Ahrensburg. Ahrensburger Naturschützer im Umbruch. Vorsitzender hört nach nur sieben Wochen auf. Geschäftsführer Tritt neuen Job bei Bundesamt an.
Der Ahrensburger Verein Jordsand steht vor einem personellen Umbruch. Der Ende März gewählte neue Vorsitzende Reinhard Schmidt-Moser ist nach nur sieben Wochen zurückgetreten. Zugleich verlässt Geschäftsführer Thorsten Harder nach sieben Jahren Ende Juni die Kommandozentrale im Ahrensburger Haus der Natur: Er hat sich erfolgreich um die Leitung der Internationalen Naturschutzakademie (INA) auf der Insel Vilm vor Rügen beworben und macht einen Karrieresprung.
„Es gab unüberbrückbare Differenzen zwischen der ehrenamtlichen Ebene und der Geschäftsführung über die Führung des Vereins“, sagt Reinhard Schmidt-Moser über seine Beweggründe. Ende März war der pensionierte Referatsleiter aus dem Landesumweltministerium, der in Heikendorf bei Kiel lebt, zum Nachfolger von Eckart Schrey gewählt worden. Dieser hatte den Verein nach einer öffentlichen Schlammschlacht 2012 in ruhigere Gewässer geführt, aber aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut kandidiert.
Schmidt-Moser fand keine Mehrheiten für seine Ideen
„Ich war guter Hoffnung, mit dem neuen Vorstand eine gemeinsame Linie zu finden“, sagt Schmidt-Moser rückblickend. Vor seiner Wahl war er ein Jahr lang stellvertretender Vorsitzender. Aus dem Berufsleben sei er es gewohnt gewesen, dass die Führungsebene auch bei inhaltlichen Auseinandersetzungen am Ende nach außen geschlossen eine Linie vertrete.
Bei seinem ehrenamtlichen Engagement war das offensichtlich nicht zu erreichen. Da er keine Mehrheit für seine Ideen gefunden habe, zog Reinhard Schmidt-Moser die Reißleine. Weil er nicht im Streit gegangen sei, werde er sich auch weiter für Jordsand engagieren. Er sagt: „Wenn man mich fragt, bin ich bereit.“
Zweite Vorsitzende bestreitet Führungskrise im Verein
Bereit sein musste die stellvertretende Vereinsvorsitzende Erika Vauk auch ungefragt: Die 65-Jährige führt den Verein jetzt durch ereignisreiche Monate. Die auch für sie überraschende Herausforderung geht sie mit reichlich Optimismus und guter Laune an: „Wir werden noch enger zusammenrücken, um die Zeit zu überbrücken.“ Dem jetzt noch fünfköpfigen Vorstand ständen kompetente Beiräte und Referenten zur Seite. Von Führungskrise könne deshalb keine Rede sein.
Ihre Erfahrung mit dem Ehrenamt kommt Erika Vauk dabei zugute. Ihr im März 2015 gestorbener Ehemann Gottfried Vauk, mit dem sie 17 Jahre auf Helgoland gelebt und gearbeitet hat, war von 1979 bis 1990 Jordsand-Vorsitzender. „Zum 110-jährigen Bestehen des Vereins werden wir uns nicht in Panik versetzen lassen“, sagt Erika Vauk.
Dass Geschäftsführer Harder den begehrten Job auf Vilm bekommen habe, könne man auch als Auszeichnung werten. „Bei der Bewerbung hat ihm seine Arbeit bei Jordsand sicher nicht geschadet“, sagt Vauk. Die Biologin, die in Schneverdingen (Niedersachsen) wohnt, ist zuversichtlich, schon bald einen Nachfolger zu präsentieren. Die Stelle ist ausgeschrieben, die Frist endet am 31. Mai. „Wir haben schon rund 20 Bewerbungen, auch von Frauen“, sagt sie. Darunter seien bereits beim ersten Blick „tolle Leute“.
Im Haus der Natur soll künftig mehr passieren
Ein Auswahlgremium wird die Interessenten sichten, einige zu Gesprächen einladen und möglichst bald eine Entscheidung treffen. „Wir brauchen einen guten Kommunikator“, sagt Vauk.
Sie findet es wichtig, den Vereinssitz – das idyllisch im Park mit See gelegene Haus der Natur – wieder stärker ins Bewusstsein der Bürger zu rücken. „Dort sollte mehr passieren“, sagt sie. Das schaffe Kontakte, was sich wiederum bei der Akquise von Mitgliedern und Sponsoren auszahle.
Verein Jordsand: 1907 als „Verein zur Begründung von Vogelfreistätten an deutschen Küsten“ in Hamburg gegründet; betreut heute mehr als 20 Schutzgebiete in Nord- und Ostsee (von Sylt über Amrum, Helgoland und Halligen bis zur Greifswalder Oie und zur Fährinsel zwischen Rügen und Hiddensee), aber auch das Ahrensburger Tunneltal und die Hoisdorfer Teiche; Geschäftsstelle im eigenen Haus der Natur im Ahrensburger Stadtteil Wulfsdorf; rund 3000 Mitglieder; Jahresbeitrag 48 Euro; www.jordsand.de