Hamburg. Die Metropolregion lässt “unterbrechungsfreie Wegeführungen“ aus Elmshorn oder Lüneburg in die Hansestadt untersuchen. Zur Karte.
In anderthalb Stunden von Elmshorn nach Hamburg radeln: Das könnte mit einem Radschnellweg möglich sein. Doch wo sollen diese Wege entstehen? Die Metropolregion Hamburg will jetzt sechs Routen, die das Umland mit der Hansestadt verbinden, genauer untersuchen lassen. Die Machbarkeitsstudien könnten Anfang 2018 in Auftrag gegeben werden.
Die Routen sind das Ergebnis einer Potenzialanalyse, die die Technische Universität Hamburg im Februar vorgelegt hatte. 33 Korridore wurden untersucht, unter anderem ging es um die Frage, wie viele Einwohner von einem solchen Schnellweg profitieren könnten und wie viele Arbeitsplätze über die jeweiligen Routen erreichbar wären.
Sechs Routen wurden nun für eine genauere Betrachtung ausgewählt: Stade–Buxtehude–Hamburg, Bad Bramstedt–Norderstedt–Hamburg, Ahrensburg–Hamburg, Lüneburg–Winsen–Hamburg, Geesthacht–Hamburg, Elmshorn–Pinneberg–Hamburg. Die Fragestellung ist klar: Wo könnte beispielsweise ein Radschnellweg zwischen Hamburg und Elmshorn verlaufen? Wie teuer würde er werden? Da ist noch viel Detailarbeit zu leisten. Vor allem deshalb, weil der Schnellweg mit einem einfachen Radweg am Rand einer Straße nicht zu vergleichen ist.
Ohne von Ampeln gestoppt zu werden
Vorgesehen sind vielmehr „unterbrechungsfreie Wegeführungen“ ohne lästige Ampeln, ausreichende Fahrbahnbreiten und ein radlerfreundlicher Belag, der hohe Geschwindigkeiten begünstigt. Schließlich soll man auf diesen Schnellwegen mit einem Durchschnittstempo von 20 Kilometern pro Stunde unterwegs sein können. Mit anderen Worten: Von Elmshorn bis zur Hamburger Stadtgrenze (32 Kilometer) könnte man es in rund anderthalb Stunden schaffen. In Hamburg selbst müsste dann ein hansestädtischer Schnellweg anschließen. Dann könnten Berufspendler aufs Bike, aufs Pedelec oder aufs E-Bike umsteigen.
Denn genau darauf zielt das Konzept der Radschnellstraßen. „Allein zwischen dem Kreis Pinneberg und Hamburg pendeln jeden Tag rund 60.000 Menschen und nutzen dabei momentan in der Hauptsache ihren eigenen Pkw“, sagte Oliver Stolz, Landrat des Kreises Pinneberg, im Februar bei der Vorstellung der Potenzialanalyse. Würden sie das Auto stehen lassen, gebe es weniger Staus und mehr freie Parkplätze. Die Strecke Elmshorn–Hamburg gehört nun zu den sechs Objekten von Machbarkeitsstudien.
„Ich freue mich sehr, dass diese wichtige Pendlerverbindung näher untersucht wird und dadurch die bereits durch unseren Verkehrsausschuss im Oktober 2016 beschlossene Willenserklärung für einen möglichen Radschnellweg bekräftigt wird“, sagte Stolz am Dienstag. „Aber wir müssen alle noch einen langen Atem haben, bis der erste Radfahrer auf einem Schnellweg durch den Kreis Pinneberg rollt.“ Aus der Voruntersuchung sei deutlich geworden, dass in der Region sehr viele Menschen lebten, die von einem Radschnellweg profitieren könnten.
„Kommunen stehen voll dahinter“
Joachim Brunkhorst, der als Radverkehrsbeauftragter des Kreises Segeberg für das Radschnellwegskonzept mitverantwortlich ist, sagte zu der Norderstedt-Route: „Diese Route entlang der A-7-Achse bietet das größte Potenzial für einen Radschnellweg. Die beteiligten Kommunen stehen voll dahinter.“
Auch Jens Daberkow, ADFC-Sprecher in Henstedt-Ulzburg, begrüßte die Entscheidung – und betonte den Gesundheitsaspekt, der mit dem Radfahren verbunden ist: „Das fördert vor allem den Pendlerverkehr auf dem Fahrrad. Ich merke, dass ich viel entspannter, fitter und ruhiger bin, seitdem ich täglich mit dem Rad zur Arbeit fahre.“
Fonds wird 80 Prozent der Kosten tragen
Bis zum ersten Radschnellweg ist es noch ein langer Weg. Im September wird der Förderfonds der Metropolregion wohl die Auswahl der sechs Routen für gut befinden und eine Finanzierung der Machbarkeitsstudien beschließen. Der Fonds wird maximal 80 Prozent der Kosten tragen, den Rest müssen die Kommunen und Kreise beisteuern. Eine solche Studie dürfte etwa 3000 Euro pro Kilometer Radweg kosten. Für die 32 Kilometer zwischen Elmshorn und Hamburg würden also wohl gut 90.000 Euro fällig werden. Ergebnisse könnten Ende 2018 oder Anfang 2019 vorliegen.
Noch teurer ist dann der Radwegbau selbst. Denn das Ziel einer unterbrechungsfreien Wegführung lässt sich nur dann erreichen, wenn Brücken und Unterführungen errichtet werden. Der im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) geplante 100 Kilometer lange Schnellweg soll nach bisherigen Schätzungen 183,7 Millionen Euro kosten. Fast die Hälfte dieses Betrags geht für Tunnel und Brücken drauf. Der Bau eines Schnellweg-Kilometers kostet damit bis zu fünf Millionen Euro. Im flachen Holland, dem Fahrrad-Musterland, kommt man mit 500.000 bis zwei Millionen Euro aus. In diesem Bereich dürften sich auch die Kosten für die Metropolregions-Schnellwege bewegen.