburg rund 500.000 Berufs- und Schulpendler unterwegs, was Auto- und Bahnverkehr an die Leistungsgrenzen bringt. So zählt Hamburg knapp 9400 Staustunden jährlich – das entspricht fast 400 Tagen.
Die Metropolregion
Was sind Radschnellwege?
Die Trassen sind bis zu vier Meter breit, durchgängig asphaltiert und kreuzen so wenig Straßen wie möglich. Radler sind klar von Fußgängern getrennt und haben möglichst immer Vorfahrt. Eine gute Beleuchtung und ein zuverlässiger Winterdienst garantieren, dass die Wege ganzjährig zu nutzen sind. Service- und Pausenpunkte sowie Kilometerangaben erhöhen den Komfort. Das Durchschnittstempo würde von 15 auf 20 Kilometer pro Stunde steigen.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Seit Herbst 2014 hat die Technische Universität (TU) Hamburg-Harburg mögliche Trassen aufgelistet. Eine Potenzialanalyse für 33 Korridore zeigte im Februar dieses Jahres, wie sich unter anderem die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Schulen und Geschäften verbessern würde. Jetzt wurden sieben Routen ausgewählt, deren Umsetzung realistisch ist. Dabei spielten bauliche Voraussetzungen und ein möglicher Anschluss an die Hamburger Velorouten eine große Rolle. Die Facharbeitsgruppe Verkehr der MRH erarbeitet nun einen Leitantrag, um die finanzielle Förderung für die Machbarkeitsstudien zu erreichen. Die Entscheidung fällt voraussichtlich am 15. September. „Die sieben Machbarkeitsstudien würden dann europaweit ausgeschrieben“, sagt Oliver Mau. Auftragsvergabe wäre im Frühjahr 2018.
Wie hoch sind die Kosten?
Pro untersuchtem Kilometer rechnet die Metropolregion mit 3000 Euro für die Machbarkeitsstudie. Im Ahrensburger Fall, der mit 6,5 Kilometern die mit Abstand kürzeste Strecke umfasst, wären das knapp 20.000 Euro. Für alle sieben Korridore kämen gut 720.000 Euro zusammen. Bis zu 80 Prozent würde der Förderfonds der Metropolregion übernehmen. Ein Kilometer neuer Radschnellweg kostet rund 1,5 Millionen Euro. Bei einem vorhandenen, ausbaubaren Radweg sind es mit etwa 260.000 Euro deutlich weniger.
Welche Strecke ist möglich?
Da der Anschluss an die Hamburger Velorouten besonders wichtig ist, bietet sich der U-Bahnhof Volksdorf als Ziel an. Von dort führt die 19,6 Kilometer lange Veloroute 6 in die Innenstadt bis zum Rathaus. Aus Ahrensburger Sicht wäre eine Verbindung über Wulfsdorfer Weg (die unbefestigte Straße beim Kleingartenverein ist für Autos seit Jahren Sackgasse) und Bornkampsweg denkbar. Auch die Veloroute 7 endet im Hamburger Osten: Sie verbindet den Rahlstedter Bahnhof über eine Strecke von 14,4 Kilometer mit St. Georg.
Was passiert mit anderen Korridoren?
In der Potenzialanalyse wurden vier weitere Routen im Kreis Stormarn untersucht. Es handelt sich um die Korridore Ahrensburg–Bad Oldesloe (22,2 Kilometer), Barsbüttel–Hamburg (13 km), Glinde–Hamburg (15,6 km) und Reinbek–Hamburg (17 km). „Perspektivisch bleiben sie wichtig“, sagt Oliver Mau. So sei eine Verlängerung von Ahrensburg bis Bargteheide wünschenswert. Der Bund will Radschnellwege bis 2030 bezuschussen, dieses Jahr sind 25 Millionen Euro dafür vorgesehen.
Was sagen Radfahrer?
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) sieht großes Potenzial für Radschnellwege. „Das ist absolut notwendig“, sagt Jürgen Hentschke, Sprecher der Ortsgruppe Ahrensburg. Er verweist auf die rasant steigenden Verkaufszahlen von E-Bikes: „Damit können längere Strecken schneller zurückgelegt werden.“
Das sagen Stormarner dazu:
Ein Umstieg ist für Berufspendler Christian Thiel denkbar, der täglich mit der Bahn von Hamburg-Eppendorf nach Ahrensburg kommt. „Wenn es eine unterbrechungsfreie Strecke gäbe, könnte ich mir auf jeden Fall vorstellen, bei gutem Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen“, sagt der 48-Jährige.
Auch Marina Wulff (53) pendelt jeden Wochentag mit der Bahn aus Rahlstedt nach Ahrensburg. Für sie komme ein Radschnellweg aber nicht infrage. „Ich bin in meinem Beruf schon viel in Bewegung und fahre deshalb lieber mit der Bahn zur Arbeit“, sagt Wulff. Grundsätzlich sei das Projekt aber sinnvoll: „Die Idee finde ich gut.“
Kersten Jahn fährt täglich mit der Bahn von Bad Oldesloe nach Ahrensburg. Ab und zu legt der 50-Jährige den Weg mit dem Rad zurück. „Ich kenne eine gute Strecke, die kaum von Ampeln unterbrochen ist“, sagt er. Den Plan unterstütze er auf jeden Fall.