Glinde. Umstrittenes Vorhaben auf dem Areal Altes Gleisdreieck kostet jetzt rund 26 Millionen Euro. Spätestens Ende 2019 soll es fertig sein.

Am 29. Juni werden Glindes Stadtvertreter auf ihrer Sitzung den Bebauungsplan für das Areal Altes Gleisdreieck in Zentrumsnähe absegnen und damit der Empfehlung des Bauausschusses folgen, der einstimmig dafür votiert hatte. Es ist das derzeit größte und umstrittenste Wohnbauprojekt in der 18.500-Einwohner-Stadt im Süden des Kreises Stormarn. Und es wird teurer als angedacht. War ursprünglich von einem Investitionsvolumen in Höhe von 20 Millionen Euro die Rede, so rechnet der Investor, die Firma Semmelhaack, nun mit 26 Millionen Euro. Das sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung. Wie geht es nun weiter? Das Hamburger Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was genau entsteht auf dem Areal Altes Gleisdreieck?

89 Wohnungen, davon 62 öffentlich gefördert, in zwei Gebäuden mit vier und fünf Geschossen. Dazu kommen 30 Reihenhäuser, die ebenfalls vermietet werden, zwischen 100 und 120 Quadratmeter Fläche haben sowie einen Grundstücksanteil von 150 bis 250 Quadratmeter. Die Kaltmiete beträgt zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter. Die Sozialwohnungen werden auf beide Komplexe verteilt. Die Mehrzahl mit zwei oder drei Zimmern ist 50 bis 75 Quadratmeter groß, hinzu kommen vier Einheiten mit knapp 100 Quadratmetern und vier Zimmern, die genug Platz für Familien mit drei Kindern bieten. Kosten: 5,80 Euro kalt pro Quadratmeter beim ersten, sieben Euro beim zweiten Förderweg. Die frei finanzierten Wohnungen sind zwischen 50 und 80 Quadratmeter groß bei einer Kaltmiete zwischen neun und zehn Euro für den Quadratmeter. Die beiden großen Gebäude werden mit rotem Klinker versehen und nach dem Energiestandard KfW 55 gebaut.

Wie sieht der Zeitplan der Firma Semmelhaack aus?

Hartmut Thede ist Leiter der Projektentwicklung bei Semmelhaack
Hartmut Thede ist Leiter der Projektentwicklung bei Semmelhaack © Martina Tabel

Nach dem Satzungsbeschluss soll im August der Bauantrag eingereicht und im November damit begonnen werden, die Bäume auf dem 2,1 Hektar großen Areal zu fällen. „Parallel starten wir mit den Erdarbeiten im hinteren Bereich der Straße Am Sportplatz, die vom Kampfmittelräumdienst begleitet werden“, sagt Hartmut Thede. Es würden 20.000 Kubikmeter Erde bewegt. Für Juli kommenden Jahres ist die Erschließung mit dem Einziehen der Baustraßen sowie dem Verlegen der Anschlüsse vorgesehen, der Hochbau soll spätestens im August beginnen.

Zuerst werden die Reihenhäuser im Norden gebaut, dann das fünfgeschossige Gebäude mit einem Blockheizkraftwerk und schließlich das viergeschossige Haus nahe der Möllner Landstraße. Die Bauzeit beziffert Thede auf zwölf bis 15 Monate. Ende 2019 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Warum ist das Investitionsvolumen auf 26 Millionen Euro gestiegen?

Das Projekt verzögerte sich nicht nur einmal und wurde verändert. So musste der Entwurf für den B-Plan dreimal ausgelegt werden. Ziel war es ursprünglich, das Areal bis 2016 zu bebauen. Geplant waren 153 Wohnungen mit 60-prozentigem öffentlich geförderten Anteil. Eine Bürgerinitiative mit 300 Mitgliedern, die das Waldstück erhalten will, führte 2015 Beschwerde bei der Kommunalaufsicht. Sie warf der Stadt vor, ein 12.405 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Areal unter Marktwert an den Investor verkauft zu haben. Der musste nachzahlen. Durch die Mehrkosten war die Variante mit 90 Sozialwohnungen für Semmelhaack nicht mehr wirtschaftlich. Daraufhin machte die Stadt Zugeständnisse, um den Absprung der Firma zu vermeiden.

Was ändert sind durch den Bau der Wohnungen in Zentrumsnähe noch?

Dieses Waldstück wird gerodet
Dieses Waldstück wird gerodet © BGZ | Susanne Tamm

An der Ecke Möllner Landstraße/Am Sportplatz entsteht ein Verkehrskreisel. Der kostet rund 650.000 Euro, 330.000 davon zahlt Semmelhaack, den Rest die Stadt. „Wir rechnen mit einem Baubeginn im Herbst 2018“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Zu einer Straßensperrung wird es dabei wohl nicht kommen, das Konzept ist laut Zug mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) abgestimmt. Glindes Verwaltungschef: „Ich gehe davon aus, dass der Verkehr an der Baustelle vorbeigeführt wird.“ Darüber hinaus erhält die Straße Am Sportplatz auf der Seite des jetzigen Waldes einen Gehweg, die Bahntrasse bis ins Zentrum wird zu einen Fuß- und Fahrradweg umgebaut. Im hinteren Bereich des Areals schafft Semmelhaack rund 20 Besucherparkplätze.

Welchen Stellenwert hat der Bau von Sozialwohnungen für Glinde?

Einen sehr hohen. Auf der Warteliste der Verwaltung für öffentlich geförderte Einheiten stehen 300 Personen. Anfang 2017 hatte Glinde 275 Sozialwohnungen, Tendenz fallend, weil bei ihnen nach und nach die Mietpreisbindung ausläuft. Zum Vergleich: Vor 40 Jahren gab es in der Stadt noch rund 1900. Bei den günstigen Wohnungen, die jetzt gebaut werden, hat die Stadt ein Benennungsrecht. Sie prüft die Bewerber und bestimmt letztendlich, wer eine Sozialwohnung bekommt.

Das Projekt Altes Gleisdreieck ist nicht das einzige, um der Not an bezahlbarem Wohnraum in Glinde gegenzusteuern. Am Holstenkamp plant der Investor D.R.S. Bauregie Dresden 39 Sozialwohnungen in drei Häusern auf einer 6000-Quadratmeter-Fläche. Die Stadt wird 20 Jahre Benennungsrecht haben. Zudem entsteht dort eine Kita für vier Gruppen mit 62 Plätzen. Baubeginn ist für diesen Herbst geplant, die Fertigstellung Anfang 2019.