Bargteheide/Lübeck. Verhandlung darf laut Gesetz nicht länger als 21 Tage unterbrochen werden. Nun müssen alle Zeugen erneut ausagen. Neuer Termin offen.

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Svea T. muss neu aufgerollt werden. Der Grund: Der Verteidiger von Sven S. ist krank. Bereits die beiden in den vergangenen zwei Wochen angesetzten Verhandlungstage vor der I. Großen Strafkammer des Landgerichts in Lübeck waren deswegen ausgefallen. Am Montag, 15. Mai, war die sogenannte Drei-Wochen-Frist beendet. Denn laut Strafprozessordnung (StPO) dürfen nicht mehr als 21 Tage zwischen zwei Verhandlungstagen liegen.

„Das ist recht streng geregelt, damit die Unmittelbarkeit der Eindrücke gewährleistet bleibt“, erläutert der Sprecher des Landgerichts in Lübeck, Stephan Bahlmann. Erst wenn es bereits zehn Verhandlungstage gab, kann der Zeitraum der Unterbrechung auf einen Monat ausgeweitet werden. „Doch diese Voraussetzungen waren hier nicht gegeben“, sagt Bahlmann, der das als misslich bezeichnet. Denn sobald ein neuer Termin gefunden ist, müssen alle Zeugen, die bislang gehört wurden, noch einmal vernommen werden. Auch Gutachten müssen erneut von den Experten der Rechtsmedizin und des Landeskriminalamtes ebenfalls wieder vorgetragen werden. Einen neuen Termin für den Prozess gibt es laut Stephan Bahlmann noch nicht.

Der Angeklagte hatte mehrfach einen neuen Verteidiger gefordert

Die Aussetzung des Verfahrens hat dabei einen bitteren Beigeschmack. Denn wie berichtet, hatte Sven S. immer wieder einen neuen Verteidiger gefordert. Doch das Gericht wies seine Anträge ab. Zuletzt boykottierte der Angeklagte sogar die Verhandlung, indem er sich aus Papierschnipseln selbstgebastelte Stöpsel in die Ohren stopfte und den Prozessbeteiligten den Rücken zukehrte. Das geschah am Montag vor drei Wochen. Während dieser Verhandlung eskalierte auch die Situation zwischen dem Angeklagten und seinem Verteidiger. „Ich sitze wie ein kleiner Junge hier. Ich habe keine Verteidigung“, sagte Sven S.. Anschließend wurde die Verhandlung unterbrochen, damit sich S. und sein Anwalt beraten konnten. Selbst auf dem Flur war der lautstarke Streit deutlich zu hören. Dem 35 Jahre alten Angeklagten wird vorgeworfen, seine damals 28 Jahre alte Ex-Freundin Svea T. im August 2016 in seiner Wohnung in einen Hinterhalt gelockt und mit drei Schüssen getötet zu haben. Die junge Frau aus Bargteheide hatte sich zuvor von dem Bodybuilder getrennt. Dabei hatte Svea T. auch ein Kontaktverbot gegen ihren Ex erwirkt. Dieser hatte das spätere Opfer und deren Familie mehrfach und massiv bedroht.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass S. die Trennung nicht akzeptieren wollte und mit der brutalen Tat seinen Besitz- und Machtanspruch an Svea T. deutlich gemacht habe. Er habe die junge Frau nur noch als Objekt angesehen. Nachdem S. dreimal auf sein Opfer geschossen hatte, wählte er selbst den 112-Notruf und gestand die grausige Tat. Anschließend flüchtete er. Zunächst entsorgte er die Tatwache in einem Tümpel im Stadtgebiet von Bargteheide. Erst einen Tag später konnte die Polizei den Mann auf einem Campingplatz in Ammersbek festnehmen.

Vor Gericht verlas der Verteidiger am vorerst letzten Verhandlungstag eine Einlassung. Darin weist Sven S. die Mordvorwürfe von sich und spricht von einem Unfall.