Glinde . Baubeginn am Alten Gleisdreieck ist frühestens im Oktober. Doch schon jetzt übersteigt die Nachfrage das Angebot.

Noch ist kein Stein gesetzt auf dem Areal Altes Gleisdreieck im Zentrum von Glinde. Dort plant das Unternehmen Semmelhaack den Bau von 89 Wohnungen, davon 62 öffentlich gefördert, und 30 Reihenhäusern. Die Zahl der Interessenten nimmt stetig zu, insbesondere für die Sozialwohnungen. „Die Nachfrage ist wesentlich höher als das Angebot“, sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung. Auch die nicht so günstigen Einheiten sind offenbar heiß begehrt. Deshalb wird ein Großteil der Reihenhäuser, die ursprünglich allesamt zum Verkauf stehen sollten, vermietet.

Verträge zwischen Firma und Wohnungssuchenden können noch nicht abgeschlossen werden, denn es fehlt eine Baugenehmigung. Die wird erst erteilt, wenn es einen Bebauungsplan gibt. Daran arbeitet die Stadt. Jetzt beschloss der Bauausschuss, dass der Entwurf öffentlich ausgelegt wird – bereits zum dritten Mal. „Wenn alles optimal läuft, haben wir den Satzungsbeschluss im Juni. Dann könnten die Arbeiten im Oktober beginnen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Darauf hat sich auch Semmelhaack eingestellt. Die Zeitplanung wurde allerdings schon mehrfach über den Haufen geworfen. Das Projekt zieht sich hin, obwohl alle Parteien in Glinde dafür sind.

Investor musste nachzahlen, Konzept wurde geändert

Im Februar 2014 präsentierten Zug und Investor der Öffentlichkeit erste Pläne für das 2,1 Hektar große Gelände in der Hoffnung, 2016 den Mietern zum Einzug gratulieren zu können. Ursprünglich sollten 153 Wohnungen mit 60-prozentigem öffentlich geförderten Anteil entstehen.

Das Vorhaben kam aber nicht überall gut an. Dreimal wurden Vorarbeiten sabotiert und dabei Bohrmarkierungen aus dem Boden gerissen, die Täter nicht gefasst. Zudem gründete sich eine Bürgerinitiative, die zwar eine Notwendigkeit von sozialem Wohnungsbau in der Stadt sieht, die Prioritäten in diesem Fall aber anders setzt, weil ihr der Erhalt des Waldes wichtiger ist.

Die Protestler um ihren Sprecher Michael Riedinger lassen nichts unversucht, um das Projekt zu stoppen. 2015 führte die Initiative Beschwerde bei der Kommunalaufsicht, warf der Stadt vor, ein 12.405 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Areal unter Marktwert an Semmelhaack verkauft zu haben. Und tatsächlich musste der Investor nachzahlen. Damit das Projekt für ihn dennoch wirtschaftlich bleibt und er nicht abspringt, wurde das Konzept geändert. Deshalb gibt es einen überarbeiteten Entwurf des Bebauungsplanes.

Bürgerinitiative reicht Klage beim Verwaltungsgericht ein

Riedinger und seine Mitstreiter drängen nun darauf, den neuen Grundstückspreis zu erfahren. Den will Bürgermeister Zug aber nicht nennen und beruft sich auf das Betriebsgeheimnis. Deshalb hat die Bürgerinitiative Klage beim Verwaltungsgericht in Schleswig eingereicht, fordert Akteneinsicht.

Der städtebauliche Vertrag zwischen Glinde und Semmelhaack ist abgestimmt. Laut Zug wird er unterschrieben, wenn der Bebauungsplan steht. Der Bürgermeister sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir zum letzten Mal den Entwurf auslegen.“

Die hohe Nachfrage beim Investor überrascht nicht. Derzeit gibt es in Glinde 274 Sozialwohnungen, vor 40 Jahren waren es noch rund 1900. Auf der Warteliste im Rathaus für öffentlich geförderten Wohnraum stehen 300 Personen. Immerhin soll noch in diesem Jahr Baustart für bis zu 50 Einheiten mit günstigen Mieten am Holstenkamp sein.