Der neue Vorstand will den Naturschutzverein mit Sitz in Ahrensburg modernisieren. Im Haushalt fehlen zur Zeit noch ganze 100.000 Euro.
Ahrensburg. Schwarz, flach und eher unscheinbar hängt er unter der Decke im Empfangsbereich des Hauses der Natur in Ahrensburg. Und doch steht er für die Hoffnung im bekannten Naturschutzverein Jordsand. Der moderne Flachbildschirm ist sinnbildlich für den neuen Schwung, den der neue Vereinsvorstand nach den Querelen des Frühjahres in die Arbeit bringen will. Und er weckt Erwartungen an die neue Spitze. Denn die Gruppe um den Vorsitzenden Eckart Schrey sowie den nach seiner Freistellung zurückgekehrten Geschäftsführer Thorsten Harder ist angetreten, den bekannten Verein zu modernisieren. Größtes Hindernis dabei dürfte die leere Vereinskasse sein.
"Wir haben einen Nachholbedarf von 20 Jahren", sagt Harder. Das jedoch aufzuarbeiten dürfte angesichts der Finanzsituation schwierig werden. "Wir haben ein strukturelles Defizit. Es wird ein hartes Brot, die Lage wieder zu konsolidieren", so der promovierte Ornithologe Schrey. "Wir liegen derzeit bei einem Minus von mehr als 100 000 Euro", sagt Thorsten Harder. Zurzeit lebe man von Rücklagen. Zu kämpfen habe der Verein unter anderem damit, dass eine institutionelle Förderung von 40 000 Euro gestrichen worden sei. Harder: "Ich hoffe, dass wir die im kommenden Jahr wieder bekommen werden." Die Akquise von Fördergeld habe für Harder und Schrey Priorität. "Wir müssen dringend die Einnahmen erhöhen", so Schrey. Und darum bemühe sich der Vorsitzende. Er stelle sich immer wieder bei zuständigen Behörden und Kommunen vor, um über die Vereinsarbeit zu sprechen. "So war ich gerade auf Helgoland zu einem Gespräch mit dem Bürgermeister", sagt Schrey. Dort betreut Jordsand zwei Schutzgebiete. Man werde sich zukünftig auch als Träger öffentlicher Belange etwa beim Bau eines Offshore-Windparks stärker einbringen.
+++ Naturschutz muss sich Neuem öffnen +++
Laut Harder hat der Führungswechsel eine Erleichterung der täglichen Arbeit gebracht. "Das einengende Korsett ist weg", sagt er und spielt damit auf Streitereien mit der alten Führung um Uwe Schneider über den richtigen Kurs an. Die Unstimmigkeiten hatten im Januar 2012 sogar zu einer Freistellung Harders geführt. Der Vorstand und besonders Schneider gerieten daraufhin jedoch bei einigen Mitgliedern derart in die Kritik, dass er bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Februar zurücktrat.
Der neue Vorstand um den Ornithologen Schrey holte Harder umgehend als Geschäftsführer zurück. Seitdem gebe es viele positive Signale, so Harder. Eines sei Anne Rottenau. Die 24-Jährige hat den lange vakanten Vorstandsposten des Jugendsprechers im Vorstand übernommen. Die Biologie-Studentin hat sich einiges vorgenommen. "Wir von der Jugendgruppe wollen die Vereins-Aktivitäten besser unterstützten sowie die Arbeit mit Gruppen anderer Vereine intensivieren", sagt sie. Zudem wolle sie als Leiterin der Jugendsparte mehr Ausflüge organisieren und mehr junge Leute für den Naturschutz gewinnen.
Rottenau ist dabei zuversichtlich. "Auf einer Mitgliederversammlung im Mai haben wir einen Jugendvorstand mit fünf Mitgliedern gewählt", sagt die Studentin. Sogar eine Elfjährige habe sich für einen Posten gemeldet. Immer wieder brächten die Jugendlichen Freunde oder Nachbarn zu den regelmäßigen Treffen, so Rottenau. "Wir haben feste Strukturen und eine eingeschweißte Truppe", sagt sie. Lob gibt es von der Vereinsspitze. "Ich war kürzlich bei einer Sitzung der Jugendgruppe dabei. Das Engagement der jungen Menschen hat mich sehr beeindruckt", sagt Vereinschef Schrey.
Darüber hinaus gebe es weitere positive Entwicklungen, so Schrey. "Wir haben für alle 21 Schutzgebiete wieder Referenten gewinnen können", sagt er. Vor der Mitgliederversammlung im Februar seien es nur noch sieben gewesen, obwohl die Vereinssatzung vorschreibe, dass jedes Gebiet einen Betreuer braucht.
Doch hält die Aufarbeitung der Vergangenheit trotz des Modernisierungskurses weiter an. So ermittelt zum Beispiel die Staatsanwaltschaft Lübeck weiter wegen des Verdachts der Untreue gegen den ehemaligen Vorsitzenden. Zum aktuellen Stand will sich Oberstaatsanwalt Werner Spohr derzeit jedoch nicht äußern.
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